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Schwarzwaelder Dorfgeschichten

Titel: Schwarzwaelder Dorfgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berthold Auerbach
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Schlunkel, den »verwogenen« Kerl, der schon zweimal im Zuchthause gewesen war, am Raine sitzen und Geld zählen, sonst hätte er sich nicht herabgelassen diesen Menschen nur zu grüßen, jetzt sagte er zuerst halb spaßhaft: »soll ich dir helfen zählen?« Der Angeredete sah auf und antwortete nicht.
    Florian setzte sich zu ihm und bat ihn endlich um einen Gulden. Der Schlunkel grinzte ihn an, schnürte seinen Lederbeutel fest zu, fuhr sich mit dem Zeigefinger über den Mund und pfiff dabei; Florian aber hielt seinen Arm krampfhaft fest.
    »Du wirst doch mir das Geld nicht nehmen wollen?« fragte Schlunkel, »zu was brauchst denn so viel Geld?«
    »Ich muß mir was kaufen.«
    »Meinetwegen, komm, ich geh' mit nach Horb.«
    Florian zitterte, lieber wäre er in die Hölle gegangen, als am helllichten Tag mit dem Schlunkel nur zehn Schritte; er sagte daher:
    »Gib mir nur einen Sechsbätzner, in einer Stund treff' ich dich im Ritter, da hast's wieder.«
    Der Schlunkel gab das Geld und Florian jagte wie der Blitz davon. Unterwegs aber langte er nochmals in seine Tasche, er wußte gar wohl, wie viel er darin hatte, aber er wollte sich dessen nochmals vergewissern. Er drückte die vier Sechser einen, nach dem andern durch die Finger, als wollte er mit aller Gewalt aus jedem noch einen zweiten herausdrücken.
    Pfeifend ging dann Florian über den Viehmarkt hinweg nach dem Krämermarkt in der obern Stadt.
     
8.
     
Florian verspielt sich und gewinnt die Crescenz.
    Plötzlich blieb Florian stehen, ein Tisch mit Würfeln stand vor ihm, er ging vorbei und betrachtete sich die Pfeifen an der nächsten Bude; bald aber kehrte er wieder um und stellte sich an den Tisch, mit dem Vorsatze, nur den Anderen zuzusehen, wie sie spielten. Einer war besonders glücklich auf Nro. 8. Florian langte in die Tasche und setzte auf die gleiche Nummer drei Kreuzer, er verlor. Schnell setzte er abermals, er verlor wieder. Er kneifte sich auf die Lippen, daß ihm das Blut in den Mund rann: schnell aber sah er sich lächelnd um, damit Niemand es merke. Er setzte abermals und verlor bis auf sechs Kreuzer. Er spürte es in den Knieen wie alle Kraft daraus wich, seine Eingeweide kochten; mit zitternder, fieberheißer Hand warf er seinen letzten Sechser hin und schaute nach der andern Seite, er gewann sein ganzes Geld wieder. Schnell raffte er es ein und dachte innerlich: »so jetzt hast du mich gesehen, hab' ich doch mein Sach' wieder;« dennoch blieb er stehen, es war, als ob er festgebannt wäre, auch wollte er den Schein vermeiden, so schnell mit seinem Wiedererworbenen davon zu gehen.
    Wiederum dachte er: »Ich muß doch dem Schlunkel das Geld wieder geben und woher nehmen? Einen Sechser will ich wagen, das andere Geld thu' ich in die recht' Tasch', da herein greif' ich gar nicht.«
    Er setzte, und nach einer Weile griff er doch in die rechte Tasche und wankte endlich ganz ausgebeutelt vom Tische fort.
    Mit einer Wehmuth und Selbstanklage ohne Gleichen lief er nun auf dem Markt umher; da waren tausenderlei Sachen ausgestellt, die für Geld zu haben waren, er aber konnte nach keiner seine Hand ausstrecken.
    Ein furchtbarer Fluch gegen die Welt trat zuerst über seine Lippen, er wünschte sich, daß er Alles zu unterst zu oberst kehren könnte.
    Wenn man so darüber nachdenkt, möchte man fragen: ei warum wettert und flucht denn so ein Mensch wie der Florian? Die Welt hat ihm nichts gethan, er ist selber schuld an seinem Unglück.
    Aber die meisten Menschen denken eben nichts, sowohl die Leichtfertigen, welche Handschuhe anhaben, als die, welche keine anhaben; wenn's ihnen schlecht geht, sind sie eben grimmig.
    Nur ein Trost blieb Florian: er gelobte sich, in seinem Leben keinen Würfel mehr anzurühren.
    »Freilich,« sagt er sich wieder, »du hast jetzt gut schwören; wenn die Kuh draußen ist, macht man den Stall zu.« Dennoch fand er einen Trost in diesem Vorsatze.
    Da begegnete ihm sein Vater, er sah fröhlich aus; Florian eilte auf ihn zu und sagte: »Vater, habt ihr kein Geld?«
    »Ich hab' da drei Sechsbätzner bei einem Ochsenhandel verdient, guck.«
    »Gebt mir zwei davon.«
    Noch ehe der alte Metzgerle ja oder nein sagen konnte, war Florian mit dem Gelde im Gedränge verschwunden.
    Wohlgemuth ging er nun zwischen den Buden einher, er war von dem sichern Bewußtsein des Besitzes getragen und plauderte bald mit diesem, bald mit jenem. Die Spieltische würdigte er kaum mehr eines Blickes.
    Bald aber dachte er wieder: »du hast dein' Sach'

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