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Schwedenbitter: Ein Hamburg-Krimi (Droemer) (German Edition)

Schwedenbitter: Ein Hamburg-Krimi (Droemer) (German Edition)

Titel: Schwedenbitter: Ein Hamburg-Krimi (Droemer) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Buchholz
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nicht passieren, Calabretta«, sage ich.
    Der Faller ist sonst nicht nur seine Pension, sondern vielleicht auch noch seine Freiheit los.
    »Es wird nicht passieren, wenn wir die Akte Tucker schließen. Wenn wir’s jetzt gut sein lassen, wie er sich ausgedrückt hat.«
    Der Calabretta redet leise, gepresst. Als müsste er jedes einzelne Wort rausdrücken.
    Ich lehne mich an ihn, und er lehnt sich zurück, und wir machen den Mund auf beim Rauchen und lassen mit dem Rauch auch die nasse Luft in unsere Lungen. Wir wissen beide, dass die Sache mit dem Faller ein unschlagbares Argument ist. Wo immer die das auch herhaben. Ich dachte, nur ich wüsste, was genau passiert ist. Aber da hab ich mich wohl getäuscht. Na ja. Wir waren ja auch nicht alleine an dem Abend.
    Ich schätze, wir sind am Ende.
    Ich weiß das, und der Calabretta weiß das auch. Wir schmeißen unsere Zigarettenstummel ins nasse Gras, der Calabretta tritt sie tot.
    »Und was machen wir jetzt?«, frage ich.
    »Jetzt«, sagt der Calabretta, »machen wir’s wie die Polizei in Neapel: Wir gehen erst mal einen Kaffee trinken.«
    *
    Nach dem Kaffee haben der Calabretta und ich ein Bier getrunken. Dann noch eins und dann noch eins. Dann sind wir zum Hafen gegangen und haben unseren Frust in Fischbrötchen und Currywurst ertränkt. Jetzt sitzen wir bei Klatsche und Rocco Malutki in der Blauen Nacht und schütten weiter nach, damit der Frust nicht mal dran denken kann, noch mal Luft zu holen. Die gemütlichen Astrabierknöllchen fliegen geradezu übern Tresen. Sie wissen, dass sie bei uns in guten Händen sind. Carla sitzt zwischen mir und dem Calabretta. Es ist schön, mal wieder so dicht neben ihr zu sitzen. Sie ist älter geworden in der letzten Woche, aber ich glaube, sie hat’s ganz gut weggesteckt.
    Sie will ja nicht drüber reden.
    Sie will’s vergessen.
    Wir trinken Bier und rauchen Zigaretten. Wir reden nicht viel. Rocco macht in unserem Rücken Klarschiff im Laden, es ist erst halb acht, die Meute kommt immer so gegen neun, bis dahin muss alles gut und hübsch und sicher stehen.
    »Das ist wie auf einer alten Fregatte hier«, sagt er. »Wenn du aufhörst, sie zu polieren, fällt sie auseinander.«
    Klatsche steht hinter der Theke und poliert Gläser. Er leuchtet. Ich kann ihm ansehen, wie gut ihm das gefällt, Gastronom zu sein.
    »Und Ihren Schlüsseldienst haben Sie jetzt aufgegeben?«, fragt der Calabretta zwischen zwei Astra.
    Wie süß. Der will Konversation machen. Ich weiß, dass ihn Klatsches beruflicher Werdegang einen feuchten Dreck interessiert, und im Moment sowieso. Der Calabretta ist einfach echt ein netter Kerl.
    »Läuft so nebenher«, sagt Klatsche. »Aber der Spaß wohnt zurzeit definitiv hier.«
    Er zwinkert mir zu, dreht sich um und stellt die polierten Gläser ins Regal.
    Ich drücke mich ein bisschen an Carla ran. Sie nimmt ihre Bierflasche, stupst sie an meine, trinkt und legt mir den Arm um die Schulter. Ach ja. Internationales Tresensitzen. Ist doch schön. Aus der Jukebox jodelt Joleen von Dolly Parton.
    Und dann kommt der Faller.
    »Was das denn für’n Gejaule«, sagt er und baut sich gleich mal neben der Jukebox auf.
    »Sentimentale Countrymusik«, sage ich, »genau richtig für uns.«
    »Blödsinn«, sagt er, »wir brauchen was Optimistisches.«
    Er wirft Geld in die Box, drückt ein paar Knöpfe, und schon singt Telly Savalas eine Schnulze. Wenn der Faller das neuerdings für optimistisch hält, dann will ich aber nicht wissen, was er hört, wenn er traurig ist.
    »Schicker Laden«, sagt er zu Klatsche und klopft mit der Faust auf die alte, glattpolierte Theke. »Respekt.«
    »Danke, Meister«, sagt Klatsche. »Apfelsaft gefällig?«
    »Sehr gerne«, sagt der Faller.
    Er hievt sich auf den Barhocker neben dem Calabretta und kuckt uns an. Der Calabretta weiß genauso wenig wie ich, wo wir anfangen sollen. Von dem bösen Anruf, den der Calabretta bekommen hat, erzählen wir dem Faller schon mal nicht, so viel ist klar.
    Den Rest müssen wir ihm irgendwie sagen, er sitzt ja schließlich mit im Boot. Aber wir wissen beide, dass den Faller hinterfotzige Machenschaften in seiner Stadt sehr treffen. Wenn der auf was gar nicht kann, dann auf so was.
    »Wo sind denn die Kollegen Brückner und Schulle?«, fragt der Faller. »Ich dachte, ich seh euch heute alle …«
    »Die haben die Schweinegrippe und fallen noch mindestens eine Woche aus«, sagt der Calabretta.
    Ich kriege einen sehr amtlichen Hustenanfall und halte mir den Arm

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