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Schwarzer Tanz

Schwarzer Tanz

Titel: Schwarzer Tanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanith Lee
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Dann schlossen sich die Wälder um uns, und das Licht verschwand.«
    » Camillo.«
    » Der Schlitten raste die ganze Nacht dahin. Einmal auf einer Anhöhe wurde der Wald lichter, wir blickten zurück und sahen ein gewaltiges rotes Licht am Horizont. Meine Mutter schrie auf. Sie sagte, sie würden unsere Leute verbrennen. Mein Vater sagte, die ganze Stadt brenne. Dann verschlangen uns wieder die Wälder.«
    » Und am Morgen«, sagte Rachaela, » kam das Licht, und du hast dein Haupt verborgen und geweint.«
    Camillo grinste. » Gut. Ich muss es nicht zu Ende bringen.«
    » Warum hast du mir das erzählt?«
    » Du bist hier.«
    » Wer waren die Leute, die gestorben sind?«
    » Scarabae«, antwortete Camillo. » Immer wieder Scarabae.«
    » Der Aberglaube, den sie selbst nährten, hat sie umgebracht.«
    » Funkel, funkel kleiner Stern«, sagte Camillo, » was du bist, wüsst’ ich so gern.«
    » Du hattest Angst vor dem Licht, weil es dir so beigebracht wurde«, sagte Rachaela. » Du hast geglaubt, dass ihr Vampire seid, weil dir auch das jemand eingebläut hatte.«
    » Was ist das für eine Kreatur«, sagte Camillo, » eine Maus? Ein Elefant?«
    » Wie kann ich Ruth aus ihren Klauen befreien?«
    » Ruth«, sagte Camillo. » Dieses böse Kind.«
    Rachaela starrte Camillo an.
    » Du magst sie nicht.«
    » Eine Schlange an unserem Busen.«
    » Dann hilf mir, sie von hier wegzubringen, Camillo. Sag mir wie?«
    » Es besteht keine Hoffnung«, tönte Camillo in seinem gelben Schachtelbett. » Sie ist jetzt ihre Brut. Und du bist das Unkraut, der Busch, der nicht blühen will. Geh weg.«
    » Camillo …«
    » Eines Nachts«, sagte Camillo, » kam der Pöbel. Die Leute schrien vor dem Haus …« Rachaela blickte in das alte Gesicht, das sich wie eine Muschel um seine Geschichte schloss. Sie ging zur Tür, und er rezitierte die Worte, bis sie nach draußen gegangen und die Tür hinter sich geschlossen hatte. Danach herrschte wieder Stille in dem Raum.

16
    Als das Abendessen beendet und der Tee ausgetrunken war, stellte Ruth ihre Tasse ab und stellte wieder dieselbe Frage: Soll ich jetzt nach oben gehen? Ja …
    Rachaela erhob sich ebenfalls: » Ich komme mit dir, Ruth.«
    Ruth wartete gehorsam, wie ihr das in all den Jahren beigebracht worden war.
    Anna sagte: » Sie kennt den Weg, Rachaela.«
    » Da bin ich mir sicher. Aber ich möchte trotzdem bei der Klavierstunde zugegen sein.«
    Überall im Raum ging eine kaum wahrnehmbare Bewegung durch die Scarabae, sie murmelten wie Blätter in einer leichten Brise. Dorian ließ die Schachfigur, mit der er gerade einen Zug ausführen wollte, in der Luft verharren. Alice hatte anscheinend eine Masche fallengelassen.
    » Das könnte Ruth von ihrem Spiel ablenken«, ließ sich Stephan von dem leeren Kamin her vernehmen. » Ein junges Mädchen. Sie ist noch nicht sehr geübt.«
    » Natürlich nicht«, sagte Rachaela. » Ich bin ihre Mutter.«
    Ein Seufzen schien über sie hinwegzustreichen.
    » Nun denn, selbstverständlich«, sagte Anna.
    Ruth wandte sich um und lief zur Tür, jedoch nicht so eiligen Schrittes wie am Abend zuvor, damit Rachaela ihr folgen konnte. Draußen in der Halle, wo Ruths Lippen mit dem rubinroten Licht der Lampe verschmolzen, fragte Rachaela:
    » Gefallen dir die Klavierstunden?«
    » Oh ja«, antwortete Ruth.
    » Wie kommst du mit ihm zurecht?«, fragte Rachaela ganz beiläufig.
    Ruth gab eisig zurück: » Du hast gesagt, er würde mich nicht mögen, aber das ist nicht wahr.«
    » Mag er dich denn?«
    » Er sagt, dass ich sehr schnell lerne. Er spielt für mich.«
    » Ja«, sagte Rachaela. Sie waren bei der Tür angekommen. Sie fragte schnell: » Erinnerst du dich noch daran, was er als Erstes zu dir sagte?«
    » Ja«, antwortete Ruth.
    » Was?«
    » Er hat gesagt: › Mein Name ist Adam. Ich bin dein Vater. ‹ «
    » Hast du ihm geglaubt?«
    » Ja.«
    » Wie alt ist er deiner Meinung nach?«
    Ruth legte die Hand auf den Türknauf. » Ich weiß es nicht.«
    Ruth sah Rachaela an, ihr Gesicht wirkte wie ein unbeschriebenes Blatt Papier, oder genauer gesagt, wie all die durchgestrichenen und unleserlich gemachten Worte in einem von Sylvians Büchern.
    » Er ist mein Dad«, sagte Ruth.
    Diese schrecklich banale Behauptung stand wie eine Mauer zwischen ihnen. Ruth drehte an dem Türknauf, und die Tür zum Turm öffnete sich.
    Ruth betrat als Erste die Treppe zu dem oberen Raum.
    Rachaela folgte ihr langsam, ihr Körper schmerzte, als hätte sie Fieber.
    Der

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