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Schweigend steht der Wald: Roman (German Edition)

Schweigend steht der Wald: Roman (German Edition)

Titel: Schweigend steht der Wald: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfram Fleischhauer
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Eine Weidener Nummer? Was zum Teufel geschah hier? Ohne lange zu überlegen, startete er den Motor und folgte ihnen.

35
    S ie sah an sich herunter. Da waren ihre Brüste, die sich im Rhythmus ihres Atems hoben und senkten. Eine unglaubliche Empfindung zwischen ihren Beinen ließ sie sanft aufstöhnen. Sie konnte den Kopf mit den schwarzen Haaren, der sich dort ganz leicht auf und ab bewegte, nur undeutlich erkennen, denn der Rest des Zimmers war von einer absoluten, undurchdringlichen Schwärze erfüllt, was sie wunderte, denn wieso konnte sie dann den Kopf in ihrem Schoß sehen? Es war überhaupt seltsam, wie sie diese Liebkosungen erlebte. Sie waren ungeheuer intensiv. Sie legte ihre Hände um ihre Brüste, die sich zart und zugleich fest anfühlten. Aber warum sah sie ihre Brüste und nicht ihre Hände? Ihr Blick wanderte wieder zu den dunklen Haaren in ihrem Schoß, als etwas Warmes, Enormes sie vollständig auszufüllen begann. Ihr Kopf fiel nach hinten. Sie spürte ihr Haar zu Boden fallen. Aber es erreichte den Boden nicht, sondern schien nur länger und länger zu werden, begleitet von einem leichten Ziehen an ihrer Kopfhaut. Ein unkontrollierbares, feines Beben ihres Unterleibs ließ sie wieder an sich hinabschauen.
    Ihr Blick wurde starr. Zwei graue, dicht behaarte Pfoten lagen auf ihrem Becken und krochen ihren Körper hinauf. Etwas glitt aus ihr heraus. Sie stöhnte erneut kurz auf. Eine feucht glänzende, längliche Wolfsschnauze erhob sich zwischen ihren Schenkeln. Das Tier blickte zu ihr hinauf. Die längliche Schnauze schimmerte. Aber das Gesicht dieses Tieres hatte nichts Tierisches an sich. Das Augenpaar in dem Wolfsgesicht, das sie voller Lust anstarrte, waren Menschenaugen. Xavers Augen. Anja war wie gelähmt vor Furcht und Lust. Die Tatzen erreichten ihre Brüste und liebkosten sie zärtlich. Die Klauen strichen behutsam über ihre Haut. Die Wolfsschnauze öffnete sich leicht. Das Tier begann zu hecheln. Eine lange, rote Zunge glitt jetzt über ihren Bauch und zwischen ihre Schenkel und drang erneut in sie ein. Sie schrie vor Entsetzen und presste panisch die Schenkel zusammen. Aber kein Laut drang aus ihrem Mund. Stattdessen hörte sie jetzt Lukas’ Stimme aus dem Wolfsrachen: Großmutter. Großmutter.
    Anja wandte den Kopf. Die Tür hatte sich geöffnet. Eine ältere blonde Frau stand dort und starrte sie hasserfüllt an. Im gleichen Moment ergoss sich etwas heiß brennend in sie hinein. Anja warf sich verzweifelt hin und her. Die Frau drehte sich um und verließ den Raum. Der Wolf ließ von ihr ab und trottete der Frau hinterher aus dem Zimmer hinaus. Anja erhob sich benommen. Sie spürte die Kälte der Nacht auf ihrer nackten Haut, aber sie kümmerte sich nicht darum. Sie musste dem Wolf folgen. Das war alles, woran sie zu denken imstande war. Als sie ins Nebenzimmer kam, lag eine alte, runzelige Frau auf ihrem Bett. Es war das Zimmer im Leybachhof. Anna Leybachs Zimmer. Die schwarzen Müllsäcke standen noch überall herum. Der Wolf war nirgends zu sehen. Aber die Alte hatte plötzlich Xavers Augen. Die Frau entblößte ihren riesigen, entsetzlich geblähten Bauch. Anja griff nach einem Messer und wollte hineinschneiden. Aber sie vermochte es nicht. Das Gesicht der alten Frau verzerrte sich zu einer Fratze. Sie lachte. Anja holte mit dem Messer aus.
    Sie fuhr hoch. Sie verharrte einige Sekunden. Sie war schweißgebadet. Sie tastete in der Dunkelheit nach ihrem weißen Hemd und fand es zerknüllt in Reichweite des Schlafsofas. Sie nestelte daran herum, schälte den BH heraus, der sich hoffungslos in einen Ärmel verwickelt hatte, und zog sich an. Lukas drehte sich zu ihr herum.
    »Was ist?«, flüsterte er schlaftrunken.
    »Nichts«, flüsterte sie mit belegter Stimme. »Schlaf weiter.«
    Sie hielt inne, bis seine Atemzüge wieder gleichmäßig wurden, und versuchte, die grässlichen Traumbilder zu verscheuchen. Dann tastete sie so geräuschlos sie konnte in dem fast dunklen Zimmer nach ihren Sachen. Das Schlafsofa nahm ausgeklappt fast das ganze Wohnzimmer in Anspruch. Um ein Haar hätte sie ihren linken nackten Fuß in eine kalte Pizza Margherita gesetzt. Schließlich hatte sie alles gefunden. Aber Lukas war von ihrem Geraschel doch wieder wach geworden.
    »Wo willst du denn hin?«, fragte er verwirrt.
    »Zurück. Ich muss zurück.«
    »Aber … es ist Samstag. Du musst doch heute gar nicht arbeiten.«
    »Nein. Aber ich muss trotzdem los.«
    Sie sah seine Augen in der Dunkelheit

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