Schweizer Ware
Machos und vor allem diesen einen Yannis in allen Einzelheiten überdeutlich vor sich sehen. Seine geile Fresse, die schwarzen Haare auf dem Kopf, auf der Brust, am Arsch. Die dunklen Augen unter den schwarzen fetten Augenbrauen und der laszive Blick, mit dem er seine Anna, seine blonde Venus, erregt anknabbert. Wie er sie entblättert und sie unter seinen großen starken Händen erzittert wie ein Caramelpudding. Wie er Anna mit seinen Lippen, diesen wulstigen pochenden feuchten gierigen Casanovalippen, küsst, dort, wo es immer heiß ist und wo eine feuchte Zunge in leicht salzige Gegenden vordringt und die Kirsche leckt, die dort tief verborgen sitzt, wie eine Perle im Fleisch einer geöffneten Muschel.
Zum Glück hielt Heinzmann direkt neben Baumer an, grad als sich dieser wieder hart ins Gesicht schlug. Heinzmann lehnte hinüber und schob die Beifahrertür auf. »Geht’s dir gut, Andi?«, gluckste er. »Machst du Morgengymnastik?«
Keine Antwort.
»Haust du dich jetzt selber zu Gemüse?«
Baumer stieg ein, es ging ordentlich, und warf dem gut gelaunten Fahrer des Streifenwagens einen bösen Blick zu, worauf der frotzelte: »Oi, oi, oi, jetzt hab ich aber Angst.«
»Mach mich nicht stinkig.«
»Du bist schon stinkig.«
»Huere Mist«, zischte Baumer diesen bösen Fluch in Stefans Gesicht.
Heinzmann warf ihm einen bösen Blick zu, dann blickte er zerknirscht geradeaus, zog sich zum Steuerrad. Die nächste Kurve nahm er im Schuss. Dann wurde er nachdenklich. Schließlich verlangsamte er seine irr gewordene Karre wieder auf ein Tempo, das der Straße angepasst war. Dann sagte er zur Windschutzscheibe: »Diesen Fluch habe ich schon lange nicht mehr gehört.«
Andi erkannte, was er getan hatte. Er hatte seinen Freund als Mistkübel benutzt, so wie sie beide von ihrem ehemaligen Chef als Abfalleimer benutzt worden waren. Dieser hatte immer diesen dreckigen Fluch auf den Lippen getragen.
»Es tut mir leid, Stefan. Ich wollte nicht …«
»Lass gut sein. Du musst dich bei mir nicht entschuldigen.«
»Wirklich, tut mir leid. Ich bin einfach unter Druck.«
»Du unter Druck? Du bist doch sonst so cool?«
»Dass ich Anna alleine zurückgelassen habe, macht mich fertig.«
»Das habe ich auch schon bemerkt.«
»Verzeih. Ich wollte dich nicht anpinkeln.«
»Vergiss es, Andi.« Heinzmann schmunzelte. »Aber das nächste Mal bin ich dran mit Schnauzepolieren«, zwinkerte er seinem Freund zu. »Dann tut es richtig weh.«
Andi ergriff dankbar die ausgestreckte Hand, die in diesen Worten, und noch mehr im ironischen Tonfall von Heinzmann, zum Ausdruck kam. Er gab sich Mühe, die Stimmung aufzunehmen, schenkte Stefan eines seiner seltenen Lächeln und sagte mit Witz und Ironie in der Stimme: »Du bist eben ein Grobian.«
Stefan frotzelte zurück. »Ja, sicher, deshalb bin ich Polizist geworden.«
»Sonst wärst du Wirt geworden?«
»Sonst wäre ich Wirt geworden.«
Beide lachten, froh darüber, dass Andis miese Stimmung ihr Verhältnis nicht getrübt hatte.
Der erstaunlich frisch wirkende Wachtmeister war mittlerweile die Schönbeinstraße hinaufgefahren in Richtung Spalentor, diesem uralten Stadttor aus dem Mittelalter, das man vergessen hatte abzureißen und jetzt verquer in der modernen Landschaft stand. Die Pforten, die heute den Stadtadel von geringer Geborenen scheiden sollen, lagen jetzt nur Hundert Meter weiter, an der Universität am Petersplatz. Deren steinerne Eintrittsportale standen allen offen. Tatsächlich befanden sich darin immer noch unsichtbare Sperren, an denen sich die mit dem falschen Namen ihre hellen Köpfe wund stießen. Wer sie durchbrechen wollte, lief Gefahr, sich gewaltig zu verletzen.
Baumer und Heinzmann hatten das Spalentor und die Universität hinter sich gelassen, ohne noch einen Blick dafür zu verschwenden. Kurz vor dem Feuerwehrstützpunkt bogen sie in Richtung Schützenmattpark ab. Ohne Andi zu fragen, hatte sein Freund diesen Weg genommen, es schien ihm offensichtlich, dass er an die Rotbergerstraße fahren wollte. Dennoch fragte Heinzmann zur Sicherheit noch einmal nach. »Du willst doch zum Tatort? Oder lieber zuerst einen Kaffee?«
»Kaffee wäre super. Aber wir müssen die Adressen von Freundinnen der Amadio herausfinden. Lass uns zuerst in ihrer Wohnung danach suchen.«
Als sie am Schützenmattpark vorbeifuhren, sah Baumer ein paar Leute von der Stadtgärtnerei am Parkrand stehen. Es war noch kühl, aber die Leute hatten ihre dick wattierten Uniformjacken abgelegt
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