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Schwedenbitter: Ein Hamburg-Krimi (Droemer) (German Edition)

Schwedenbitter: Ein Hamburg-Krimi (Droemer) (German Edition)

Titel: Schwedenbitter: Ein Hamburg-Krimi (Droemer) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Buchholz
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ich.
    Der Calabretta zieht die Nase hoch. Das kommt hin und wieder schon mal vor, dass mein italienischer Kollege vor Wut fast weint. Also nicht wirklich weinen. Es ist mehr so eine Aufwallung der Schleimhäute.
    »Sind die Familien der beiden toten Kollegen schon informiert?«, frage ich.
    »Es ist jemand unterwegs«, sagt der Streifenbeamte.
    »Und der Mann aus der JVA, der Caltzo und Rubsch begleiten sollte?«, frage ich.
    »Wir wissen noch nicht, wer das war.«
    Der Polizist geht zurück zu seinem Wagen. Es wird langsam ein bisschen heller.
    »Wo ist der Knackpunkt?«, frage ich, mehr mich selbst und den Moment, in dem wir an diesem schrecklichen Ort stehen, als den Calabretta.
    »Ich weiß es nicht«, sagt er und schüttelt den Kopf, »ich weiß es nicht. Ich mache mich demnächst auf den Weg zum Holstenglacis und knöpfe mir jeden Schließer, jeden Beamten, der mit Caltzo und Rubsch zu tun hatte, einzeln vor. Irgendwo ist da eine undichte Stelle. Und den Inceman schicken wir zur Baubehörde, gleich heute Morgen. Der soll denen jetzt mal richtig auf die Nerven gehen.«
    »Der Faller wollte noch mal zusammentragen, was wir über die Dänen wissen«, sage ich. »Er kommt um elf in die Staatsanwaltschaft. Da machen wir eine Wand mit allem, was wir haben. Und dann kucken wir uns an, wo genau die Löcher in unserem Puzzle sind.«
    »In Ordnung«, sagt der Calabretta. »Ich komme dann dahin, wenn ich im Knast durch bin.«
    *
    Da hängt es schwarz auf weiß, auf vielen kleinen Zetteln an einer großen Pinnwand hinter meinem Schreibtisch: Der Firma ToftingInvest ist absolut nichts nachzuweisen. Die tragen eine schöne weiße Weste zur Schau. Okay, es ist eher eine von der Marke, wie sie auch Typen wie Dick Cheney tragen, aber sie ist weiß. Da hätten uns wahrscheinlich auch die dänischen Kollegen nicht weiterhelfen können. An der Wand gibt es außerdem noch eine Amy-Tucker-Insel, eine Caltzo-und-Rubsch-Insel, eine Baubehörden-Insel. Aber da sind keine wirklichen Brücken zwischen den Inseln. Nichts Stabiles. Wir können nur spekulieren.
    »Ich bin mal eben am Kaffeeautomaten«, sagt der Faller.
    Er ist völlig frustriert.
    »Bringen Sie mir einen mit?«
    Nicht, dass ich nicht frustriert wäre.
    »Naturalmente, mein Mädchen.«
    Der Faller ist gerade eine Minute draußen, da kommt der Calabretta rein.
    »Hey«, sage ich und reibe mir das Gesicht.
    »Hey«, sagt er und schaut auf die Pinnwand. »Sieht ja super aus. Vor allem für ToftingInvest.«
    »Sehen Sie richtig«, sage ich. »Wir haben nichts. Wie war’s im Knast?«
    »Es wird um uns herum immer dunkler, Chastity«, sagt er. »Ich will nicht behaupten, dass ich langsam Angst kriege, aber gut geht’s mir nicht mehr.«
    Er geht zum Fenster, kippt es und zündet sich eine Zigarette an.
    »Ich war gerade so mit der Hälfte der in Frage kommenden Schließer durch, als mich der Chef der JVA in sein Büro gerufen hat. Der Mann, der für Rubsch zuständig war, der, der ihn neulich zu uns in den Vernehmungsraum gebracht und mit ziemlicher Sicherheit vor der Tür gewartet hat, der Einzige also, der eventuell mitgehört haben könnte, was Rubsch uns zu sagen hatte … dieser Mann saß heute Morgen mit im Auto.«
    »Donnerwetter«, sage ich. »Das nenne ich mal ein lupenreines Zeugensterben.«
    »Mitwisser beseitigen«, sagt der Calabretta, »ganz konsequent.«
    »Am Ende ist Amy Tucker gar nicht vor uns nach Honduras geflohen«, sage ich, »sondern vor jemandem, der viel gefährlicher ist.«
    Der Faller kommt mit drei Bechern dampfendem Kaffee zurück.
    »Wusste ich doch, dass Sie inzwischen da sind, mein Freund«, sagt er zum Calabretta. »Was gibt’s bei Ihnen Neues?«
    Der Calabretta raucht und sagt: »Nichts Gutes.«
    »Die Leute, die wir suchen, machen alles richtig«, sage ich.
    Ich erzähle dem Faller, was passiert ist, weil der Calabretta ans Telefon muss. Aber dann höre ich irgendwann auf zu reden, weil ich sehe, wie sich das Gesicht unseres italienischen Freundes immer mehr verfinstert. Er sagt nichts, hört nur zu, seine Lippen werden immer schmaler. Am Ende sagt er »okay« und »danke, Kollege«, und dann legt er auf und fängt an zu lachen. Er lacht, bis ihm die Tränen kommen.
    »Jetzt sagen Sie schon«, sage ich.
    Er kichert noch ein bisschen irre vor sich hin, dann sagt er: »Da hätte ich auch in Italien bei der Anti-Mafia-Einheit anheuern können.«
    Er wischt sich die Augen ab.
    »Da geht das auch nicht anders zu.«
    Er schüttelt den Kopf.
    »Und

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