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Schwarzwaelder Dorfgeschichten

Titel: Schwarzwaelder Dorfgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berthold Auerbach
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oft: »Du könntest Offizier sein,« und dann erzählte er ihr von der Schweiz, wohin er mit dem Lehrer und den Genossen eine landwirthschaftliche Reise gemacht hatte und wo die reichen Bauernsöhne Offiziere seien, das ganze Jahr nach Pflicht arbeiteten und nur zu den alljährlichen Uebungen einrückten. Die gute Frau ließ oft der freudige Gedanke nicht schlafen, daß ihr Alban Offizier sei.
    Der Furchenbauer sah die Erwählung seines Alban doppelt gern und zog daraus manchen trostreichen Gedanken, den er aber in sich verschließen mußte.
    Schon die Erwägungen, die bei der Wahl der Führer in Dörfern und Städten zu Tage kamen, zeigten eine gewisse Unentschiedenheit der Gemüther, die sich bald im großen Ganzen kenntlich und verderblich darstellte. Es herrschte die allgemeine Stimmung, daß der Nagelschmied als ehemaliger Soldat und redlicher gescheiter Mann Führer sein sollte; man sah das wohl ein, aber man wollte doch auch wieder einen Mann von Ansehen, der auch Bedeutung hatte. Die Parteien vereinigten sich zuletzt und um Allem gerecht zu sein, wählte man keinen Hofbauern, sondern den Sohn eines solchen und Alban war nach Stellung und Persönlichkeit dazu am geeignetsten.
    Auf dem Hofe standen Knechte und Mägde oft bei einander und der Hauptgegenstand ihres Gespräches war der Alban, wie der so gut und zutraulich gegen Jedermann sei und selbst der Kuhbub wußte Lobendes von ihm zu erzählen, Alban hatte ihm versprochen, daß er Trommler werden solle und er übte sich einstweilen mit zwei Stücken auf dem Melkkübel. In die Dienstleute schien ein unruhiger Geist gefahren: unversehens standen Mehrere bei einander und plauderten von allerlei Abenteuerlichem, von einer ganz neuen Welt, die jetzt anfange. Auf der ersten Volksversammlung, die man erlebte und die in Wellendingen gehalten ward, hatte ein Advokat öffentlich ausgerufen: »Die ganze alte Welt wird jetzt auf den Abbruch versteigert.« Dies Wort wurde von einsamen Wanderern über Berg und Thal getragen, man glaubte daran wie an einen Bibeltext und manche Predigt wurde darüber gehalten. Der Furchenbauer zankte oft über diese »Ständerlinge;« aber behutsam, diese Unruhe, die in alle Menschen gefahren war, däuchte ihm nicht geheuer. Es war ihm nur lieb, daß sein Sohn Anführer war, das schützte ihn gegen das Räubervolk, denn als solches betrachtete er jetzt alle Nichtbesitzenden, die sich in der That jetzt die kecksten Waldfrevel ungeahndet erlaubten und kein Förster hatte Muth gegen sie. Dem Alban folgten die Dienstleute auf einen Augenwink und mit dem größten Eifer. Ohne besondere offizielle Erklärung wurde der Thronfolger Alban jetzt Mitregent und der Dominik, der zum Oberknecht ernannt war, erster Minister. Der Furchenbauer mußte bekennen, daß Alles gut von statten ging, wenn ihm gleich die vielen freundlichen Ansprachen an Dienstleute und Taglöhner nicht gefielen; aber es war jetzt eine neue Welt. Hätte Alban jetzt das väterliche Gut von ihm verlangt, er hätte es ihm geben müssen, trotzdem er dem Vinzenz mit Handschlag versprochen, ihn einzusetzen und darauf mit ihm das Abendmahl genommen hatte. Alban dachte an nichts weniger als an derlei Dinge. Er fühlte wohl, daß sein einäugiger Bruder, der nicht gleich ihm in der Fremde gewesen war, sich bedrückt fühlen und neidisch gegen ihn sein mußte; er behandelte ihn daher trotz seines unwirschen Gebarens mit zuvorkommender Liebe und wo er nur konnte, stellte er ihn voran und ließ ihn Befehle ertheilen. Vinzenz ließ sich das gefallen, er verschloß in sich hinein die Gedanken und Plane, daß wieder andere Zeiten kommen werden, wo der Alban froh sein werde, wenn er ihn als Verwalter oder Knecht zu sich nehme. In der Kammer, wo die beiden Brüder schliefen, herrschte Friede und Eintracht. Vinzenz sprach wenig, desto mehr aber Alban und wenn der Vater nach seiner Gewohnheit, von der er nicht lassen konnte, manchmal an der Thür horchte, ging er kopfschüttelnd weg. Der Alban offenbarte allezeit ein so grundklares lauteres Gemüth und war dabei so geschickt und welterfahren, daß es ihm manchmal leid that, ihn nicht in das Gut einsetzen zu können; der würde einen Hof hinstellen, wie landauf und landab keiner zu sehen war. Er tröstete sich aber wieder damit, dem Alban könne es nicht fehlen, sich eine reiche Lehnbesitzerin zu holen, die fürnehmste, die er wolle; der Vinzenz aber war vom Vater verstümmelt und konnte sich ohnedieß nicht selber helfen.
    Jenes wonnige Beben, das

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