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Schwarzer Schmetterling

Schwarzer Schmetterling

Titel: Schwarzer Schmetterling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Minier
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lange konservieren? Durch Einbalsamierung?«
    »Nein, das würde nicht genügen. Aber Lombard hat genug Kohle. Und entsprechende Techniken gibt es.«
    Servaz betrachtete das junge Engelsgesicht, das jetzt nur noch ein Haufen verbranntes Fleisch, Knochen und geschmolzenes Silikon war. Es wirkte vollkommen unwirklich.
    »Wo ist Lombard?«, fragte Ziegler.
    Servaz erwachte aus seiner Benommenheit und zeigte mit dem Kinn auf die kleine offene Tür auf der anderen Seite des Raumes. Sie schoben sich an der runden Mauer entlang, um der Hitze des Flammenmeeres zu entgehen, und verschwanden in der Tür.
    Noch eine Treppe. Sie führte nach oben. Schmaler und nicht so gut in Schuss wie die vorige. Aus Granit, nass und überzogen von schmutzigen schwarzen Streifen.
    Sie kamen auf der Rückseite des Schlosses heraus.
    Wind. Schnee. Sturm. Nacht.
    Ziegler blieb stehen und lauschte. Alles war still. Abgesehen vom Wind. Der Vollmond erschien und verschwand hinter Wolken. Servaz suchte mit den Augen die wogenden Schatten des Waldes ab.
    »Da«, sagte sie.
    Die dreifache Spur eines Motorschlittens im Mondschein. Er folgte einem Pfad, der zwischen den Bäumen verlief. Die Wolkendecke schloss sich wieder, und die Spuren verschwanden.
    »Zu spät. Er hat sich aus dem Staub gemacht«, sagte Servaz.
    »Ich weiß, wohin diese Piste führt: Zwei Kilometer von hier gibt es einen Kargletscher. Von da aus kriecht die Piste den Berg hinauf, über einen Pass und dann in ein anderes Tal hinunter. Dort trifft sie auf eine Straße Richtung Spanien.«
    »Pujol und Simeoni können ihn dort abfangen.«
    »Sie müssen einen Umweg von fünfzig Kilometern fahren. Lombard wird vor ihnen dort sein! Und vermutlich erwartet ihn auf der anderen Seite bereits ein Auto!«
    Sie ging zu einer Hütte am Waldsaum, wo die Spuren des Motorschlittens begannen. Ziegler machte die Tür auf und drückte auf einen Schalter. Zwei weitere Schneemobile, ein Schlüsselbrett, Ski, Stiefel, Helme und schwarze Anzüge an der Wand: Ihre gelben Reflektorbänder schimmerten im Licht.
    »Du liebe Güte!«, entfuhr es Ziegler. »Ich würde gern wissen, was er da für eine Sondergenehmigung hat!«
    »Wieso?«
    »So was darf man nur unter strengen Auflagen nutzen«, sagte sie, während sie einen der Anzüge vom Haken nahm.
    Servaz schluckte, als er sah, wie Irène ihn sich überzog.
    »Was tust du?«
    »Zieh das an!«
    Sie zeigte ihm einen zweiten Anzug und ein Paar Stiefel. Servaz zögerte. Das ging bestimmt auch anders … mit Straßensperren zum Beispiel … Aber alle Ordnungskräfte waren an der Klinik gebunden … Und auf der anderen Seite des Berges hatte Lombard mit Sicherheit alle notwendigen Vorkehrungen getroffen … Irène durchstöberte das Schlüsselbrett, setzte eines der langen, stromlinienförmigen Gefährte in Gang und ließ es nach draußen gleiten. Sie schaltete den Scheinwerfer an, kam zurück und nahm zwei Helme und zwei Paar Handschuhe. Servaz schlug sich mit einem Anzug herum, der ihm viel zu groß war, zumal ihn seine schusssichere Weste noch zusätzlich behinderte.
    »Zieh das an und steig auf«, schrie sie durch das Dröhnen des Viertaktmotors.
    Er setzte den rot-weißen Helm auf und hatte sofort das Gefühl zu ersticken. Er zog die Kapuze darüber und ging nach draußen. In diesen Stiefeln stapfte er wie ein Astronaut – oder wie ein Krüppel – durch den Schnee.
    Draußen hatte der Sturm ein wenig nachgelassen. Der Wind war abgeflaut, und in dem Lichttunnel, den der Scheinwerfer des Schneemobils in die Dunkelheit bohrte, fielen jetzt weniger Schneeflocken. Er drückte auf die Taste seines Walkie-Talkies.
    »Vincent? Wie geht’s Samira?«
    »Es geht. Aber der andere Typ ist schlecht dran. Die Krankenwagen sind in fünf Minuten da. Und bei euch?«
    »Alles okay! Bleib bei ihr.«
    Er unterbrach das Gespräch, klappte das Visier seines Helms herunter und bestieg ungelenk den erhöhten Sitz hinter Ziegler. Dann schmiegte er sich fest an die Rückenlehne. Sie fuhr sofort los. Schneeflocken und weiße Baumstämme rasten an ihnen vorüber. Die Maschine glitt mit Leichtigkeit über die präparierte Piste; sie zischte über den Schnee und brummte wie ein starkes Motocross-Motorrad. Noch einmal riss die Wolkendecke auf, und durch das Visier des Helms sah er die Berge jetzt ganz nah über den Bäumen.
     
    »Ich weiß, woran Sie denken, Diane.«
    Seine rauhe, tiefe Stimme ließ sie aufschrecken. Sie war in ihre Gedanken versunken.
    »Sie fragen sich, wie ich Sie

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