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Schwarzer Purpur

Schwarzer Purpur

Titel: Schwarzer Purpur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Wahl
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dass weitere Erläuterungen angebracht wären.
    Ja, die Augenpartie erinnerte an Rosie, allerdings verfremdete der unnatürlich dichte Kranz falscher Wimpern die Ähnlichkeit der blassblauen Augen. Und ihre Haare waren nicht rötlich lila gefärbt, sondern hellblond.
    »Wieso hast du ein Bild von ihr auf deinem Schreibtisch stehen?«, fragte ich und hörte selbst, dass meine Stimme scharf klang. »Warst du mit ihr zusammen?«
    »Mit Jess? Wie kommst du darauf?« Sein Erstaunen wirkte so echt, dass ich erleichtert ausatmete.
    »Dieser kitschige Rahmen, und wie sie dasteht …«
    Er warf einen kurzen Blick darauf, als wisse er nicht, wovon ich spräche, und sagte dann zerstreut: »Das da hat sie mir letztes Jahr zum Valentinstag geschenkt, und wenn ich es irgendwo verschwinden ließe, wäre Miles gekränkt.«
    »Und dieses Jahr?«
    Er sah auf. Verstehen dämmerte in seinen Augen, dann Erheiterung. »Du bist ja eifersüchtig!«
    »Ein bisschen«, gab ich zu und verschwieg, dass ich am liebsten dieses provokant lächelnde Gesicht in Fetzen gerissen und in den übervollen Papierkorb befördert hätte.
    »Irgendwie gefällt mir das«, murmelte er und kam auf mich zu, ohne mich aus den Augen zu lassen. »Aber du hast nicht den geringsten Grund, auf sie eifersüchtig zu sein. Sie ist für mich eher so eine Art kleine Schwester.«
    Besänftigt schlang ich meine Arme um seine Hüften und hob das Gesicht, um mich küssen zu lassen. Ich war süchtig nach Marks Küssen. Kräftige Finger strichen zart über meine Schläfen, gruben sich in mein dichtes Haar. Feste Lippen fuhren leicht über meine Augenbrauen, die geschlossenen Augenlider, meine Nase entlang – bis er mir plötzlich einen scherzhaften Kuss auf die Nasenspitze gab und neckend sagte: »Weißt du noch, warum wir eigentlich hergefahren sind?« Ich riss die Augen auf, sah geradewegs in sein grinsendes Gesicht und musste ebenfalls lachen.
    »Ach, und ich dachte schon, es war nur ein Vorwand, um mich in diesen Alptraum von Büro zu locken.«
    »Nein, das war ein angenehmer Nebeneffekt. – Wolltest du nicht unbedingt die alte Orchideensammlung sehen? Komm, ich bringe dich hin.«
    Die Außenanlagen unterschieden sich deutlich von den vernachlässigten Gebäuden: Die Beete waren von akkurat angelegten Wegen umrahmt, säuberlich geschriebene Schilder wiesen die Pflanzen aus.
    Wir ließen uns Zeit, schlenderten Hand in Hand die Wege entlang, und ich genoss die Sonnenwärme, den leichten Wind, der die unterschiedlichsten Blütendüfte mischte, und unsere ungestörte Zweisamkeit. Es war einfach perfekt. Staunend überließ ich mich einem Glücksgefühl, das mir unwirklich schien.
    »Wie bist du eigentlich auf den Namen gekommen? Purple Passion klingt so gar nicht nach einer Gärtnerei«, fragte ich schließlich.
    Mark räusperte sich bedächtig und bückte sich, um ein Grasbüschel aus dem Beet vor uns zu zupfen. »Versprichst du mir, es für dich zu behalten?«, fragte er zurück.
    »Natürlich«, versicherte ich ihm und wartete neugierig.
    Mark grinste und warnte mich: »Du wirst enttäuscht sein. Es ist garantiert nicht das, was du erwartest! – Also, pass auf: Als ich noch zur Schule ging, kam ich jeden Morgen an einer Art Nachtclub vorbei. Sämtliche Fenster im Erdgeschoss waren mit dunklen Samtportieren verhängt, und die Tür blieb natürlich immer fest verschlossen. Ein geheimnisvoller Ort für einen Schuljungen, der meine Fantasie mächtig anregte. Und er hieß Purple Passion. – Als ich später nach einem Namen für meine Gärtnerei suchte, der ungewöhnlich, aber einprägsam klang, aufregend und geheimnisvoll, fiel mir zwangsläufig wieder diese Jugenderinnerung ein.«
    Ich musste lachen. »Du hast deine Gärtnerei nach einem Nachtclub benannt?«
    »Wieso nicht? – Der Name klingt doch toll, oder?«
    Wir waren vor dem großen Glashaus angelangt. Mark ließ mir den Vortritt. Neugierig sah ich mich um. Doch der Anblick, der sich mir bot, unterschied sich kaum von unserem Blütenzauber- Glashaus. Nur die teilweise dunkel gefärbten Blätter der Sämlinge und Jungpflanzen ließen erahnen, dass hier etwas Besonderes wuchs.
    Im hintersten, abgetrennten Teil des Glashauses hatten die Orchideen sich im Laufe der jahrzehntelangen Vernachlässigung eine Art Dschungel erschaffen. Dank eines glücklichen Zufalls musste der Sammler mit den kostbaren Orchideen auch den extrem seltenen Pilz mitgebracht haben, den Orchideensämlinge in der Natur zur Entwicklung brauchen: Hier

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