Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schwarzwaelder Dorfgeschichten

Titel: Schwarzwaelder Dorfgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berthold Auerbach
Vom Netzwerk:
Bau so geheim hatte ausführen lassen, und wie ihm Alle darin beigestanden, das Geheimniß zu bewahren.
    »Aber für uns ist's nicht,« beharrte Brosi.
    Fast zornig erklärte Severin, daß der Vater ihm seinen liebsten Lebenswunsch ausgesprochen habe, daß er als Sohn ihn nach Kräften erfüllte, daß ein Mann von Ehre nicht spiele und auch ausführe, was er sich im Wunsche vorgesetzt habe. Auch der Bürgermeister redete eifrig zu, dem Sohne seine Freude nicht zu verderben.
    »Ich erkenn' die Gutheit, ich erkenn' sie rechtschaffen,« stotterte Brosi. »Was meinst Moni? Red' auch du, dich geht's so viel an wie mich.«
    »Ich hab' den Wunsch nicht gehabt.«
    »So? Alles soll auf mir liegen? Und wenn ich nun sag: wir ziehen da her?«
    »Dann zieh ich mit dir, das weißt ungefragt.«
    »Aber diesen Winter nicht mehr Severin,« wendete sich Brosi an diesen, »den Winter dürfen wir noch in Haldenbrunn in unserm alten Nest bleiben?«
    »Vater, ich will Euch nicht zwingen.«
    »Beim Teufel! in so ein Schlößle einzuziehen, braucht man Einen nicht zwingen,« polterte der Bürgermeister, »der Herr Oberbaurath haben sich's eben ausgedacht gehabt, daß ihr auf eure goldene Hochzeit einziehen solltet und die Endringer holen euch ein wie ein junges Paar. Das ist Alles schon ausgemacht.«
    »So? Nun ja, ja,« schloß Brosi und rieb sich den Mund.
    Er ließ sich nicht bewegen in Endringen einzukehren, er eilte gleich heim nach Haldenbrunn als entfliehe er einer Gefangenschaft, und zum Erstenmal in seinem Leben freute er sich als er den württembergischen Grenzpfahl sah, und schnaufte erst jetzt aus als er ihn im Rücken hatte.
    Das Jahresfest der Kirchweih kam und mit ihm die Feier einer Doppelhochzeit, denn auch Franz sollte heute mit seiner geschickten Wittwe getraut werden. Von allen Ecken und Enden kamen Gäste und Schaulustige herbei und manche Landesangehörige ließen ihre eigene Kirchweih, die ja auch durch oberamtliche Bekanntmachung auf denselben Tag festgesetzt war, dem zu lieb im Stich.
    Als es zum Zweitenmal in die Kirche läutete, kam eine große Menschenmenge mit Musik herangezogen und holte das alte Brautpaar ab. Brosi trug wiederum wie vor fünfzig Jahren einen Rosmarinstrauß mit flatternden Bändern auf dem Hute und im Knopfloch und schaute frei umher, während Moni sich unter der Schappel demüthig beugte. Brosi lächelte als er sah, daß die Hochzeitläder, um das Verbot der Regierung zu umgehen, hölzerne mit Kränzen umwundene Säbel trugen. In langer Reihe gingen schön geschmückt die Kinder und Enkel des alten Paares hinter drein. Hierauf holte man das junge Brautpaar ab und es war eine erhebende Feier als der Geistliche das Doppelpaar einsegnete, er konnte nichts Besseres thun, als den Neuvermählten den Segen der Eltern wünschen.
    Im Auerhahn ging es heute hoch her. Brosi bedauerte nur oft, daß seine englische Söhnerin nicht da sein könne, das sei das Einzige, was ihm auf der glückseligen Welt fehle, und er habe ihr versprochen, mit ihr zu tanzen und sie sollte doch auch sehen, welch' ein junger Bursch er sei und seine Moni sei erst siebzehn Jahr alt.
    Wirklich konnte man das fast glauben, wenn man nun die beiden alten Leute den Hoppetvogel, den Siebensprung und den Bändelestanz ausführen sah. Ja Brosi tanzte noch außerdem mit seinen Töchtern und Schwiegertöchtern und zweimal mit der erwachsenen Tochter Rösle's, die auch Monika hieß. Er befahl ihr, recht bald zu heirathen, damit er auch noch Urenkel erlebe, und der jüngste Sohn des Gipsmüllers schien diese Mahnung gern zu hören.
    Es ging wild her auf dem Tanze, und Severin staunte, als sein Vater ihm sagte:
    »Jetzt ist mir's eigentlich lieb, daß dein Weible nicht hat kommen können, so ein englisch Frauele paßt nicht in das Getrampel und in den Tuback hinein.«
    Man sprach auf der Hochzeit viel davon, daß Brosi seinem Severin versprochen habe, morgenden Tages nach Endringen zu ziehen; Brosi that meist, als ob er das nicht hörte, und wenn man ihn geradezu darum befragte, sagte er »Ja ja,« aber das in einem Tone, der unentschieden ließ, ob er damit sagen wollte, ich denk' nicht daran, oder ob er einfach bejahte.
    In Einem merkte es Brosi doch, daß er seine fünfzigjährige Hochzeit feierte, er schlief mitten unter der Musik auf der Bank hinter dem Tisch ein. Er wurde geweckt und die halbe Musik, denn Viele tanzten noch während dessen, gab ihm und Moni das Geleite bis an ihr Haus.
    Brosi und Moni schliefen lange nicht, und noch im

Weitere Kostenlose Bücher