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Schwarzlicht (German Edition)

Schwarzlicht (German Edition)

Titel: Schwarzlicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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draußen warten.»
    Der Typ ging, sie waren allein. Vincent versuchte, die SPD-Kandidatin nicht anzustarren. Selbst im Dämmerlicht fielen ihre Augen auf, dieses Blau.
    « Sie sind das?»
    «Wen haben Sie erwartet? Kriminaldirektor Engel?»
    «Weshalb ziehen Sie diese Show ab, Herr Veih? Man kommt sich vor wie in einem Agentenfilm.»
    «Warum die Verspätung?»
    «Ich musste noch ein Radiointerview geben. Es ging übrigens um die Polizei.»
    «Mir geht es um Castorp.»
    «Das hab ich mir fast gedacht.»
    «Genauer gesagt, um die Wahrheit.»
    «Wie schön.»
    «Stellen Sie sich vor, Sie könnten belegen, dass die CDU noch immer über schwarze Kassen verfügt.»
    Simoniaks Pupillen weiteten sich unwillkürlich.
    Vincent zog die CD aus der Tasche. «Auf diesem Datenträger sehen Sie, wie Castorp in Zürich eine Bank aufsucht. Der Name des Instituts ist festgehalten, auch der des Direktors. Walter Castorp hat von diversen Nummernkonten mehr als acht Millionen abgehoben. Sie wissen, dass er bis vor fünf Jahren Bundesschatzmeister der CDU war?»
    Sie nickte.
    «Außerdem sehen Sie den heutigen Schatzmeister sowie einen Abgesandten aus dem Kanzleramt, wie sie wenige Stunden vor Castorps Tod versuchen, ihn zur Herausgabe des Geldes zu überreden. Die CDU hat also noch immer über Summen verfügt, die sie nie deklariert hat und die vermutlich nie versteuert wurden. Walter Castorp hatte Zugriff darauf, und die Kanzlerin war mit hoher Wahrscheinlichkeit darüber informiert.»
    «Wen können die Medien als Quelle zitieren?»
    «Nennen Sie es gut informierte Kreise. Einen Mitarbeiter der Sicherheitsbehörden. Das muss genügen. Deep Throat , der Watergate-Informant, blieb auch jahrzehntelang geheim.»
    «Woher stammt das Material?»
    «Die Detektivin heißt Emma Liebig. Minister Driesbach hat sie beauftragt.»
    «Ausgerechnet Driesbach. Womöglich hat er auch unsere Büros verwanzt.»
    «Über welche Zeitung werden Sie die Geschichte lancieren?»
    «Das überlasse ich meinen Medienexperten.»
    Vincent wischte die CD an seinem Hemd ab und hielt sie nur am Rand fest. Keine Fingerabdrücke. «Ich war nie hier. Ich habe nie bei Ihrer Partei angerufen. Nur für den Fall, dass mein Plan scheitert und meine Chefs nach dem Maulwurf fahnden.» Er hielt ihr die silberne Scheibe hin.
    «Was verlangen Sie dafür, Herr Veih?»
    «Wechseln Sie die Führung der Düsseldorfer Polizeibehörde aus. Zumindest den Präsidenten. So rasch wie möglich.»
    «Und was soll für Sie persönlich herausspringen?»
    «Ich will ganz einfach nur meinen Job machen.»
    Vorsichtig nahm Simoniak die CD entgegen. Sie drehte sie zwischen ihren Fingerspitzen und ließ sie in die Innentasche ihrer Kostümjacke gleiten.
    «Sie kommen zu spät nach Köln», sagte Vincent.
    «Ohne mich fangen sie dort nicht an.» Sie lächelte und reichte ihm die Hand. Schlanke Finger, die kräftig zupackten. «Ihren Job machen, ganz einfach?»
    «Richtig.»
    «Komischer Kauz.»
    «Finden Sie?»
    Sie runzelte die Stirn. «Wurde die Watergate-Affäre nicht in einer Tiefgarage verraten?»
    «So viel ich weiß.»
    «Nam June Paik liefert da einen ganz anderen Rahmen, finde ich. Ihr Geschmack imponiert mir, Herr Veih.»

70

    Vincent verließ die Kunstsammlung nach hinten durch das Café.
    Wieder ein Anruf, die Nummer unbekannt.
    «Ich bin’s, Tina.»
    «Blümchen! Warum bist du nicht ins Präsidium gekommen, wie wir es vereinbart hatten?»
    «Kannst du mir einen Gefallen tun? Ich brauche ein paar Sachen aus meiner Wohnung. Wenn ich selber hingehe, könnte mir Borsig auflauern.»
    «Verstehe.»
    «Er darf dir auf keinen Fall folgen und womöglich an Feli herankommen!»
    «Klar. Ich brauche nur deinen Schlüssel. Und deine Adresse.»
    «Wir treffen uns an der Kreuzung, wo du mich gestern abgesetzt hast.»

    Sie trat ihre Zigarette aus, als er neben ihr hielt, und stieg zu ihm ein. Es freute ihn, dass sie ganz normal gekleidet war: verwaschene Jeans, helle Bluse mit Paisleymuster, nicht zu weit aufgeknöpft. Das brünette Haar war zum Pferdeschwanz gebunden, dezenter Lippenstift, kein Make-up – nichts erinnerte an die alternde Nutte, die in Amüsierlokalen ihre Kundschaft aufgabelte.
    Blümchen gab ihm den Wohnungsschlüssel und eine Liste. Vincent war froh, etwas für sie und Felicitas tun zu können.
    Er fuhr durch die verstopfte Innenstadt. Als er im Radio das Wort «Polizei» hörte, drehte er den Regler weiter auf.
    Angeblich dauerte die Einkesselung der Krawallmacher auf dem Platz

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