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Schwarzer Tanz

Schwarzer Tanz

Titel: Schwarzer Tanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanith Lee
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lange Kerze mit zinnoberroten bis apfelsinengelben Schattierungen, die sie als ihren einzigen Beitrag zum Fest abbrannten.
    Zu ihrem elften Geburtstag, vor ungefähr einer Woche, hatte Rachaela Ruth ein Kleid geschenkt, das sie sich gewünscht hatte. Scharlachrot und Apfelgrün, und Ruth trug es am Weihnachtstag. Sie aßen Hähnchen, Erbsen und Pommes frites, Apfeltorte mit Sahne.
    Draußen fiel Regen, der den Schnee erneut abgelöst hatte, in grauen Schleiern.
    Ansonsten verlief der Tag normal. Rachaela spielte Musik, Ruth zeichnete. Im Radio gab es ein Hörspiel über die Drei Weisen, die sich auf der Autobahn verirrt hatten.
    Am Weihnachtsabend nahm Ruth ihr allabendliches Bad und kam im Nachthemd zurück.
    » Mami?«
    » Was ist denn?«
    » Du hast gesagt, ich soll es dir sagen.«
    » Was?«
    » Es hat angefangen.«
    Rachaela brauchte einen Moment, um zu begreifen.
    » Du hast deine Periode?«
    » Ja, Mami.«
    » Bist du zurechtgekommen?«
    » Ja, danke.«
    » Tut es weh? Willst du eine Schmerztablette?«
    » Nein, es tut nicht weh.«
    » Das ist gut.«
    Ruth stand da und sah sie an. Rachaela konnte sich gut vorstellen, dass Emma vor Glückwünschen zu den Freuden der Weiblichkeit geradezu übergequollen wäre. Ruth hatte früh angefangen, genau wie sie, Rachaela. Sie musste ganz unbeabsichtigt denken, bluten.
    » Ich bin jetzt anders«, sagte Ruth.
    » Ja«, sagte Rachaela. Sie wusste nicht, was sie noch sagen sollte. Ruth ging hinter ihre Wand und blieb verschwunden.

14
    Ende Januar fing Rachaela in Mrs. Mantinis Antiquitätengeschäft in der Beaumont Street an.
    Mrs. Mantini brauchte sie nur für die Nachmittage und den ganzen Samstag.
    Sie machten überraschenderweise ein gutes Geschäft, obwohl es sich zumeist um kleinere Artikel wie Wasserkrüge und Schüsseln, Porzellanhunde und Schachteln voller alter Fotografien handelte. Einige von ihnen erinnerten Rachaela an die Alben der Scarabae, mit ihren aufrecht stehenden Wachsfiguren vor Palmen, und doch hätten diese Leute durchaus einmal gelebt haben können, während die Scarabae für immer und ewig festgefroren und tot ausgesehen hatten.
    Mrs. Mantini mochte es nicht, wenn Rachaela im Laden saß und las. Sie sollte die Möbel abstauben, die Kohlenschütte polieren und die Fenster putzen. In der restlichen Zeit gab sie Rachaela Schachteln voller Schmuck oder Münzen, die sie sortieren musste, wertlose Objekte, die oft zu einem überhöhten Preis verkauft wurden.
    Die Bezahlung war nicht großartig, doch der Job war ziemlich bequem.
    Der Frühling kam früh. Ruth machte eine Phase durch, in der sie massenweise Blumen nach Hause brachte, die sie während der Tage ihrer Schulschwänzerei pflückte: Osterglocken und Tulpen, wahrscheinlich aus dem Park oder von einem Grab geklaut.
    » Stiehl lieber nichts, sie werden dich erwischen«, warnte Rachaela.
    Die Blumenphase starb eines natürlichen Todes.
    Als die Tage länger wurden, kam Ruth immer später nach Hause. Oftmals war sie nicht daheim, wenn Rachaela aus dem Laden kam.
    Manchmal aß Ruth auch an einer Imbissbude, nachdem sie ihr Geld für einen Hamburger gespart hatte. Die Schule schickte Rachaela einen Brief, in dem stand, dass Ruths häufige Abwesenheit negative Auswirkungen auf ihre Arbeiten hätte. Rachaela warf ihn in den Abfalleimer.
    » Auf dem Friedhof hat mich ein Mann angesprochen«, verkündete Ruth während des Abendessens.
    » Was hast du gemacht?«
    » Nichts. Er hat gesagt, ich wäre Ruth Scarabae, und ich habe gesagt, nein, ich wäre Ruth Day.«
    » Du hättest ihm nicht antworten sollen.«
    » Aber er hat sich geirrt.«
    » Nun gut. Und was ist dann passiert?«
    » Er hat gesagt, er würde die Familie meines Vaters kennen, und ob ich sie schon einmal kennengelernt hätte. Ich habe nichts gesagt, und er sagte, er glaube nicht, dass ich sie schon kennen würde.«
    » Was dann?«
    » Er hat gesagt, er würde mir eine Cola kaufen, und ich sagte, du hättest mir verboten, mit Fremden zu reden, und dann bin ich fortgelaufen.«
    » Ist er dir nachgegangen?«
    » Nein. Er stand einfach nur so da.«
    Rachaela fragte: » Trug er einen dunklen Mantel und eine Wollmütze?«
    » Ja. Ich denke, ihm muss ganz schön heiß gewesen sein.«
    Rachaela versuchte sich zu beruhigen. Sie zitterte vor Angst und frustriertem Zorn. Wie hatte er sie gefunden? Wie war er Ruth gefolgt?
    Wie konnte er es wagen, sie anzusprechen?
    Seit Wochen überprüfte sie jetzt schon abends die Bürgersteige, ob ihr jemand folgte,

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