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Schweig still, mein Kind / Kriminalroman

Schweig still, mein Kind / Kriminalroman

Titel: Schweig still, mein Kind / Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Busch
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flüsternd um die Tische. Der Hauptkommissar glaubte, die Bewährungsprobe vorerst bestanden zu haben.
    »Das Walross hat mich rausgeschmissen«, brach es plötzlich aus Hanna heraus.
    »Wer?« Der Hauptkommissar sah sie belustigt an. Sie lächelte nicht mehr. Auch er wurde wieder ernst.
    »Mein Chef. Ex-Chef. Er hat mir gekündigt. Angeblich nicht mehr genug Aufträge.« Sie zerknautschte die Zigarettenpackung vollends. »Aber das ist mir egal.«
    Ehrlinspiel zweifelte nicht an der Geschichte ihrer Kündigung. Jetzt wurde ihm einiges klar: die billige
Pension Sylvia
in Freiburg. Ein Auftrag, den sie nur wegen des Geldes machte. Ihre schlechte Laune am ersten Abend, als sie zu allem auch noch beinahe über Elisabeths Leichnam gestolpert war. Ihrem »das ist mir egal« stand er allerdings mit Skepsis gegenüber. Brock schien frustriert und wütend. Ihre kokette Souveränität zeigte einen Riss.
    »Leben ist das, was uns passiert, während wir etwas ganz anderes geplant haben. Oder so ähnlich«, versuchte er, seine Hilflosigkeit zu kaschieren.
    »Frei nach Henry Miller. Wird auch John Lennon zugeschrieben.« Sie hatte sich sofort wieder im Griff und ihr Lächeln zurückgewonnen. »Und gegen Elisabeths Schicksal erscheint mir diese blöde Kündigung so … nichtig. Elisabeth hatte sicher noch ganz viele Pläne.«
    »Bestimmt.« Das Bild seines Schulfreundes stand einen Moment vor seinen Augen. Die beiden Familien in dem gelbgetünchten Freiburger Haus. Christines Lachen. Peter. Der Baggersee.
    »Glauben Sie inzwischen auch, dass Johannes es war?« Sie nahm ein Stück Brot aus dem Korb.
    »Was ich glaube, ist nicht wichtig. Ich brauche Beweise.«
    »Warum sollte er verschwinden, wenn er Elisabeth nicht umgebracht hat?« Hanna stocherte in den Salatresten herum.
    »Weil er die Trauer nicht aushält, zum Beispiel.« Ehrlinspiel griff nach dem Salz, und im selben Moment streckte Hanna ihre Hand danach aus. Sofort zog er seinen Arm zurück. Ihre Fingerspitzen fühlten sich kühl und trocken an, während er selbst das Gefühl hatte, sich verbrannt zu haben.
    Hanna schien seine Verlegenheit nicht zu bemerken. »Stimmt. Oder weil er die Leute mit ihren Verdächtigungen nicht erträgt. Den sozialen Tod, sozusagen.«
    »Möglich.«
    Monika Evers hatte in die gleiche Richtung gedacht. War das realistisch? Ließ man aus Angst vor Gerede und Rache seinen Hof im Stich und seine hochschwangere Frau – trotz aller ehelichen Schwierigkeiten? Oder dachte er falsch? War Johannes tot? Es wäre nicht das erste Mal, dass die Polizei die Abwesenheit eines Verdächtigen als Schuldeingeständnis deutete, obwohl er in Wirklichkeit ein weiteres Opfer war.
    »Und wenn er sich das Leben genommen hat?« Hanna ließ die Gabel fallen und fingerte eine Lucky Strike aus der Zigarettenschachtel.
    »Auch dann finden wir ihn.« Selbstmord oder ein zweiter Mord waren nicht auszuschließen. »Wahrscheinlich noch heute.«
    »Dann scheint der Fall ja bald abgeschlossen zu sein.«
    »Und auch ich kann abreisen.« Er betrachtete Hannas breite Wangenknochen. Die Kratzer waren kaum noch zu sehen.
    »Wartet jemand zu Hause auf Sie?« Sie klopfte die Zigarette mit einem Ende leicht auf den Tisch.
    »Sie sind ja ziemlich direkt.« Vom Riss in ihrem Selbstbewusstsein war nichts mehr zu spüren.
    »Und neugierig. Berufskrankheit.«
    »Auf mich warten zwei wunderbare Wesen.« Er schmunzelte. Bentley und Bugatti würden ihm wie immer einige Stunden beleidigt den Rücken zukehren, als Strafe für seinen längeren Ausflug. War diese Phase vorbei, kam das große Fressen, gefolgt vom Einfordern der geschuldeten Zuneigung. Dazu warfen sie sich vor ihn hin – egal, ob quer über den Laptop, die Zeitung oder auch einmal auf seinen Toast – und buhlten um die genüsslichsten Krauleinheiten. Bentley streckte Moritz den Bauch hin, Bugatti stand auf Liebkosungen hinter den Ohren.
    »Frau und … Sohn oder Tochter?«
    »Kater.«
    »Sie haben eine Katze?« Hanna lehnte sich zurück.
    »Zwei. Beides Jungs.«
    Er erzählte von seinen Mitbewohnern und beobachtete, wie sich Hannas Mund von einem belustigten Hochziehen der Mundwinkel zu einem kritischen Lippenkräuseln verzog, als er das »B&B-Nierchenragout« mit Zutaten vom Bioschwein und der richtigen Vitaminmischung erklärte. Schließlich zog sie eine angewiderte Schnute. Das war an der Stelle, an der er die Himbeermarmelade aus dem Fell wusch.
    »Sie mögen keine Katzen«, stellte er abschließend fest. Im selben Moment

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