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Schwarztee - Tatort-Salzkammergut Krimi

Titel: Schwarztee - Tatort-Salzkammergut Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anni Buerkl
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befreundet?«
    »Ja, bin ich, aber …« Sie sah Gerbl mitschreiben.
    »Wie gut?«
    »Was, wie gut?«
    Berenike schwankte, obwohl sie saß. Die ganze Welt wirkte
watteweich. Undurchdringlich.
    »Würde Ihre Freundin Sie decken?«
    »Aber ich habe nichts getan!« Schmerzen stiegen aus Berenikes
Nacken auf, nisteten sich in ihrem Kopf ein. Sie legte die Handflächen über die
Augen, welche Wohltat, diese Schwärze.
    »Wie ist er gestorben, der Tote?«
    »Erstickt. Gift statt Aerosol.«
    »Gift statt Aerosol«, murmelte Berenike. »Und was, verdammt
noch mal, hab ich damit zu tun?«
    Susi kam wieder fröhlich daher, stellte eine Steingutkanne
auf den Tisch, dazu kleine henkellose Schalen. Beides in derselben
schlammbraunen Farbe. Jede Kanne war für eine bestimmte Teesorte reserviert.
    »Sie werden den Toten kennen. Gilbert Donner ist sein Name.«
Kain stellte sein Wasserglas ab. Der Blick des Polizisten ruhte abwartend auf
Berenike. An seinem Hemdkragen fiel ihr ein Fleck auf. Jetzt nur keinen Fehler
machen! Berenikes Herz lief schmerzhaft im Körper Amok. Sie sah zu Boden. Zur
Theke. Auf den aufgeschlagen dort liegenden Kalender.
    »Wir haben zunächst nicht gewusst, wer der Tote ist. Alle
Wertgegenstände fehlten, Brieftasche und so weiter. In seiner Anzugtasche
befand sich einzig eine Karte aus dem Hotel Seebrise mit seinem Namen. Und eine
Visitenkarte Ihres Lokals.«
    Das war zu viel. Dass dieser ekelerregende Mensch ihre
Ausseer Adresse besaß, war fürchterlich. Sie bemerkte, dass Kain und Gerbl sie
immer noch beobachteten. Sie hatte sich hoffentlich keine Blöße gegeben. Laut
sagte sie: »Ein Raubmord?«
    »Sah zunächst so aus. Aber mit Gift, das ist höchst ungewöhnlich.
Fräulein Berenike, ich sage das ungern«, Inspektor Kain tupfte sich die Stirn
und trank wieder einen Schluck, während Gerbl zögernd nach der Teekanne griff,
»für diesen Mord haben Sie ein Motiv – nach allem, was ich herausgefunden
habe, sogar ein sehr gutes.«
    Das auch noch! Wie viel wussten die Polizisten? Kain
verschränkte die muskulösen Arme vor seinem mächtigen Brustkorb. Ein Mann, der
beschützen konnte. Und Gerbl schrieb mit, unerbittlich.
    »Moment, bitte, ich bin gleich wieder da.« Zeit gewinnen. Sie
stolperte auf die Toilette. Als sie zurück an den Tisch kam, sah sie Susi mit
dem Telefon in der Hand näher kommen. »Berenike, da …«
    »Ich kann jetzt nicht reden!«, wimmelte sie die Studentin ab.
    Susi sah sie überrascht an und entfernte sich wieder. »Sie
ist in einer Besprechung, Herr – wie war Ihr Name? Herr Lahn. Sehr wohl,
ich werde es ihr ausrichten, Herr Lahn.«
    Lahn, Rabenstein, Donner – alles drehte sich vor
Berenikes Augen. Ein irres Karussell voll furchterregender Masken. Der Traum
von neulich fiel ihr ein. Verflixt, sie sehnte sich plötzlich nach einem
normalen Leben. Ein Nine-to-five-Job, Urlaubsflirts … Flüchten, dachte
Berenike. Flaschengrünes Wasser. Flaschenpost an Ragnhild. Der Pachtvertrag
brannte vor ihrem inneren Auge, untermalt vom höhnischen Gelächter eines
schwarzen Ziegenschädels. Tot, tot, tot, brummte es.
    »Fräulein Berenike, was ist denn? Was haben Sie?«
    Sie sehnte sich. Nach nichts. Endlich nichts.

15
    Baldriantee
    Natürlich fiel sie nicht in Ohnmacht. Sie fiel
nie in Ohnmacht. Nicht einmal, wenn sie es brauchte. Die Polizisten brachten
Berenike im Streifenwagen nach Hause. War sie hier überhaupt zu Hause? War
Aussee ihre Heimat? Sie war einen Moment weggetreten gewesen, seither hatte
Revierinspektor Kain sie nicht aus den Augen gelassen.
    Jetzt nahm er lässig die Kurven hinauf nach Lichtersberg. Auf
dem Weg durchs Dorf sah man ihnen nach. Berenike zuckte zurück, als sich das
Gebläse im Wagen einschaltete. Zum Glück hatte sie an ihre Tasche mit den
Schwimmsachen gedacht, hielt sie zwischen den Knien. »Todeszeitpunkt noch
ungewiss«, drang es von Kain an ihr Ohr.
    »Wie kann das passiert sein mit dem Gift, Herr Inspektor?«
    »Ich kann leider nichts dazu sagen.« Kains Blick wirkte
mitleidig. Sie öffnete das Fenster, weil ihr heiß war, zum Ersticken. Gleich
darauf wurde ihr kalt. Ihr Zeigefinger fand nicht gleich den Knopf, der das
Fensterglas surrend nach oben fahren ließ.
    Tot … Ihr war, als hätte sie es immer schon gewusst.
Dass Gilbert Donner sterben musste. Für sie und ihn war kein Platz in
Altaussee. Nicht auf der ganzen Welt.

     
    Nach einer Tasse Tee – sie mischte
Baldrian, Ringelblume und

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