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Schwedenbitter: Ein Hamburg-Krimi (Droemer) (German Edition)

Schwedenbitter: Ein Hamburg-Krimi (Droemer) (German Edition)

Titel: Schwedenbitter: Ein Hamburg-Krimi (Droemer) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Buchholz
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Walts Waffe erschossen. Die ist so durch den Wind, der trau ich das absolut zu.«
    Während wir fahren und der Faller erzählt, kucke ich mir immer wieder die Bilder von Amy an, die der Faller gemacht hat. Ein zierliches, hübsches Persönchen. Süße dunkle Locken. Schöne dunkle Augen. Harter, verbitterter Zug um den Mund.
    »Und die soll mich bewusstlos geschlagen haben?«
    »Dazu ist sie in der Lage, verlassen Sie sich drauf«, sagt der Faller. »Die spinnt, und Spinner entwickeln ungeahnte Kräfte, wenn’s um ihre Spinnerei geht.«
    »Aber warum hat sie einen Privatdetektiv engagiert?«, frage ich.
    »Das hat sie nicht durchblicken lassen«, sagt der Faller. »Ich schätze, sie hat einen Dummen gesucht, der sie genau darüber informiert, wie der Ermittlungsstand der Polizei ist. Damit sie sich gegebenenfalls absetzen kann. Hat sie sich aber den Falschen ausgesucht.«
    Hat sie.
    Sie dachte wahrscheinlich, dass der Opi froh ist, wenn er seine Ruhe hat, und nicht anfangen wird, sich in irgendwas reinzufuchsen. Sie hat sicher nicht damit gerechnet, dass der Faller nicht lockerlässt. Dass er vor ihrer Tür wartet, dass er sie beschattet. Dass er durchs Fenster beobachtet, wie sie einen Anruf bekommt und hektisch anfängt zu packen. Dass er ihr nachfährt bis zum Kopenhagener Flughafen. Dass er sie bis zum Check-in nach Hamburg verfolgt. Dass er Glück hat und ihr Flug wegen vereister Tragflächen zwei Stunden Verspätung. Dass er den Bleifuß macht und sich tatsächlich am Hamburger Flughafen wieder an ihre Fersen heftet. Dass er ihrem schicken kleinen Mietwagen bis zu der alten Barkasse im Spreehafen folgt.
    Der Faller ist echt unglaublich.
    »Ich war schon wieder hinter ihr her auf dem Weg zurück zum Flughafen«, sagt er, »da hatte ich das Gefühl, dass jemand auf dem Boot ist.«
    »Manchmal sind Sie mir unheimlich, Faller.«
    »Ich hatte ein paar Mal versucht, Sie anzurufen, aber Ihr Telefon war aus«, sagt er. »Das kam mir irgendwie komisch vor.«
    »Wer hat Amy Tucker angerufen?«, frage ich. »Und was hat sie von dem verdammten Boot geholt?«
    Der Faller schiebt seinen Hut ein bisschen aus der Stirn, zuckt mit den Schultern und fährt über Rot, als hätte er immer noch ein Blaulicht auf dem Autodach. Komme mir ein bisschen vor, als würde ich mit Kojak im Auto sitzen.
    *
    Wir jagen über den Flughafen. Der Faller keucht, ich huste. Wir zeigen jedem das Bild, das wir von Amy haben. Nach über einer Stunde, am Schalter von Continental Airlines, hat eine Dame vom Bodenpersonal Erbarmen mit uns.
    »Ja«, sagt sie, »könnte sein. Die Haare waren allerdings blond und kurz.«
    Sie sieht auf der Passagierliste nach.
    »Da«, sagt sie, »das war sie. Marcelinha Pantani. Die Maschine ist eben gestartet.«
    »Wohin?«, frage ich.
    »San Pedro Sula«, sagt sie. »Honduras.«
    Der Faller sieht aus, als wolle er gleich seinen Hut essen. Ich lasse den Kopf hängen und rufe den Calabretta an.
    *
    Der Calabretta sagt immer: Wenn du schlechte Laune hast, musst du was essen gehen. Wir treffen uns in dem kleinen Kebab-Laden bei mir in der Straße. Der Laden ist wirklich sehr klein. Man isst entweder im Stehen oder an dem einen Tisch hinten links in der Ecke. Über dem Tisch hängt ein Fernseher, und da laufen rund um die Uhr türkische Actionknallerfilme ohne Ton. Aus den Boxen kommt Bossa-Nova-Musik. Ich mag die Mischung. Und das Essen ist gut.
    Als der Faller und ich ankommen, ist der Calabretta schon da. Weil der Tisch besetzt ist, lehnt er an der Wand neben der Theke. Er trinkt Cola.
    »Cola«, sagt der Faller, »das ist schon mal sehr gut. Haben Sie was zu essen bestellt?«
    Der Calabretta schüttelt den Kopf und sagt: »Meine Mutter hat mich vollgestopft. Mir reicht ’ne Cola.«
    »Chastity?«, fragt der Faller.
    »Falafel«, sage ich.
    Der Faller bestellt Falafel für mich und für sich einen Dürüm Döner. Und zwei Cola.
    Dann lehnen wir alle drei nebeneinander an der Wand und warten aufs Essen. An der Wand gegenüber hängt ein Zigarettenautomat, und der Automat ist über und über mit Sankt-Pauli-Stickern beklebt. Totenköpfe, Hamburg ist braun-weiß, Ultra Sankt Pauli, Fuck HSV, Goodbye Stani, Sankt Pauli Sechste Herren. Neben dem Automaten leidet eine kümmerliche Topfpflanze. So ein armes Ding mit kleinen Blättern. Der Dönerladen sieht aus, als wäre er komplett aus Beton, hat keine Fenster, nur eine Tür. Hart für Pflanzen.
    Die Chefs sind Brüder, beide vielleicht Ende zwanzig, Anfang dreißig. Keine

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