Schwarzes Echo
zu den Diamanten waren.
»Und das Beste habe ich für den Schluß aufbewahrt«, verkündete Wish. »Mr. Bok, auch bekannt als Mr. Tran, kontrolliert seine umfangreichen Besitztümer über eine Gesellschaft. Und der Name besagter Gesellschaft lautet – nach Special Agent Rourkes Aktenprüfungen – Diamond Holdings Incorporated.«
Sie passierten den Rodeo Drive und kamen ins Zentrum des Geschäftsviertels. Die Gebäude entlang des Wilshire wurden immer würdevoller, als wüßten sie vom Reichtum in ihrem Inneren. In manchen Gegenden kroch der Verkehr nur noch, und Bosch kam auf zwei Wagenlängen an den Mercedes heran. Wegen einer roten Ampel wollte er nicht den Anschluß verlieren. Sie waren schon fast am Santa Monica Boulevard, und Bosch glaubte allmählich, daß sie nach Century City fahren würden. Er sah auf seine Uhr. Es war zehn vor fünf. »Wenn er zu einer Bank in Century City will, dürfte er es kaum noch schaffen.«
In diesem Augenblick bog der Mercedes rechts in ein Parkhaus. Bosch hielt am Bordstein, und ohne ein Wort sprang Wish hinaus und lief hinterher. Bosch bog bei der nächsten Möglichkeit rechts ab und fuhr um den Block. Autos drängten von den Büroparkplätzen, schnitten ihm immer wieder den Weg ab. Als er endlich zurück war, stand Eleanor schon am Straßenrand. Er hielt, und sie beugte sich herein.
»Such dir einen Parkplatz«, sagte sie und deutete auf die andere Seite, einen halben Block die Straße hinunter. Dort sah man einen abgerundeten Vorbau im Erdgeschoß aus einem Hochhaus ragen. Die Wände des Halbkreises bestanden aus Glas. Im Inneren dieses riesigen, gläsernen Raumes schimmerte die polierte Stahltür eines Tresors. Auf einem Schild draußen am Gebäude stand Beverly Hills Safe & Lock. Er sah Eleanor an, und sie lächelte.
»War Tran im Wagen?« fragte er.
»Natürlich. So ein Fehler würde dir nicht unterlaufen.«
Er lächelte zurück. Dann sah er, daß gleich vor ihm eine Lücke entstand. Er fuhr hin und parkte ein.
»Seit wir glauben, daß es einen zweiten Tresoreinbruch geben wird, habe ich nur Banken im Blick gehabt«, sagte Eleanor Wish. »Weißt du, Harry? Vielleicht auch eine Sparkasse. Zweimal die Woche fahr’ ich an diesem Ding vorbei. Mindestens. Aber daran hab ich nie gedacht.«
Sie waren den Wilshire hinuntergelaufen und standen gegenüber vom Beverly Hills Safe & Lock. Genauer gesagt stand sie hinter ihm und spähte über seine Schulter. Tran, oder Bok, wie er sich jetzt nannte, wußte, wie sie aussah, und sie konnten nicht riskieren, hier entdeckt zu werden. Büroangestellte drängten sich auf dem Bürgersteig, strömten aus den Drehtüren der Gebäude, stürmten die Parkhäuser in dem Versuch, dem Verkehr vor dem langen Wochenende fünf Minuten abzuringen.
»Aber es paßt«, sagte Bosch. »Er kommt her, traut den Banken nicht, wie dein Freund beim Außenministerium schon sagte. Also sucht er einen Tresor ohne Bank. Da ist er. Und noch besser. Solange du bezahlen kannst, brauchen diese Leute nicht zu wissen, wer du bist. Keine bundeseinheitlichen Bankvorschriften, da es keine Bank ist. Du kannst eine Box mieten und dich nur per Brief oder Zahlencode ausweisen.«
Das Beverly Hills Safe & Lock wirkte äußerlich wie eine Bank, war jedoch weit davon entfernt, eine zu sein. Es gab keine Spar- oder Girokonten. Keine Kreditabteilung, keine Kassen. Was geboten wurde, war das, was man im Schaufenster sah. Ein polierter Stahltresor. Es war ein Unternehmen, das Wertsachen schützte, nicht Geld. In einer Gegend wie Beverly Hills bestand in dieser Hinsicht große Nachfrage. Die Reichen und Berühmten verwahrten hier ihre Juwelen. Ihre Pelze. Ihre vorehelichen Vereinbarungen.
Und der Tresor war offen einzusehen. Hinter Glas. Er lag im Erdgeschoß des vierzehnstöckigen J. C. Stock Building, einem unauffälligen Bauwerk, sah man von dem gläsernen Tresorraum ab, der in einem Halbkreis aus der Fassade im Erdgeschoß hervorragte. Der Eingang befand sich seitlich am Gebäude in der Rincon Street, wo Mexikaner in kurzen, gelben Uniformjacken bereit standen, den Wagen eines Kunden in Empfang zu nehmen.
Nachdem Eleanor abgesetzt worden war, hatte sie beobachtet, wie Tran und zwei Leibwächter aus dem goldenen Mercedes stiegen und zum Tresor gingen. Falls sie wußten, daß sie verfolgt wurden, hatten sie sich nichts anmerken lassen. Sie drehten sich nicht um. Einer der Leibwächter trug einen stählernen Aktenkoffer.
Eleanor sagte: »Ich glaube, mindestens ein
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