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Schwedenbitter: Ein Hamburg-Krimi (Droemer) (German Edition)

Schwedenbitter: Ein Hamburg-Krimi (Droemer) (German Edition)

Titel: Schwedenbitter: Ein Hamburg-Krimi (Droemer) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Buchholz
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zugleich schaurig und schön aus, wie Rocco die Bronzestatue von Hans Albers mit der Schleifmaschine bearbeitet. Keine Ahnung, warum er das tut. Wahrscheinlich, um Geld zu verdienen. Das Ausgehvolk, das so langsam den Platz füllt, hält es nämlich offensichtlich für Kunst und legt ihm jede Menge auf dem Pflaster glitzernde Euro-Stücke zu Füßen.

LA BOHÈME
    D as Architekturbüro Schlindwein sitzt im siebten Stock in der Hafen-City. In einem weißen Hochhaus an der linken Flanke der Magellan-Terrassen. Repräsentativer Schuppen. Womöglich hätte ich doch vorher anrufen sollen. Aber mir war heute Morgen ein bisschen nach James Bond. Schick reingehen, elegant agieren, fertig. Ich nehme die Drehtür und den Aufzug, und dann stehe ich vor einer Milchglastür ohne Aufschrift.
    Das muss es sein. Sonst ist hier nichts.
    Ich drücke auf den Klingelknopf. Weiß auf schwarzem Grund. Die Tür geht sofort auf, was ich irritierend finde. Ich hatte damit gerechnet, dass ich zumindest erst mal gefragt werde, was ich denn bitte schön hier will.
    Der Teppich unter meinen Füßen ist dunkelgrau und so weich, dass es durchaus Samt sein könnte. Die Wände des Flurs sind weiß, rechts von mir steht eine ebenfalls dunkelgraue, glänzende Küchenzeile mit zwei sehr dezenten Herdplatten, einem Kühlschrank und drei Espressokannen in drei verschiedenen Größen. Es gibt keinen Empfang oder so was. Alles muss sich am Ende des Flurs befinden, da ist noch eine Milchglastür, dahinter werden sie sitzen, Schlindwein, seine Mitarbeiter, vielleicht eine Sekretärin. In diesem gedämpften Flur hier fühlt es sich allerdings an, als wäre niemand hier. Jetzt geht die Tür auf. Heraus kommt ein hemdsärmeliger Typ, eher groß als klein, eher schlank als dick, weder blond noch dunkel. Keine großartige Erscheinung. Nur seine kleinen Augen, die blitzen mir schon aus ein paar Metern Entfernung die Fassung weg. Als würde da ein kristallines Wesen im Durchschnittsmann-Kostüm auf mich zukommen. Das Neonlicht in seinen Augen ist so heftig, das frisst sogar sein wirklich nettes Lächeln.
    »Guten Tag!«, sagt er.
    Er bleibt vor mir stehen, Hände in den Hosentaschen. Er blitzt mich an. Ich müsste ein gutes Stück größer sein als er, aber es fühlt sich nicht so an.
    »Herr Schlindwein?«, frage ich.
    »Richtig!«
    Blitz.
    »Und mit wem hab ich das Vergnügen?«
    »Chastity Riley, Staatsanwaltschaft Hamburg«, sage ich.
    »Aha!«
    Blitz.
    »Hausdurchsuchung, hm?«
    Er lacht sich scheckig.
    »Nein«, sage ich, »ich will nur mal mit Ihnen reden.«
    »Worüber denn?«
    Blitz, blitz.
    »Über ein Haus in der Dratelnstraße in Wilhelmsburg«, sage ich.
    »Ah ja.«
    Er presst die Lippen aufeinander, nimmt die Hände aus den Hosentaschen, verschränkt sie hinter seinem Rücken und wippt auf den Zehenspitzen einmal vor und zurück.
    »Würden Sie mit mir einen Kaffee trinken gehen?«, frage ich. »Dann könnten wir in Ruhe reden.«
    »Ich hab jetzt keine Zeit«, sagt er und steckt die Hände wieder in die Hosentaschen. Es blitzt. »Aber gehen Sie doch heute Abend mit mir in die Oper. Ich habe zwei Karten, und meine Begleitung ist ausgefallen. In der Pause können wir reden.«
    Jetzt sage ich: »Aha.«
    »La Bohème, schöne Inszenierung. Oder mögen Sie keine Oper?«
    Er sagt das in einem Ton, der keinen Zweifel daran lässt, dass ich nur als Hochkulturfreund Informationen von ihm bekomme.
    »Ich komme mit«, sage ich.
    »Sehr gut! Dann treffen wir uns um halb sieben im Foyer der Staatsoper. Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte, ich muss wieder arbeiten.«
    Er dreht sich um, geht durch die Tür am Ende des Flurs und ist weg.
    So richtig James-Bond-mäßig war das jetzt nicht von mir.
    *
    Ich hab eigentlich keine Klamotten für solche Operngeschichten. Nur den dunklen Anzug, den ich im Gericht trage. Carla hat gesagt, ich soll mir da einfach eine Blume ranpinnen, dann geht das schon. Ich und Blume ranpinnen, genau. Ich hab mir die Haare im Nacken zum Knoten gebunden und die Lippen rot angemalt. Das muss reichen.
    »Da sind Sie ja. Schön.«
    Hieronymus Schlindwein nimmt mir meinen Mantel ab, bevor ich piep sagen kann, und dann fasst er mich am Unterarm und führt mich ein paar Treppen runter zur Garderobe. Er trägt auch einen dunklen Anzug. So wie ich und ganz viele andere hier. Die Hälfte der anderen trägt dazu noch Perlenketten, und ihre Anzüge sind zwar offiziell Kleider, sehen aber alle aus wie Anzüge.
    Wir stellen uns an. Die Garderobenfrauen

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