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Schwarzes Echo

Schwarzes Echo

Titel: Schwarzes Echo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Münzfernsprecher vor einem Vierundzwanzig-Stunden-Diner mit Namen Darling’s um die Ecke vom Beverly Hills Safe & Lock, etwa einen Block weit die Straße hinunter. Über eine Minute war es schon her, daß Officer Mary Grosso den Anruf entgegengenommen und gesagt hatte, sie würde Deputy Chief Irving an den Apparat holen. Lewis dachte, wenn der Mann schon stündlich Berichte wollte – und dann noch per Telefon –, wäre es wohl das mindeste, daß er auf diese verdammten Anrufe auch prompt reagierte. Er nahm den Hörer auf die andere Seite und suchte in seiner Jackentasche nach etwas, mit dem er sich zwischen den Zähnen herumstochern konnte. Sein Handgelenk war wund und scheuerte an der Tasche. Aber der Gedanke, daß Bosch ihn gefesselt hatte, machte ihn nur wütend, also versuchte er, sich auf seine Ermittlungen zu konzentrieren. Er hatte keine Ahnung, was vor sich ging, was Bosch und die FBI-Frau planten, aber Irving war überzeugt davon, daß sie ein Ding drehten, und Clarke war es auch. Falls es stimmte, so schwor sich Lewis in der Telefonzelle, wollte er derjenige sein, der Bosch die Handschellen anlegte.
    Ein alter Bettler mit unruhigen Augen und weißem Haar schlurfte zum Apparat neben Lewis und suchte das Rückgabefach ab. Es war leer. Er streckte seinen Finger nach Lewis’ Telefon aus, aber der IAD-Detective schlug sie weg.
    »Wenn was drin ist, gehört es mir«, sagte Lewis.
    Unbeeindruckt sagte der Bettler: »Hätten Sie einen Vierteldollar, damit ich mir was zu essen kaufen kann?«
    »Zisch ab«, sagte Lewis.
    »Was?« sagte eine Stimme.
    »Was?« sagte Lewis, und dann merkte er, daß die Stimme aus dem Hörer kam. Es war Irving. »Oh, nicht Sie, Sir. Ich hatte nicht gemerkt, daß Sie – äh, ich hatte gerade, äh, ich hab’ da ein Problem mit jemandem. Ich …«
    »So sprechen Sie mit einem Bürger?«
    Lewis langte in seine Hosentasche und zog einen Dollar hervor. Er reichte ihn dem weißhaarigen Mann und verscheuchte ihn.
    »Detective Lewis, sind Sie da?«
    »Ja, Chief. Tut mir leid. Ich hab’ die Situation jetzt im Griff. Ich wollte mich melden. Es hat sich eine wichtige Entwicklung ergeben.«
    Er hoffte, Irving damit endlich von seiner Taktlosigkeit ablenken zu können. Irving sagte: »Sagen Sie mir, was es gibt. Haben Sie Bosch noch im Auge?«
    Lewis atmete scharf aus, erleichtert.
    »Ja«, sagte er. »Detective Clarke setzt die Beschattung fort, während ich Ihnen Bericht erstatte.«
    »Also gut, dann erstatten Sie. Wir haben Freitag nachmittag, Detective. Ich möchte gern zu einer angemessenen Zeit zu Hause sein.«
    Lewis verbrachte die folgende Viertelstunde damit, Irving über Boschs Verfolgung des goldenen Mercedes aus dem Orange County zum Beverly Hills Safe & Lock in Kenntnis zu setzen. Er sagte, dort habe die Verfolgung ihr Ende gefunden.
    »Was machen sie jetzt, Bosch und die FBI-Frau?«
    »Sie sind noch drinnen. Sieht aus, als würden sie den Geschäftsführer vernehmen. Irgendwas geht da vor sich. Es sah aus, als wüßten sie nicht, wohin sie fuhren, aber als sie dann da waren, wußten sie, daß es das war.«
    »Was war?«
    »Das ist es ja. Ich weiß es nicht. Was immer sie vorhaben. Ich glaube, der Mann, dem sie gefolgt sind, hat dort etwas deponiert. Es gibt da einen Tresor, einen großen Tresor im Schaufenster,«
    »Ja, ich weiß, wo Sie meinen.«
    Lange Zeit sagte Irving kein Wort, und Lewis, der seinen Bericht beendet hatte, war klug genug, ihn nicht zu unterbrechen. Er träumte davon, Bosch Handschellen auf dem Rücken anzulegen und ihn an laufenden Fernsehkameras vorbeizuführen. Er hörte, wie Irving sich räusperte.
    »Ich weiß nicht, was sie planen«, sagte der Deputy Chief. »Aber ich möchte, daß Sie bei ihnen bleiben. Falls die beiden heute nacht nicht nach Haus gehen, tun Sie es auch nicht. Verstanden?«
    »Ja, Sir.«
    »Wenn sie den Mercedes haben wegfahren lassen, wollten sie sicher den Tresor finden. Die beiden werden den Tresor beschatten. Und Sie werden im Gegenzug die beiden beschatten.«
    »Ja, Chief«, sagte Lewis, obwohl er es immer noch nicht verstand.
    In den folgenden zehn Minuten gab Irving seinem Detective genaue Anweisungen und unterbreitete ihm seine Theorie, was mit dem Tresor geschah. Lewis holte Block und Schreiber hervor und machte sich Notizen. Am Ende des Monologs vertraute Irving Lewis seine Privatnummer an und sagte: »Gehen Sie nicht ohne meine vorherige Genehmigung da rein. Sie können mich jederzeit unter dieser Nummer erreichen, Tag und

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