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Schwarzer Regen

Schwarzer Regen

Titel: Schwarzer Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Masuji Ibuse
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verwendet: alte Bretter,
ausgeglühtes Wellblech, Strohmatten, Säcke, Strohbündel, Binsen — sogar grünes
Gras. Kleidung und Wäsche hing auf den Zweigen, und in einigen Fällen diente
ein Baum selbst als Stützpfeiler.
    Neben einer Hütte befand sich eine Kochstelle
aus aufgestapelten Steinen mit einem Stück Wellblech, das, zu einem Kegel
gedreht, als Pfanne diente. Neben einer anderen lag ein hoher Stapel trockener
Zweige. An einer Hütte — eigentlich weniger Hütte als vielmehr eine Laube aus
Zweigen — sah ich eine in weißes Tuch eingehüllte Gestalt auf einem Stapel
Steine, daneben ein paar Blumen in einer alten Blechdose. In dieser primitiven
Unterkunft lag eine alte Frau auf dem Rücken auf einem Lager aus grünen Binsen.
    Alle Hütten hatten neben dem Eingang einen
Vorrat an frischem Gras und abgefallenen Nadeln von Sicheltannen oder Zedern,
offensichtlich um sich vor den Stechmücken zu schützen. Eine Methode, wie sie
auf Bauernhöfen üblich ist, ich glaube, die gleiche Methode, wie sie Asche als
Dünger gewinnen. Man zündet die trockenen Nadeln an, packt dann frisches Gras
darauf, ehe sie völlig verbrannt sind, und läßt es die ganze Nacht schwelen.
Ich sah auch Hütten mit Verwundeten. Eine Familie beschäftigte sich damit,
Rauch zu machen, obwohl es heller Tag war und es nur wenige Mücken gab. Es
schien überhaupt ein ziemlich exzentrischer Haushalt zu sein. Sie hatten neben
der Behausung ein Loch gegraben, es mit einem großen Stück Ölpapier ausgelegt
und mit Wasser gefüllt. Eine junge Frau angelte Steine aus dem Feuer und ließ
sie immer wieder ins Wasser fallen. Ich hatte davon gehört, daß das
„Gebirgsvolk“ diese Methode für die Zubereitung von Bädern anwandte, aber ob
diese Leute wirklich aus den Bergen kamen oder nicht, wußte ich nicht. Wenn sie
sich lediglich waschen wollten, dann hätte es der nahe gelegene Fluß ebensogut
getan. Vielleicht bereiteten sie auch ein Bad für einen Verletzten.
    Am Bahnhof von Hesaka wartete eine Menschenmenge
auf einen Zug. Ich ging von den Gleisen hinunter, vorne am Bahnhof vorbei und
eine Weile später wieder auf die Schienen zurück. Aber die Kohle, auf die ich
soviel Hoffnung gesetzt hatte, war verschwunden, die Stelle, wo sie gelegen
hatte, sah aus, als hätte man sie abgedeckt. Ich fragte auf einem benachbarten
Bauernhof nach; dort sagte mir ein alter Mann, daß die ganze Kohle in einer
einzigen Nacht verschwunden wäre.
    „Wann?“ fragte ich. „Die Nacht nach dem Angriff
auf Hiroshima“, war die Antwort. Ich fragte ihn, wem die Kohle denn gehörte.
Zuerst, meinte er, hatte man geglaubt, daß es sich um einen im Freien
angelegten Vorrat der Armee gehandelt hätte, aber im Grunde genommen wußte
niemand, wer der Eigentümer war. Man brauchte nur zu verbreiten, daß irgend etwas der Armee gehörte, und schon zögerten die Menschen,
sich daran zu vergreifen, das war natürlich sehr praktisch. Vermutlich hatte
sich irgend jemand einen Vorrat an Schwarzmarktkohle
angelegt, dachte ich bei mir. Als ich aber meine Vermutung äußerte, warf mir
der alte Mann einen argwöhnischen Blick zu. „Aber schließlich ist Kohle ein
lebenswichtiges Gut, oder nicht?“ sagte ich und ging ohne weitere Diskussion
davon.
    Ich lief, so schnell ich konnte, weiter, bis ich
direkt gegenüber von Furuichi anlangte. Ich stieg das trockene Flußufer
hinunter und gedachte die seichten Stellen zu durchwaten, als ich einen
Sterbenden fand. Er lag mit dem Gesicht nach oben, die Augen verdreht, so daß
nur das Weiße zu sehen war, der Mund stand offen, und der Bauch, nur mit einer
Hose bedeckt, hob und senkte sich fast unmerklich. Ein großer Felsen neben
dieser kaum noch lebenden Kreatur warf einen Schatten über den halben Körper;
auf der anderen Seite des Felsens lagen zwei Leichen mit schweren Verbrennungen
an den Köpfen.
    Ich versuchte vorsichtig aufzutreten beim
Vorübergehen, konnte aber nicht verhindern, daß meine Schuhe auf den losen
Steinen des Flußbettes schurrten. Seit dem Bombenabwurf hatte ich mehr als
genug Tote gesehen, und trotzdem flößten sie mir immer wieder Furcht ein. Die
untergehende Sonne, die sich im Wasser des Flusses spiegelte, blendete mich
unangenehm.
    Die Steine des Flußbettes gingen langsam in Sand
über, dann kam das Wasser. Beim Ausziehen sprach ich die „Predigt über die
Vergänglichkeit“ vor mich hin. „Früher oder später, heute oder morgen, stößt es
mir zu oder meinem Nachbarn... Es weichen die rosigen Wangen des

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