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Schweizer Ware

Schweizer Ware

Titel: Schweizer Ware Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Aeschbacher
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doch ein Profi. Ich bin es auch. Lass uns vorwärts machen. Sowieso. Anna wartet.«
    Rötheli wurde wild, als er sah, dass Baumer nicht auf seinen Vorwurf reagierte und ihn salopp auf dem Abstellgleis stehen ließ. Er konnte sich nicht zurückhalten und putzte Baumer herunter. »Wir haben den Mörder bald. Der kommt nicht weit.« Rötheli stach seinen Zeigefinger ins Gesicht von Baumer und verzog den Mund schief. »Täter kommt von Tatort, das passt zusammen. Dort, am Tatort, müssen wir beginnen, Herr Kommissar!«, knirschte er, indem er die letzten beiden Worte betonte und sie beleidigend weit auseinanderzog.
    Weil Baumer weiterhin nur den Regierungsrat anstarrte, zischte Rötheli hinterher: »Im ilcaffè findest du den Mörder nicht.« Dabei schaute er höhnisch triumphierend in die Meute. Das löste prompt ein herablassendes Lachen bei Röthelis eigenen Unterhunden aus, die im Raum verstreut saßen und froh waren, dem einsilbigen Kommissar eines auszuwischen. Natürlich lachten sie auch, weil sie sich mit diesem Hohn bei ihrem eigenen Chef einschleimen konnten.
    Alles Arschkriecher, ging es Baumer durch den Kopf.
    Der Regierungsrat musste jetzt entscheiden, wie weiter, denn die Leute im Raum ließen ihren Blick nun von Rötheli ab und schauten ihn direkt an. Schläfli sah, dass ihre Augenlider ein klein bisschen zugegangen waren. Die Lippen waren leicht verkniffen. Nicht wenige hatten sich ein wenig vorgebeugt, in Erwartung eines weiteren Schauspiels. Einer hatte sich sogar an der Lehne des Vordermannes nach vorne gezogen, gierig, ja nichts zu verpassen.
    Schläfli sah wohl, dass die Leute wissen wollten, ob er den Mut hätte, Baumer zu verstampfen? Er hatte ein feines Gespür für Menschen.

    Ein Politiker halt.

    Andi Baumer ahnte, was jetzt abgehen würde. Er war einer, die anderen viele. Auf welche Seite würde sich ein Politiker schlagen?
    Baumer rumpelte sich hoch, indem er sich hart an Meiers Schultern aufstützte. Dieser knickte unter dem Gewicht ein. Als der Regierungsrat sah, wie Baumer sich aufmühte, kam er instinktiv auf ihn zu, half ihm sogar, gut auf die Beine zu stehen. Auch der Kommissar tat etwas Instinktives. Er brummelte ein Dankeschön und stakelte dann mühsam Richtung Ausgang.
    Als Baumer schon fast draußen war, ging das Geschwätz im Zimmer los. Baumer war bei den Bürokraten nicht sonderlich beliebt. Zu eigenmächtig ging er jeweils vor und zu erfolgreich war er damit bisher gewesen. Die meisten ihrer Kommentare waren nur blödes Gemurmel, aber irgendwo im Raum hörte er ein verquetschtes »Geh doch zu deiner Giannischwuchtel!«
    Baumer schmiss die Tür hinter sich zu und war endlich wieder allein. Er stapfte noch ein paar Schritte weiter, blieb dann stehen, entlastete sein schmerzendes Bein. Er presste die Luft aus geblähten Backen und sog endlich genug Sauerstoff ein. Dann ließ er den Kopf zwischen die Schultern fallen. Baumer Andreas, noch Kriminalkommissar in Basel und ein ziemlicher Idiot, wie er selbst zugegeben hätte, stand da wie bestellt und nicht abgeholt.
    »Andi, was ist los?«, sagten die Füße, die sich vor ihn hingestellt hatten.

    *
    Die Füße vor Baumer waren im Vergleich zu seinen eigenen klein. Vielleicht Größe 43. Andi hatte Nummer 51. Es mussten Polizistenfüße sein, denn die Hose über den schwarzen Schuhen war Teil der marineblauen Uniform eines Basler Polizeibeamten, eines Wachtmeisters. Baumer schaute daran hoch und realisierte endlich, dass Stefan Heinzmann vor ihm stand.
    »Was ist los?«, fragte der Verspätete erneut und bückte sich, um seinem Freund besser ins Gesicht sehen zu können. Seine Hand hatte er Andi Baumer besorgt auf die Schulter gelegt.
    »Schon … schon gut«, gab dieser Entwarnung.
    »Ist die Sitzung schon vorbei? Auf was wartest du hier?«
    »Nichts«, antwortete Baumer.
    Heinzmann konnte sich keinen richtigen Reim auf Baumers Verhalten machen und runzelte die Stirn.
    Da ging die Tür zum großen Sitzungszimmer auf und Schläfli kam heraus. Der Regierungsrat schloss sofort wieder die Tür hinter sich und marschierte auf die beiden zu. Er stellte sich vor Baumer hin und wartete, bis der sich aufgerichtet hatte und ihn anschaute. Heinzmann beobachtete gespannt, was hier ablief und schwieg.
    Schläfli begann zu sprechen. »Was genau wollten Sie mir eben sagen?«
    Es dauerte einen Moment, dann hatte sich Baumer endlich so weit in der Hand, dass er sprechen konnte. »Es ist ein Mord geschehen. Und wir haben keine einzige konkrete

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