Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schwarzwaelder Dorfgeschichten

Titel: Schwarzwaelder Dorfgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berthold Auerbach
Vom Netzwerk:
nicht die Kapp' vor mir lupft.«
    Der Redefluß des Alten war in ununterbrochenem Gange, bis man wieder in den Garten zurückgekehrt war; unser Freund harrte aber umsonst auf die Ankunft Hedwigs, sie kam nicht. So ward doch der anfängliche Vorsatz erfüllt, er sah Hedwig eine lange, lange Zeit nicht, nämlich einen ganzen Tag.
    Andern Tages ging unser Freund wieder allein in das Feld, er sah den Buchmaier auf einem großen, breiten Acker mit einem Pferde, das vor eine Art Walze gespannt war, arbeiten.
    »Fleißig, Herr Schultheiß?« sagte der Lehrer; er hatte sich nun schon die bräuchlichen Anreden gemerkt.

    »So ein Bisle,« erwiderte der Buchmaier und trieb seinen Gaul noch bis an's Ende des Feldes nach dem Wege zu, dann hielt er an.
    »Ist das der Fuchs,« fragte der Lehrer, »den Ihr selben Tag, als ich angekommen bin, eingewöhnt habt?«
    »Ja, der ist's, das freut mich, daß Ihr auch daran denket; ich hab' gemeint, Ihr denket allfort bloß an eure Geschriften. Gucket, mit dem Gaul ist mir's ganz besonders gangen. Ich hab' meinem Oberknecht seinen Willen gelassen und hab' ihn gleich anfangs zweispännig eingewöhnen wollen, aber es ist nicht gangen. So ein Füllen, das sein Lebtag noch kein Geschirr auf dem Leib gespürt hat, das schafft sich ab und zieht und thut und bringt doch nichts Rechts zuweg; wenn es scharf anzieht und mit den Sträng' ein Bisle vor ist, so macht es den Nebengaul nur irr, daß er gar nichts mehr thut und nur so neben her lottert; wenn man's allein hat, so lernt es stet thun und zappelt sich nicht so für nichts ab. Wenn ein Gaul einmal allein gut ist, nachher geht er auch selbander gut, und man kann schon eher 'rauskriegen, wie stark der Nebengaul sein muß.«
    Aus mancherlei Anwendungen, die der Lehrer von dieser Rede machte, sagte er nur diese laut:
    »Es geht auch bei den Menschen so: zuerst muß man für sich allein etwas gewesen sein, ehe man in Gemeinschaft gut arbeitet und tüchtig ist.«
    »Daran hab' ich noch nicht dacht, aber es ist wahr.«
    »Ist das die neue Säemaschine, die Ihr da habt? was säet Ihr denn?«
    »Reps.«
    »Findet Ihr es nun mit der Maschine nützlicher, als mit der früheren Art zu säen?«
    »Wohl, es wird gleicher, ist aber nur für große Aecker; Bauern, die nur ein klein Schnipfele haben, das man wohl mit einer Handvoll überlangen kann, die säen besser mit der Hand.«
    »Ich muß gestehen, für mich hat das Säen mit der Hand etwas Ansprechendes; es liegt eine sinnige Deutung darin, daß das Samenkorn zuerst unmittelbar in der Hand des Menschen ruht, dann hingeschleudert eine Weile frei in der Luft schwebt, bis es von der Erde angezogen in den Boden fällt, um zu verwesen und neu aufzugehen. Findet Ihr das nicht auch?«
    »Es kann sein, ich merk' aber eben erst, daß man den Säespruch nicht mehr gut sagen kann mit der Maschine; nun, man kann's doch dabei denken.«
    »Welchen Säespruch?«
    »Früher hat man bei jeder Handvoll, die man ausgestreut hat, gesagt:
     
    Ich säe diesen Samen,
    Hier in Gottes Namen,
    Für mich und die Armen.«
     
    »Dieser Spruch sollte nicht aufhören.«
    »Ja, wie gesagt, man kann's ja auch so denken, oder auch sagen; es ist eben nützlicher mit der Maschine.«
    »Finden solche neue Erfindungen hier leicht Eingang?«
    »Nein. Wie ich zum erstenmal meine Ochsen jeden in ein besonder' Joch gespannt hab', ist das ganze Dorf nachgelaufen; wie ich nun gar das Ding da vom landwirthschaftlichen Fest heimbracht hab' und zum erstenmal mit 'naus bin, da haben mich die Leute für närrisch gehalten.«
    »Es ist doch traurig, daß die Verbesserungen so schwer bei dem gewöhnlichen Volke Eingang finden.«
    »Oh Fuchs, Oha!« schrie der Buchmaier seinem unruhig scharrenden Pferde zu; dann es fester haltend fuhr er fort: »Das ist gar nicht traurig, Herr Lehrer, im Gegentheil, das ist recht gut. Glaubet mir, wenn die Bauersleut' nicht so halsstarrig wären und jedes Jahr das Versucherles machen thäten, das die studirten Herren aushecken, wir hätten schon manches Jahr hungern müssen. Oha Fuchs! Ihr müsset Euch in der Landwirthschaft ein Bisle umsehen, ich will Euch ein paar Bücher geben.«
    »Ich will zu Euch kommen, ich sehe, das Pferd will nicht mehr stillhalten; ich wünsch' gesegnete Arbeit.«
    »B'hüts Gott,« sagte der Buchmaier, über den letzten Gruß lächelnd.
    Der Lehrer ging seines Weges, der Buchmaier fuhr in seiner Arbeit fort. Kaum war aber Jener einige Schritte entfernt, als er den Buchmaier den Lauterbacher

Weitere Kostenlose Bücher