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Schwarzer Purpur

Schwarzer Purpur

Titel: Schwarzer Purpur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Wahl
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viel gegessen, und die Aussicht auf ein leckeres Abendessen ließ mir das Wasser im Munde zusammenlaufen.
    »Was schneidest du da? Ich glaube nicht, dass ich diesen Geruch kenne.«
    Jonathan grinste herablassend und erwiderte: »Nachdem ich dich achtundvierzig Stunden kenne, Liebes, bin ich mir da absolut sicher! Es ist frischer Koriander. Wir essen heute asiatisch. Lass dich überraschen.«
    Das Abendessen schmeckte sehr gut, aber aus irgendeinem Grund war ich nicht imstande, den exotischen Speisen die Aufmerksamkeit zu schenken, die sie verdient hätten. Jonathan machte sich einen Spaß daraus, mich nach allen Details des Zusammentreffens mit Mark Abernathy auszufragen: von unserem ersten Aufeinandertreffen in der Kanzlei bis zu unserer Verabredung für morgen Mittag.
    Etwa bei der Stelle, an der ich ihm gestand, dass die Exotik der ungewöhnlichen Pflanzen mir tatsächlich gefiel, schien ihm eine Idee zu kommen, und er fragte: »Hast du schon einmal arabischen Mokka mit Koriander probiert?«
    »Natürlich nicht!«
    Jonathan erhob sich mit der trägen Eleganz, die für ihn so typisch war und verkündete: »Dann wird es höchste Zeit! – Ich lasse mir meine spezielle Mischung immer aus dem Libanon schicken, weil ich Koriander bevorzuge, und hier bekommst du nur die mit Kardamom. Komm mit in die Küche, Liebes, es dauert etwas länger.«
    Das tat es wirklich. Jonathan öffnete eine Blechdose mit auffälligen arabischen Schriftzeichen und hielt sie mir unter die Nase. »Hier, riech einmal. Wie findest du es?«
    Ich schnupperte vorsichtig. »Hauptsächlich riecht es nach zu stark gerösteten Kaffeebohnen«, befand ich naserümpfend. Der starke Kaffeegeruch überdeckte beinahe eine zarte, blumige Beinote.
    Jonathan lachte. »Warte ab, wenn sie gemahlen sind!« Mit diesen Worten griff er nach einer fein ziselierten, orientalischen Messing-Kaffeemühle, füllte eine Hand voll seiner Spezialmischung hinein und begann langsam und gefühlvoll die Kurbel zu drehen.
    »Füll schon mal die Kupferkasserolle zur Hälfte mit kaltem Wasser und gib fünf ordentliche Löffel Zucker dazu.«
    »Das wird aber grässlich süß werden«, wandte ich ein.
    »Mein Freund in Beirut nahm immer zehn Löffel. – So … was riechst du jetzt?« Er hatte das fein gemahlene Pulver ins Wasser geschüttet und wedelte mir mit einer Hand den aufsteigenden Duft zu.
    »Viel besser! Der Kaffee riecht nicht mehr so angebrannt, eher … exotisch.«
    »Du wirst sehen, er schmeckt auch so«, versprach Jonathan und konzentrierte sich darauf, die schwarze dickliche Flüssigkeit dreimal bis knapp unter den Rand der Kasserolle aufwallen zu lassen. Mit einer geschickten Drehung des Handgelenks goss er zwei goldene Mokkatässchen drei viertel voll und reichte mir eines.
    »Jonathan Dunnets Spezialmischung. Nun, was sagst du dazu?«
    Ich probierte vorsichtig einen Schluck und erwartete insgeheim eine abscheulich süße Brühe, aber ich wurde angenehm überrascht. Der Zucker nahm dem scharf gerösteten Kaffee seine Bitterkeit, und der Koriander verband sich mit dem eigentlich so unverwechselbaren Kaffeegeschmack zu einer perfekten neuen Komposition. Meine Überraschung musste sich in meinem Gesicht gespiegelt haben, denn Jonathan verzog spöttisch den Mund und meinte: »Eigentlich müsste ich zutiefst beleidigt über dein Misstrauen sein! Hast du wirklich erwartet, ich würde dir etwas anbieten, das deine unerfahrenen Geschmacksknospen überfordert?«
    »Es gibt Dinge, die schmecken einfach nicht jedem«, verteidigte ich mich. »Und eigentlich mag ich Kaffee überhaupt nicht. Aber dieser ist ganz anders als normaler Kaffee – viel besser!«
    »Das will ich doch hoffen!« Jonathans Empörung enthielt mehr als nur eine Spur Arroganz. »Erstens ist es Mokka, und zweitens ist es mein Mokka! – Aber zurück zu unserem Problem von vorhin. Was wirst du anziehen?«
    »Die Frage habe ich mir auch schon gestellt!«, seufzte ich. Meine Reisetasche enthielt einige Jeans, leichte Pullover und Shirts, darunter die farbenfrohen vom Resteständer der Seidenraupe , den sportlichen Hosenanzug, den ich am Tag zuvor beim Notar getragen hatte, und einen ausreichenden Vorrat an Unterwäsche. Nichts davon schien für morgen geeignet. »Ich hab’s«, Jonathan schnippte triumphierend mit den Fingern. »Morgen Vormittag gehe ich mit dir zu Steinberg & Tolkien . Da finden wir etwas dem Anlass Angemessenes.«
    Steinberg & Tolkien entpuppte sich als eine wahre Secondhand-Fundgrube. In den

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