Schwarzes Echo
eingearbeitet, auf dem man die schwarzen Umrisse einer Hand mit gespreizten Fingern sah.
»Um in den Tresorraum zu gelangen, muß Ihre Hand gespeichert sein. Die Knochenstruktur. Ich zeige es Ihnen.«
Er legte seine rechte Hand auf die schwarzen Umrisse. Das Gerät fing an zu summen, und das weiße Plastik wurde von innen erleuchtet. Wie bei einem Kopierer fuhr ein Lichtstab unter Grants Hand entlang.
»Röntgenstrahlen«, sagte Grant. »Besser als Fingerabdrücke, und der Computer kann das Bild in sechs Sekunden bearbeiten.«
Nach sechs Sekunden gab die Maschine einen kurzen Piepton von sich, und das elektronische Schloß an der ersten Tür der Schleuse schnappte auf. »Sehen Sie, hier werden Ihre Hände zu Ihrer Unterschrift, Mr. Pounds. Wir brauchen keine Namen. Sie geben Ihrem Fach einen Code und die Knochenstruktur Ihrer Hand in unsere Datei. Sechs Sekunden Ihrer Zeit. Mehr brauchen wir nicht.«
Hinter sich hörte Bosch die Stimme des Mannes im blauen Anzug. Avery war sein Name. »Ah, Mr. Long, sind wir soweit?«
Bosch drehte sich um und sah Tran aus der Nische hervortreten. Jetzt trug er den Koffer selbst, und einer der Leibwächter trug das Schließfach. Der andere sah Bosch direkt an. Bosch drehte sich zu Grant um und sagte: »Können wir reingehen?«
Er folgte Grant in die Schleuse. Die Tür fiel hinter ihnen ins Schloß. Sie standen in einem Raum aus Glas und weißem Stahl, etwa doppelt so groß wie eine Telefonzelle. Am anderen Ende gab es eine zweite Tür. Dahinter stand ein weiterer bewaffneter Wachmann.
»Dies hier ist ein Detail, das wir aus dem Bezirksgefängnis von L. A. übernommen haben«, sagte Grant. »Die Tür vor uns läßt sich nur öffnen, wenn die hinter uns geschlossen ist. Maury, unser bewaffneter Wachmann, nimmt einen abschließenden visuellen Check vor und öffnet die letzte Tür. Sie sehen, hier arbeiten Mensch und Elektronik Hand in Hand, Mr. Pounds.« Er nickte Maury zu, der die letzte Tür entriegelte und öffnete. Bosch und Grant traten in den Tresorraum. Bosch machte sich nicht die Mühe, darauf hinzuweisen, daß er die ausgeklügelten Hindernisse erfolgreich umgangen hatte, indem er Grants Raffgier provoziert und ihm die Geschichte mit der Adresse in Bel Air untergeschoben hatte.
»Und nun zum Tresor«, sagte Grant und streckte seinen Arm aus wie ein Gastgeber.
Der Tresor war größer, als Bosch ihn sich vorgestellt hatte. Er war nicht breit, reichte aber weit in das Gebäude hinein. Die Schließfächer befanden sich an den Seitenwänden und in einer Stahlkonstruktion in der Mitte des Tresors. Während die beiden Männer den Gang nach links hinunter liefen, erklärte Grant, daß die mittleren Fächer größere Kapazitäten zu bieten hätten. Bosch sah, daß diese Türen viel größer waren als die an den Seitenwänden. Einige waren so groß, daß man hineingehen konnte. Grant sah, daß Bosch sie anstarrte, und lächelte.
»Pelze«, sagte er. »Nerze. Wir haben hier oft teure Pelze, Kleider, was Sie wollen. Die Damen von Beverly Hills verwahren sie außerhalb der Saison bei uns. Immense Versicherungsersparnis, ganz zu Schweigen vom Seelenfrieden.«
Bosch blendete das Verkaufsgespräch aus und beobachtete, wie Tran den Tresor betrat, dahinter Avery. Noch immer trug Tran den Koffer, und Bosch sah ein schmales Metallband an seinem Handgelenk. Er war an den Koffer gefesselt. Bosch spürte den Adrenalinschub. Avery trat an eine offene Schließfachtür mit der Nummer 237 und schob die Box hinein. Er schloß die Tür und verriegelte eines der Schlösser. Tran kam heran, steckte seinen Schlüssel in das andere Schloß und drehte ihn. Dann nickte er Avery zu, und beide Männer gingen hinaus, ohne daß Tran Bosch eines Blickes gewürdigt hätte.
Als Tran draußen war, erklärte Bosch, er habe genug vom Tresor gesehen und wolle jetzt gehen. Er trat an das doppellagige Glas, sah hinaus auf den Wilshire Boulevard und beobachtete Tran, der – flankiert von seinen beiden Leibwächtern – zu dem Parkhaus ging, in dem sein Mercedes stand. Niemand folgte ihnen. Bosch sah sich um, aber Eleanor konnte er nirgendwo entdecken.
»Stimmt irgendwas nicht, Mr. Pounds?« sagte Grant hinter ihm.
»Ja«, sagte Bosch. Er griff in seine Jackentasche und holte seine Marke hervor. Er hielt sie über seine Schulter, damit Grant sie sehen konnte. »Holen Sie mir lieber den Geschäftsführer von diesem Laden. Und nennen Sie mich nicht mehr Mr. Pounds.«
Lewis stand an einem offenen
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