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Schwarzwaelder Dorfgeschichten

Titel: Schwarzwaelder Dorfgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berthold Auerbach
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Ton hin genauer ausführte, er oder Moni. Die volle Lustigkeit brach wieder in Brosi hervor, er jauchzte und sprang und sang, daß Alles auf Tisch und Bänke stieg um ihm genau zuzusehen, und als er geendet hatte, rief er: »Eingehalten! Es kommt was.« Er trat mit Moni vor die Brüstung, hinter der die Musikanten saßen, und sagte: »Moni, das ist auch ein Altar und jetzt kommt ein neues Versprechen. Ich nehm' euch Alle zum Zeugen, da schwör' ich's: so lang mir der oberste Musikant da zu allerhöchst oben Leben und Gesundheit schenkt, tanz' ich jede Kirchweih. Schwör' du das auch, Moni, thu's, ich bitt dich drum.«
    »Ja, ja, ich schwör's auch,« rief Moni und reichte ihm die Hand; die Musikanten wirbelten einen Tusch und hefteten gleich einen lustigen Hopser dran. Alle Gäste, denen Brosi und Moni das Geleite geben mußten, um von ihnen das übliche Geldgeschenk zu empfangen, betheuerten, noch nie eine so lustige Hochzeit mitgemacht zu haben und der beste Beweis, daß Alles glücklich und zufrieden war, lag darin, daß Moni im Geheim ihrem Mann in's Ohr sagte, sie hätten jetzt neben dem Sack Mehl und Anderem schon dreißig Gulden baar über die Hochzeitskosten eingenommen.
    »Hast's gezählt?« fragte Brosi.
    »Ja, ich hab' Alles ungesehen abgezählt, eh ich's in Sack than hab'; da rechts hab' ich achtzehn und da hab' ich sieben und zwanzig Gulden. Wir kaufen dem Beständer unser Küh'le ab, es ist gar ein brav Küh'le, das wird das beste sein.«
    »Ja, ja,« sagte Brosi, und rieb sich vergnügt die Hände, er sah schon jetzt wieder deutlich, was für eine »hausliche« Frau er hatte.
    Nachdem die Braut gestohlen und dann wieder ausgelöst worden war, ging die Lustbarkeit von Neuem an. Brosi sprach im Geheimen vom Heimgehen, aber Monika hatte noch manche Leute im Auge, die noch kein Geschenk gegeben hatten, deren Weggang mußte abgewartet werden. Endlich nickte Moni still als ihr Brosi wieder winkte, sie schlich sich fort und bald war Brosi bei ihr auf der Straße; aber so verborgen sie sich auch glaubten, sie waren doch entdeckt worden und Musik und Gesang tönte ihnen von den Fenstern heraus nach.
    Nicht weit von ihrem Hause sprang Moni davon, er ließ sie gewähren, denn es gilt als Zeichen, daß der die Herrschaft bekommt, der zuerst in's Haus tritt und Brosi sah schon, daß er gut dabei stand, wenn er seine Frau walten ließ. Er sah sie in das Haus treten und die Thüre hinter sich offen lassen, aber so sehr er auch das Haus durchsuchte und sie rief, er fand sie nirgends, auch in der Bühnenkammer war sie nicht und nicht auf dem Heuboden, nicht im Stall und Keller. Endlich rief er: »Soll ich an meinem Hochzeittag fluchen? Und das muß ich, wenn du nicht kommst.«
    »Such' das Geheimniß,« rief eine Stimme wie aus der Ferne und auf die Bitten Brosi's rief es endlich deutlicher: »Da bin ich.« Unter der Treppe war ein Laden, der in die Raufe nach dem Stalle ging und Moni erklärte, daß sie hier hin verschwunden sei in jener Nacht als sie ihn aus dem Hause bettelte.
     
Sechstes Kapitel.
     
    Man hatte sich bisher in Haldenbrunn mit einer zerfallenen Kapelle auf dem Gottesacker begnügen müssen, und man muß es wissen, was es heißt, wenn ein Dorf zum Erstenmal eine eigene Kirche hat. Es ist als ob der heilige Geist sich leibhaftig unter den Bewohnern ansässig gemacht hätte und wiederum als ob Alle gemeinsam ein schönes unzerstörbares Sonntagsgewand bekommen hätten; der wahre heilige Geist, das Gefühl der Gemeinsamkeit und Allgehörigkeit, erhebt die Herzen, macht sie froh in sich und freundlich Eines dem Andern. Verstünde es die Kirche, diese Weihestimmung, dieses Gefühl der Brüderlichkeit und Gemeinsamkeit vor Allem in den Herzen wach zu halten, sie wäre die Heilsanstalt, deren Beruf sie sich zuschreibt.
    Fast noch mehr aber als an der Kirche freute sich Alles an den Kirchenglocken. Wie still und ungezählt waren die Stunden des Lebens vorübergegangen, wie lief man in des Nachbarn Haus oder schaute nach dem Schatten, um die Tageszeit zu erkunden; jetzt tönt es allezeit vom Thurme und die Berge, solchen Klanges ungewohnt, sprechen ihn nach, und im Walde legt der Holzhauer die Axt nieder und spricht: das ist unsere Glocke, die elfe schlägt – und dieses unsere thut so wohl und würzt das karge Mahl. Ein feierlicher Hauch webte noch tagelang über Haldenbrunn, und die Tannenreiser, die zu festlichen Kränzen und Bogen verwendet waren, dufteten so würzig; aber der festliche Hauch vergeht,

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