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Schwedenbitter: Ein Hamburg-Krimi (Droemer) (German Edition)

Schwedenbitter: Ein Hamburg-Krimi (Droemer) (German Edition)

Titel: Schwedenbitter: Ein Hamburg-Krimi (Droemer) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Buchholz
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davon aus, dass ihre Auftraggeber sie schon rausholen, wenn sie nur lange genug die Schnauze halten.«
    »Da bin ich ja mal gespannt, über welche Kanäle die Raushole laufen soll«, sage ich.
    »Irgendwer wird sich schon einmischen«, sagt der Calabretta. »Und falls nicht, kriegen wir sie spätestens dann zum Quatschen, wenn sie das Gefühl haben, jetzt lange genug gewartet zu haben.«
    Ich lege auf und gehe ein paar Schritte. Der Himmel hat sich wie eine Decke über der Stadt ausgebreitet. Vielleicht aber auch eher wie ein Deckel. Man kann sich da in Hamburg nie ganz sicher sein, wie sich das im Laufe des Tages anfühlen wird. Manchmal wirkt so ein tiefer Himmel ja ganz tröstlich, liebevoll, lullt einen ein. Und manchmal frisst er einen einfach nur auf, macht alles dicht und unbeweglich. Sicher ist nur eins: Hell wird das heute nicht mehr.
    In einer kleinen Bäckerei im Schanzenviertel kaufe ich für Carla und mich zwei kleine Kuchen, einen aus Schokolade mit hellem Pudding und bunten Perlen drauf und einen hellen mit Himbeerpudding und ein paar Brombeeren. Die Teile sind viel zu kitschig für uns, aber irgendwie ist mir danach. Ich weiß, dass Carla eher nach einem Schnaps sein wird, wenn sie aufwacht, ich habe auch kurz darüber nachgedacht, ihr eine Flasche Wodka ans Bett zu bringen, aber ich denke, dass das nach einer Narkose vielleicht doch nicht so ganz das Richtige ist.
    Dann rufen sie auch schon an, die freundlichen Leute von der Klinik. Alles gutgegangen, sagen sie. Alles vorbei. Carla liegt im Aufwachraum. Ich soll dann langsam kommen.
    Die Kuchen sind in rosa Seidenpapier mit roten Punkten drauf eingeschlagen. Ist jetzt vielleicht doch ein bisschen übertrieben.
    *
    Ich hab Carla nach Hause gebracht. Ich hab sie in ihr Bett gelegt, ich hab sie zugedeckt, ich hab ihr eine Kanne Tee gekocht und hab ihre Tränen getrocknet. Ich hab sie festgehalten, als sie spucken musste, ich hab sie festgehalten, als sie wieder weinen musste, obwohl sie schon glaubte, sie hätte keine Tränen mehr. Ich hab sie verleugnet, als Rocco am Telefon war und mit ihr reden wollte, und ich hab geleugnet, dass es vielleicht auch okay gewesen wäre, das Kind zu bekommen. Ich hab ihr gesagt, dass alles gut wird, und ich hab ihr versprochen, dass Rocco nichts erfahren wird.
    »Morgen geht’s schon wieder«, hat sie gesagt, »morgen geht’s ganz bestimmt wieder, morgen wird er nicht mehr merken, dass was passiert ist. Halt ihn mir nur bitte heute vom Hals.«
    Ich hab gemacht, was sie wollte. Ich hab sie bewacht, bis Klatsche mich angerufen hat und gesagt hat, dass Rocco jetzt in der Blauen Nacht alleine weiterrenoviert und dass er an mich denken musste. Gefragt hat, ob wir uns sehen, ob ich zu ihm komme.
    »Auf gemütlich«, hat er gesagt, »bin fix und fertig von der Renoviererei.«
    »Klar«, hab ich gesagt und Carla noch mal zugedeckt, da hat sie schon geschlafen.
    Dann bin ich los, und jetzt stehe ich hier vor Klatsches Wohnung neben meiner Wohnung und trau mich nicht zu klingeln.
    Ich hab noch nie jemanden beschissen. Auch, weil ich vor Klatsche noch nie jemanden zum Bescheißen hatte. Klatsche bescheißt mich ja öfter mal. Und das finde ich meistens auch gar nicht so schlimm. Aber ich habe keine Ahnung, wie er das findet, wenn ich ihn bescheiße.
    Ich sag wohl erst mal lieber nichts.
    Die Tür geht auf.
    »Wieso stehst’n du hier rum?«
    Ich weiß nicht.
    »Ich hatte das im Gefühl, dass du hier rumstehst. Irre, oder?«
    Er zieht mich an sich. »Komm schon rein.«
    Ich gehe ins Wohnzimmer und stelle mich ans Fenster. Er tritt von hinten an mich ran und nimmt mich in den Arm.
    »Wir sind fast fertig mit der coolsten neuen Bar der Stadt«, sagt er und streicht mir übers Haar. »Freitag ist Eröffnung.«
    Ich lehne mich an ihn und atme ein und wieder aus.
    »Der Laden ist so verdammt schick geworden, Baby«, sagt er. »Ich bin gespannt, wie du das da findest.«
    An der Wand gegenüber hat es ein Plakatmassaker gegeben. Irgendjemand hat offensichtlich letzte Nacht wahllos Plakate runtergerissen, mehrere Schichten, immer weg damit. Bis der bröckelnde Putz zum Vorschein kam.
    »Da unten hat es ein Plakatmassaker gegeben«, sage ich.
    Klatsche stellt sich neben mich, kuckt erst aus dem Fenster und dann zu mir. Er schüttelt den Kopf und nimmt mich in den Arm.
    »Warum bin eigentlich ausgerechnet ich mit so einer komischen Frau zusammen?«
    Weil du dir das sauer verdient hast.
    Punkt.

UNSER MANN IN KOPENHAGEN
    D ie geben keinen

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