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Schweigend steht der Wald: Roman (German Edition)

Schweigend steht der Wald: Roman (German Edition)

Titel: Schweigend steht der Wald: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfram Fleischhauer
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nicht mehr gesehen, so wie die sich umarmten. Konrad Dallmann schüttelte dem alten Mann kurz die Hand und setzte sich auf die Eckbank. Jetzt konnte es bald losgehen. Es fehlte ja nur noch die Hauptperson.
    Heinbichler entkorkte Bierflaschen und stellt sie in die Mitte des Tisches. Als es klingelte, verschwand Heinbichler nach oben, und kurz darauf wurden Schritte auf der Treppe hörbar. Dann kamen die beiden herunter, erst Heinbichler mit seinen schweren Schuhen, hinter ihm ein großer, schlanker Mann mit grauen Haaren und recht gesunder Gesichtsfarbe.
    Alois Leybach blickte kurz von einem zum anderen und sagte dann nur: »Meine Herren«, ging auf sie zu und schüttelte einem nach dem andern die Hand.
    »Albrecht, mein Guter. Wie geht es dir?«, sagte er freundlich zu dem Mann im Rollstuhl. »Gustav. Ich freue mich. Dumme Sache. Aber so sehen wir uns endlich mal wieder. Ist das Konrad? Du liebe Zeit. Hätte ich ja kaum wiedererkannt. Wie geht es … ja, darf ich denn überhaupt noch du sagen?«
    Er streckte ihm die Hand hin, und natürlich schüttelte er sie, wenn auch mit Unbehagen. Was hätte er denn sonst tun sollen? Angesichts der Situation erübrigten sich Förmlichkeiten. Daher erwiderte er nur: »Sicher, Alois.«
    »Das will ich meinen«, rief Alois Leybach und lächelte ihn freudig an. »Ich bin sehr froh, dass du gekommen bist, um uns zu helfen. Gustav, dein Sohn ist ein Prachtkerl. Das sehe ich sofort.«
    Konrad Dallmann ließ das zwiespältige Kompliment unkommentiert im Raum stehen und sagte sachlich: »Gut denn, Alois«, wobei ihm Leybachs Vornamen auszusprechen genauso unnatürlich vorkam, wie ihn zu duzen. »Dann kann ich für euch vielleicht erst einmal den Stand der Dinge schildern.«
    Er trug einen kurzen Abriss der Ereignisse der letzten Woche vor sowie eine Zusammenfassung seines Gesprächs mit Anja Grimm. »Sie ist übers Wochenende nach München gefahren«, schloss er. »Am Montag wird sie wieder im Forstamt erwartet. Nach meiner Information wird sie noch etwa drei Wochen hier in der Gegend sein, und niemand kann sie davon abhalten, im Wald herumzuschnüffeln. Grossreither wird sie vorerst nicht mehr in Faunried einsetzen. Das ist aber auch alles, was er tun kann.«
    Albrecht Gollas machte ein zischendes Geräusch, von dem man nicht recht sagen konnte, ob es von seinem schlechten Gesundheitszustand herrührte oder von dieser Nachricht.
    Der Erste, der das Wort ergriff, war Alois Leybach. »Kameraden«, sagte er. »Bevor wir uns hier verrückt machen, sollten wir erst einmal ganz ruhig den Tatsachen ins Auge sehen. Nach allem, was passiert ist, ist es ja kein Wunder, dass sie herumschnüffelt, wie du es nennst. Aber die Frage ist doch: Was sucht sie?«
    »Sie sucht ihren Vater«, entgegnete Konrad Dallmann knapp. »Und das führt über kurz oder lang unweigerlich zu euch.«
    »Wie die in dem Wald herumläuft, das ist geradezu unheimlich, Alois«, klinkte sich Heinbichler ins Gespräch ein. »So was habe ich noch nicht gesehen. Die sieht Dinge, davon haben wir keine Ahnung.«
    Leybach zog skeptisch die Augenbrauen hoch. »Nun ja, übersinnliche Kräfte hat sie ja wohl nicht, oder? Was sollte sie denn schon finden? Es ist doch nichts mehr da.«
    »Die wichtigere Frage ist eine ganz andere«, schaltete Gustav Dallmann sich ein. »Warum ist sie zurückgekommen? Was will sie hier?«
    Darüber konnte Konrad sie aufklären: »Sie macht ein Praktikum.«
    »Praktikum?«, stieß Albrecht Gollas hervor. »Das glaubst du doch selbst nicht. Eine linke Bazille ist die, genau wie ihr Vater.«
    Alois Leybach runzelte die Stirn, ignorierte aber Albrecht Gollas’ sinnlosen Kommentar. »Konrad. Du hast sie verhört. Was weiß sie?«
    Konrad Dallmann hatte soeben in eine Brezel gebissen und kaute noch. Er schluckte und schaute in die Runde. »Wie ich schon sagte: Sie hat im Haingries wiederholt Proben gezogen. Sie wundert sich über eine großflächige Bodenstörung und hat den Verdacht, dass dort ihr Vater vergraben liegt. Gehe ich dem nicht nach, wird sie sich nach meiner Einschätzung einen Anwalt nehmen und Einsicht in die Ermittlungsakten beantragen. Wenn sie auch nur halb so intelligent ist, wie ich glaube, wird sie rasch auf einige Dinge stoßen, die absolut keinen Sinn ergeben, was ihren Verdacht noch bestärken wird. Nach einer Prüfung der Akten haben sie in jedem Fall meinen Vater am Wickel, nicht wahr, Papa? Und über kurz oder lang euch alle.«
    Konrad Dallmann stockte. War das wirklich er selbst,

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