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Schwarzer Purpur

Schwarzer Purpur

Titel: Schwarzer Purpur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Wahl
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ist!«
    Es war ein großartiger Tag. Mark hatte von Rosie einen Picknickkorb zusammenstellen lassen, und wir fuhren so lange durch die maigrünen Hügel, bis wir einen Platz gefunden hatten, der uns zusagte. Irgendwann zwischen dem Käse und den Schokoladentörtchen erzählte ich ihm von meinen Eltern, meinem seltsamen Aufwachsen und der Rolle, die meine Pflanzen für mich gespielt hatten. Erst, als er mich fest in die Arme nahm und mir wortlos ein Taschentuch reichte, bemerkte ich, dass ich weinte.
    »Menschen sind mitunter ganz schön verrückt«, stellte Mark nachdenklich fest und strich mir beruhigend über die Schulter. »Aber wenn du nicht so wärst, wie du bist, hätte ich mich nicht in dich verliebt.«
    Es dauerte einen Augenblick, ehe die Worte mein Bewusstsein erreichten, aber dann wurde mir geradezu schwindlig vor Freude. Mark Abernathy hatte mir tatsächlich eine richtige, echte Liebeserklärung gemacht! Ich weiß nicht, wieso es mich überraschte, denn mit Blicken, Gesten und Zärtlichkeiten hatte er es mir bereits letzte Nacht zu verstehen gegeben, aber ich hatte aus einem verschwommenen Grund heraus nicht erwartet, dass er zu solchen Worten fähig war.
    Alles in mir drängte mich dazu, »Ich liebe dich auch!« zu sagen – aber ich brachte es nicht über die Lippen. »Und ich mich nicht in dich«, erwiderte ich stattdessen und vergrub mein Gesicht in seinem Hemd, das nach dieser herrlichen Mischung aus Mark und Wäschestärke roch.
    »Was ist mit deinen Eltern?«, fragte ich neugierig, sobald ich wieder auftauchte. Der abweisende Gesichtsausdruck und der bittere Zug um den Mund ließen mich die Frage sofort bereuen. Aber ich hatte sie gestellt, und Mark schien entschlossen, darauf zu antworten.
    »Mein Vater wollte sich nicht mit einem Kind belasten, als er nach dem Tod meiner Mutter sofort wieder heiratete. Also schickte er mich zu seinen Eltern, und das ist das einzig Gute, das er je für mich getan hat. Sophia ist nicht nur meine Großmutter, sie hat mich auch aufgezogen. – Mein Vater hat sich erst wieder an die so genannten familiären Verpflichtungen erinnert, als er glaubte, ich hätte eine Goldmine geerbt …«
    »Was hat Sophia dazu gesagt?«, konnte ich mich nicht zurückhalten zu fragen. Ich erinnerte mich an Jonathans Andeutung im Zug. Es schien so schwer vorstellbar, dass jemand wie sie einen solchen Sohn haben sollte.
    Mark lächelte schwach. »Die Arme war fassungslos. Sie hatte sich jahrelang eingeredet, er wäre nur in schlechte Gesellschaft geraten und würde sich wieder fangen. Als sie merkte, dass damit nicht mehr zu rechnen war, schloss sie sich tagelang in ihrem Zimmer ein. Dann kam sie eines Morgens in ihrem Reisemantel heraus, fuhr weg, und als sie wiederkam, hatte sie meinen Vater so eingeschüchtert, dass mein Rechtsanwalt ihn mit einer vergleichsweise bescheidenen Summe abfinden konnte. – Frag mich nicht, wie sie das geschafft hat!«
    »Sophia ist auf ihre Art genauso erstaunlich wie meine Mutter«, sagte ich nachdenklich.
    Wir zögerten die Heimfahrt immer wieder hinaus, und so dämmerte es bereits, als wir endlich den Hohlweg nach Blackthorn Hall hinunterpreschten.
    Sophia erwartete uns mit verschmitztem Grinsen. »Na, das muss ja ein ordentlicher Ausflug gewesen sein! Habt ihr euch gut amüsiert? – Für dich hat jemand angerufen«, sagte sie dann an mich gewandt. »Eine Mrs. Brightley. Wendy Brightley. Sagt dir der Name etwas? Die arme Frau klang ziemlich aufgeregt. Ich habe ihre Nummer auf den Block neben dem Telefon geschrieben. Am besten rufst du sie gleich zurück.«
    Arm in Arm schlenderten die beiden ins Esszimmer voraus, während ich mit der ungewohnten Wählscheibe des antiquierten Telefons kämpfte. Was mochte Jonathans Produzentin von mir wollen? Es wunderte mich, dass sie sich überhaupt noch an mich erinnerte.
    Das knappe »Hello« klang leicht verschnupft.
    »Mrs. Brightley, Wendy? Hier spricht Verena Naumann, Jonathans … Hilfsköchin. Sie wollten mich sprechen?«
    »Ja, ich wollte es Ihnen persönlich sagen. Jonathan …« Ihre Stimme versagte, und ich hörte sie unterdrückt schluchzen.
    Mir wurde kalt. »Was ist mit Jonathan?«, flüsterte ich heiser. »Er und Michael … Verena, es ist schrecklich! Sie hatten einen Unfall. Ein betrunkener LKW-Fahrer hat sie überrollt. Die Polizei sagte, sie hätten keine Chance gehabt. Sie müssen sofort tot gewesen sein.« Wendys tränenerstickte Stimme brach.
    Um mich herum drehte sich alles, und ich konnte

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