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Schwedenbitter: Ein Hamburg-Krimi (Droemer) (German Edition)

Schwedenbitter: Ein Hamburg-Krimi (Droemer) (German Edition)

Titel: Schwedenbitter: Ein Hamburg-Krimi (Droemer) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Buchholz
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ich.
    »Gleich da vorne in der Bernhard-Nocht-Straße«, sagt er. »Wenn ich bald losfahre, bin ich noch vor Mitternacht in Kopenhagen.«
    »Danke, dass Sie das machen«, sage ich.
    »Danke, dass Sie mich lassen, mein Mädchen.«
    Ich rutsche ein Stück tiefer in die modrige Holzbank rein und lande mit meiner Schulter an Fallers Arm, und wie von selbst legt er seinen Arm um mich, und wir schweigen noch eine Weile zu den Landungsbrücken rüber, und dann steht er auf und geht und fährt, und ich gehe nach Hause. Mit einem Gefühl im Bauch, als hätten wir gerade Vorbereitungen für eine große pyrotechnische Installation getroffen.

I SHOT A MAN IN RENO
JUST TO WATCH HIM DIE
    A lso. Das mit dem Inceman ist nun mal passiert, da kann man nicht mehr viel machen. Ich kann nur eins tun: das Präsidium für eine Weile weitläufig umfahren. Damit wir uns nicht ständig begegnen. Gras über die Sache wachsen lassen. Der Inceman hat das sofort begriffen. Er wird mich nicht anrufen, das weiß ich. Und der Calabretta weiß auch, was gespielt wird. Das musste ich ihm gar nicht sagen, das wusste der auch so. Wir treffen uns nicht in seinem Büro. Wir treffen uns beim lautesten Italiener der Stadt. Das ist im Grunde total nervig hier. Seit Jahren läuft die immergleiche Salsamusik, was allein ja schon reichen würde, um durchzudrehen. Diese Musik wird auch noch so laut wie möglich abgespielt. Was zur Folge hat, dass die Kellner einen permanent anschreien. Und weil das Personal so brüllt, müssen die Gäste auch brüllen, und so ergibt ein Schrei den anderen, und eigentlich ist es kaum auszuhalten. Aber die Kellner sind lustig, und die Pizza ist gut, und der Calabretta liebt den Laden, was soll’s. Ich schreie ja so selten rum, da kann ich das schon mal machen. Und es ist immerhin krawallig genug hier, dass niemand hören kann, worüber wir reden. Der Calabretta schneidet ein Stück von seiner Pizza mit Anchovis ab, beißt rein und kaut.
    »Fabelhafte Pizza. Hat der Faller sich schon bei Ihnen gemeldet?«
    »Nein«, sage ich. Aber daran denke ich im Moment auch gar nicht. Der Faller wird schon anrufen, wenn was ist.
    »Ich konnte letzte Nacht nicht schlafen«, sage ich, »ich hab alles noch mal im Kopf gedreht. Uns fehlt irgendwas. Kann ja sein, dass ToftingInvest die Schläger geschickt hat, um die Tuckers einzuschüchtern. Kann auch gut sein, dass die Baubehörde da irgendwie mit drinsteckt. Aber das reicht doch nicht für so ein Gemetzel, oder? Auch, wenn Walt die Schläger vielleicht provoziert und ihnen zurückgedroht hat, vielleicht sogar mit seiner Waffe. Das führt nicht zu so einem Gewaltausbruch. Da ist noch mehr. Da ist eine Lücke, Calabretta.«
    »Glauben Sie, da ist noch ein Täter?«
    »Vielleicht«, sage ich. »Vielleicht auch nur ein Bindeglied.«
    Der Calabretta lehnt sich zurück, verschränkt die Arme hinterm Kopf und kuckt aus dem Fenster. Dann macht er die Augen zu. Er denkt nach. Ich kann sehen, wie er hinter seiner Stirn mit Gedanken häkelt. Und auch in mir wächst eine Ahnung, aber eine äußerst neblige.
    Als der Calabretta die Augen wieder aufmacht, sagt er:
    »Amy Tucker.«
    »An Amy hab ich auch eben gedacht. Zumindest geht mir ihr Name nicht mehr aus dem Kopf. Was ist eigentlich mit der?«
    Einer der Kellner kommt und brüllt uns an. Ob wir noch was trinken wollen.
    Der Calabretta bestellt eine Apfelschorle, ich einen Espresso.
    »Ja, was ist eigentlich mit der …«, sagt der Calabretta. »Um die haben wir uns nicht ordentlich gekümmert. Die ist uns ein bisschen durchs Netz gerutscht.«
    Ich schiebe meinen Teller zur Seite und wische ein paar Brotkrümel von dem dunklen Holztisch.
    »Setzen Sie den Inceman dran.«
    *
    Als der schöne Türke mich anruft, um mir zu sagen, was er über Amy Tucker rausgefunden hat, ist das im ersten Moment ein Gefühl, als würde ich auf einem Zahnstocher balancieren. Seine Stimme macht mich wackelig. Ich reiße das Fenster auf, lasse die kalte Luft in mein Büro. Ich habe die Hoffnung, dass mein Schwindelgefühl davon besser wird, aber das passiert nicht.
    »Wie geht’s dir?«, fragt er.
    Ich zünde mir eine Zigarette an. »Haben Sie was rausgefunden?«
    »Verstehe«, sagt er. »Wir sind also wieder beim Sie.«
    Ich rauche.
    »Finde ich sexy«, sagt er.
    Ich antworte nicht. Seine Souveränität macht mich noch mal wahnsinnig.
    »Amy Tucker wohnt in Malmö«, sagt er, »fährt aber jeden Morgen nach Kopenhagen zur Arbeit. Das ist jetzt noch nichts Besonderes, das

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