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Schwarzwaelder Dorfgeschichten

Titel: Schwarzwaelder Dorfgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berthold Auerbach
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wisset ja wohl, die sind blitzdumm und können das Funkeln nicht leiden und laufen grad' drein 'nein!«
    »Das geht nicht, das könnt' den Leuten verdächtig vorkommen, es muß Alles bleiben, wie es ist. Ich sag' dir's noch einmal, es muß Alles bleiben, wie es ist.«
    So schloß Diethelm und ging nach dem Hause. Hinter ihm drein aber streckte Medard die Zunge heraus und fluchte vor sich hin: »Du verdammter Scheinheiliger, wart' du Waisenpflegerle, popple du nur die ganze Welt an und thu', wie wenn du kein Thierle beleidigen könntest, dich hab' ich; ich halt' dich am Strick um den Hals, du sollst mir's theuer bezahlen, daß du die unschuldigen Schafe verbrennst, du sollst mir nimmer Mäh machen und nicht mucksen, wenn ich dich anguck'.« In der Seele dieses Menschen, bereit zum Verbrechen, empörte sich noch das Mitgefühl für die Thiere, die er jahraus jahrein hütete, und dieses Mitgefühl verwandelte sich in neuen giftigen Haß gegen Diethelm, und dieser war ihm so erlabend, daß er sich auf die Vollführung der That wie auf eine Lustbarkeit freute.
    Diethelm aber, der nach dem Hause ging, lächelte vor sich hin; die Messingschrauben wurden zu sicheren Handhaben gegen Medard. Die Zerstörung der Feuerspritze, das war eine That, mit der er Medard gefangen halten konnte, er selber konnte jede Betheiligung leugnen, er konnte mindestens damit drohen, und wenn die Sache herauskam, so wälzte dieser Vorgang allen Verdacht auf Medard. Es galt nun behutsam in dem Mitwissen des Waldhornwirths und vielleicht bei einem andern festzustellen, daß und wie Medard beim Ueberheben der Spritze auf den Schlitten geholfen habe, und dann mußte Diethelm unter der Hand merken lassen, daß er mit Medard unzufrieden sei und ihn aus dem Haus thun wolle. Aber Alles nur fein behutsam.
    »Du meinst, du hast mich, und ich hab' Dich im Sack,« sprach Diethelm in sich hinein und freute sich seiner klugen Benutzung der Umstände. So hegten diese beiden Menschen, die so einig schienen, im Innersten den tiefsten Haß gegen einander, und während sie noch gemeinsam die That zu vollbringen hatten und noch nicht der Beute habhaft waren, dachte ein Jeder schon daran, wie er dem Andern den Genuß verkümmere und ihn gefangen halte.
    Unter der Thür traf Diethelm einen Boten vom Kohlenhof mit der Nachricht von Martha, daß ihr noch Mancherlei geschickt werden solle, da sie die Kranke noch mehrere Tage nicht verlassen könne. Der Bote sah verwundert auf Diethelm, dem die Krankheit seiner Stieftochter gar nicht zu Herzen zu gehen schien, ja in seinem Gesichte drückte sich sogar eine Freude aus und der Bote, ein armer alter Häusler, dachte darüber nach, wie hart der Reichthum die Menschen mache, denn die Freude in dem Gesichte Diethelms konnte gewiß nur von der Aussicht auf die Erbschaft herrühren. Diethelm aber dachte an nichts weniger als an die Erbschaft, er war froh, daß seine Frau noch länger wegblieb; in der nächsten Nacht mußte die unterbrochene Vorbereitung vollführt und Alles rasch zu Ende gebracht werden. Er ließ daher seiner Frau sagen, sie möge nur ruhig bei ihrer Tochter bleiben, da er ohnedieß morgen verreise.
    Im Waldhorn war heute Diethelm besonders aufgeräumt, und als der Wirth sein Geschick lobte, das ihn immer mit unverhofftem und neuem Glück überhäufe, nickte Diethelm still. Er freute sich, daß man an den großen Gewinn glaubte, den er aus dem Verkauf seiner Vorräthe mache. Das ließ gewiß nie einen Verdacht aufkommen, geschehe was da wolle. Dennoch erzitterte Diethelm innerlich, als der Vetter Waldhornwirth erzählte: »Denk' nur, was heut' geschehen ist. Wie wir heute die Spritze abheben, ist ein Rudel Schulbuben drum 'rum, der Schmied jagt sie fort, aber die sind wieder da wie Bienen auf einem blühenden Repsfeld. Und wie jetzt der Schmied eine Peitsche nimmt und unter die Buben einhauen will, da ruft der alt Schäferle: ›Laß sein, bei so etwas darf man sich nicht versündigen und die Kinder können Nichts dafür; sie hören immer davon und sehen das ganze Jahr die Spritze nicht, und da sind sie gewunderig froh, wenn sie das einmal am hellen Tag und in der Ruhe sehen.‹ Könnet Euch denken Vetter, was auf die Red' für ein Geschnatter und Getrappel ist, und wo man hinguckt, hängt so ein junger Malefizbub, und mit Müh und Noth werden wir fertig, ohne so Einem die Finger abzutreten. Wie wir eben fortwollen und der Schmied das Thor in der Hand hat, um zuzuschließen, da hören wir wie die Spritze von selber

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