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Schwedenbitter: Ein Hamburg-Krimi (Droemer) (German Edition)

Schwedenbitter: Ein Hamburg-Krimi (Droemer) (German Edition)

Titel: Schwedenbitter: Ein Hamburg-Krimi (Droemer) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Buchholz
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machen viele. Das Ding ist, dass die PR-Agentur, für die sie arbeitet, im gleichen Gebäude sitzt wie ToftingInvest.«
    »Oh«, sage ich.
    »Richtig«, sagt er, »oh, oh.«
    »Dann rufe ich mal schnell den Faller an und sage ihm, er soll weiter nach Malmö fahren, oder?«
    »Kann nicht schaden.«
    Ich lege auf, halte meinen Kopf aus dem Fenster und hoffe darauf, dass der nächstbeste Schwerlasttransporter kommt und ihn mir einfach abreißt.
    *
    »Wo sind Sie?«
    Der Faller hört sich an, als wäre er auf der Autobahn.
    »Auf der Autobahn!«
    Verdammt, der ist schon wieder auf dem Weg nach Hamburg.
    »Drehen Sie um, Sie müssen nach Malmö.«
    »Ich bin siebzehn Kilometer vor Malmö«, sagt er.
    »Wieso …«
    »Fräulein Tucker arbeitet nicht nur im selben Haus, in dem ToftingInvest sitzt, sie geht bei unseren Immobilienhaien auch ein und aus. Jetzt sitzt sie vor mir in einem alten Lancia Beta und brettert in einem Affenzahn durch die Landschaft.«
    Der Faller wieder. Schneller als die Polizei.
    »Ich werd bei ihr ein bisschen Sturm klingeln, sobald sie zu Hause ist. Und ihr dann auf ihre blitzenden Zähne fühlen.«
    »Rufen Sie mich an, wenn Sie mit ihr geredet haben?«
    »Wenn ich Zeit hab.«
    Klick. Im Moment hat der Faller offensichtlich keine Zeit.
    *
    Und schon macht die Blaue Nacht wieder auf. Mit Klatsche und Rocco Malutki hinterm Tresen und Pauken und Trompeten sowieso. Es ist voll und stickig und laut. Es ist schön. Die beiden haben das gut gemacht. Es sieht im Grunde aus wie vorher, nur nicht mehr so klebrig und heruntergekommen. Sie haben die alten Fotos von Ali und der versammelten Box- und Fußballprominenz abgenommen, aussortiert, sauber gemacht und nur die lustigsten wieder an die Wände gehängt. Mein Lieblingsbild ist das, auf dem Ali mit dem größten und gleichzeitig kleinsten Hamburger Fußballer aller Zeiten zu sehen ist. Ali ist fast doppelt so groß wie der lustige Kugelblitz, und der Fotograf hat offensichtlich nicht eine Sekunde darüber nachgedacht, das irgendwie auszugleichen. Und der Fußballstar hat trotzdem versucht, Ali den Arm um die Schulter zu legen. Ich hab als kleines Mädchen mal versucht, einen Rocker in den Schwitzkasten zu nehmen, der meinem Kumpel aus Gemeinheit den Ball weggetreten hatte. Das muss ähnlich ausgesehen haben.
    Klatsche und Rocco haben den ganzen Laden in einem dunklen Rot gestrichen, die Decken, Türrahmen und Türen leuchten in kräftigem Creme. Den Tresen und die Tische und Stühle haben sie übernommen, sie haben das alles lediglich abgeschliffen, von vierzig Jahren Bier und Nikotin befreit und mal wieder ein bisschen gerade gerückt. Da, wo früher die Glotze mit dem Dauerpornoprogramm stand, steht jetzt eine blitzende Wurlitzer-Jukebox. Und das düstere Holzregal, das noch vor ein paar Wochen über der Theke baumelte und eine permanente Totschlags-Drohung für den Barmann war, ist endlich weg. Stattdessen hängt da eine wirklich feine blaue Leuchtschrift: Blaue Nacht.
    Am meisten aber leuchten Klatsche und Rocco. Sie haben sich schick gemacht. Klatsche trägt einen neuen schwarzen Pullover und eine ziemlich enge Jeans. Er sieht genauso aus, wie er ist: jung, stark, klug. Rocco trägt seinen besten Secondhand-Anzug, ein dunkles Modell mit feinen Nadelstreifen, und darunter ein schmales schwarzes Hemd, das vielleicht einen Tick zu weit offen ist, vielleicht aber auch nicht. Ich stehe in einer Ecke neben der Jukebox und sehe mir die beiden an. Sie sehen aus wie zwei Kapitäne, die nach langer Zeit auf dem Trockenen endlich mal wieder mit einem Schiff auslaufen dürfen. Wahrscheinlich haben sie das Richtige getan. Auch wenn hier bestimmt insgesamt über siebenhundert Jahre Knast versammelt sind und ich nicht weiß, wie genau sich das auf Klatsches Abstinenz von der Gangsterbranche auswirken wird.
    Klatsche kommt mit zwei doppelten Wodka hinter der Theke hervor und arbeitet sich zu mir durch.
    »Schön, dass du da bist, Baby.«
    Er drückt mir das Glas in die Hand und einen Kuss auf die Lippen.
    Schön, dass du da bist, denke ich und küsse zurück.
    »Kannst du dich um die Musik kümmern? Damit hier heute die Stimmung passt. Du weißt schon.«
    »Mach ich«, sag ich, »und jetzt zisch wieder ab, deine Gäste brauchen dich.«
    Er kneift mir in den Hintern, und bevor ich zurückkneifen kann, ist er auch schon wieder weg.
    Ich kippe meinen Wodka, mache dabei kurz die Augen zu, und plötzlich ist da der Inceman in meinem Kopf, mein Gehirnfilm läuft in

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