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Schweigende Mauern: Historischer Kriminalroman aus Trier (German Edition)

Schweigende Mauern: Historischer Kriminalroman aus Trier (German Edition)

Titel: Schweigende Mauern: Historischer Kriminalroman aus Trier (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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Gesine Albrecht das Geheimnis gekannt? Sie hätte es sich zusammenreimen können. Immerhin hatte sie erzählt, dass Helena vier Jahre nach Crispus geboren wurde. Nachdem die Nachfolge des Hauses gesichert war, hatte keiner mehr mit weiterem Nachwuchs gerechnet. Sie musste gesehen haben, dass Meuren immer genau dann auftauchte, wenn Junk fort war. Und plötzlich war Sabine wieder schwanger.
    Kannte Helena das schmutzige Geheimnis ihrer Mutter? Falls sie ihm im Katharinenkloster keine zu dicken Lügen aufgetischt hatte, wahrscheinlich nicht. Sie hatte selbst zugegeben, dass sie sich nie gut mit ihrem Vater verstanden hatte und den Grund nicht kannte, warum er sie eher für ein notwendiges Übel hielt. Hätte sie so sprechen können, wenn ihr das bewusst gewesen wäre? Wohl kaum.
    »Können wir noch etwas für Euch tun?«
    Nikolaus schreckte aus seinen Gedanken hoch und schaute den Schöffenmeister mit großen Augen an. »Nein. Im Moment nicht.«
    Der junge Mann entschuldigte sich höflich bei den beiden Ratsherren und verabschiedete sich. Wie in Trance verließ er das Haus. Die Wachen warteten auch nicht mehr auf der Straße. Meuren musste sie mitgenommen haben. Niedergeschlagen und mit einem dröhnenden Kopf voller verwirrender Gedanken machte er sich auf den Weg zur Domstadt.

Die Suche geht weiter
    Nikolaus war noch ganz verstört, als er an der Wachstube der kurfürstlichen Soldaten vorbeikam. Er hörte schon wieder Meurens herrische Stimme. Der musste seine Niederlage sehr schnell verdaut haben, wenn er bereits wieder große Reden schwingen konnte. Neugierig betrat Nikolaus das Haus. Der Dompropst nahm gerade den Bericht der Wachen entgegen, die von ihrer Inspektion bei Viehhändler Finken zurückgekommen waren.
    »Und Ihr habt gar nichts gefunden?« Zorn und Enttäuschung klangen in seiner Stimme.
    »Wir haben alle Räume vom Dachboden bis zum Keller durchsucht, jede Ecke, jeden Schrank. Wir haben selbst zwischen den Tieren geschaut und Heu und Stroh durchgewühlt. Nichts. Keine Ledermappe zu finden und keine Gesine Albrecht.«
    Meuren murmelte etwas Unverständliches vor sich hin. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, war es sicherlich nicht ganz stubenrein. »Sonst gab es nichts Auffälliges?«
    Der Soldat kratzte sich am Kinn und lächelte anzüglich. »Nun ... nur so ein Mädchen, mit dem sich der Viehhändler in der Nacht vergnügt hatte.«
    Der Dompropst schüttelte missbilligend den Kopf. »Ja, und?«
    »Sie sagte jedenfalls, er hätte sie gestern Abend entführt und dann eingesperrt. Aber ...« Er grinste wieder. »Man kennt ja diese Art von Frauen, die lügen doch, wenn sie nur den Mund aufmachen.«
    »Und was hat Finken dazu gesagt?«
    »Dass er ihr Geld angeboten hat, wenn sie für mehrere Tage bei ihm bleibt. Sie nahm das Angebot an und kam mit. Aber heute Morgen wollte sie wieder weg und das zu viel gezahlte Geld nicht zurückgeben. Deshalb hat der Händler sie eingesperrt.«
    Meuren zog die Augenbrauen hoch. »Nicht ganz die feine Art, aber das sollen die unter sich ausmachen. Damit kann ich nichts anfangen.« Er wandte sich an Nikolaus. »Hat Euch Eure Ahnung also doch getäuscht. Und was nun?«
    Der junge Mann hatte mit wachsender Enttäuschung zugehört. Es hatte sich wirklich so angehört, als hätte Finken plötzlich eine Möglichkeit gefunden, Junk den Schadensersatz aus den Rippen zu leiern. »Ich hätte darauf gewettet, dass er Gesine Albrecht in seiner Gewalt hat.«
    »Stattdessen nur eine Straßenhure.« Zur Wache gedreht sagte er: »Und? Habt Ihr sie wieder gehen lassen?«
    »Die ist sofort wie der Blitz davongerannt.«
    »Die soll bloß in Konz bleiben. Wir haben schon genug davon.«
    Der Soldat fuhr sich mit der Hand wieder übers Kinn. »Sie ist aber hier aus Trier.«
    »Ach. Das hat sie Euch gesagt? Und Ihr habt das geglaubt?«
    »Nein ... äh ... einer von uns kannte sie. Sie arbeitet im Wirtshaus
Zum Schiff
in der Brückenstraße.«
    Nikolaus wurde hellhörig und warf ein: »Meint Ihr, wenn man vom Markt kommt, das letzte Wirtshaus auf der rechten Seite?«
    »Ja.«
    Von Meuren warf dem jungen Mann einen entrüsteten Blick zu. »Woher kennt Ihr denn die Absteige? Seid Ihr da etwa Gast?« Er schüttelte den Kopf. »Das hätte ich nicht von Euch erwartet.«
    Der Jurist lief rot an und hob abwehrend die Hände. »Oh, nein! Bestimmt nicht! Ich war nur dort, weil da Konstantin Junks Freundin arbeitet. Ich hatte gehofft, von ihr etwas zu hören, das mir bei den Nachforschungen helfen

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