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Schwelbrand

Schwelbrand

Titel: Schwelbrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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geahnt hatte, als er Lüder beauftragte? Verfügte die politische Führung des Landes über weitergehende Informationen, die man ihm vorenthielt? Das halbe Landeswappen, überlegte Lüder, war eigentlich kein Grund, den polizeilichen Staatsschutz einzuschalten, und das auf so konspirativ wirkende Weise, dass man den Leiter der Abteilung außen vor ließ.
    Er stand auf. Die Husumer Polizei würde alles unternehmen, um die bisherigen Spuren zu verfolgen. Man würde dem kleinsten Hinweis nachgehen, nach dem Wohnmobil suchen, weitere Zeugen ausfindig machen, hinterfragen, wo man Asmussen in der Zwischenzeit gefangen gehalten hatte, und auch ermitteln, ob es Gründe im persönlichen Umfeld des Toten gab, die zu seiner Ermordung geführt hatten. Lüder glaubte es nicht. Alle bisherigen Erkenntnisse sprachen dagegen. Asmussen hatte eine Dienststellung wahrgenommen, in der er nicht mit Gewalttätern zusammengestoßen war. Nein. Es war besonders perfide. Er war ein Zufallsopfer. Womöglich hatte er nur sterben müssen, weil er Uniform trug.
    Lüder verabschiedete sich und stieß in der Tür mit einem kleinen, kahl geschorenen Mann zusammen, der Ohrringe und ein Nasenpiercing trug und an dessen Hinterkopf ein Zopf baumelte. Der Mann hatte eine giftgrüne Jacke an und um den Hals mehrfach einen orangefarbenen Schal geschlungen.
    »Oh«, sagte er und strahlte Lüder an. »Ich kann vieles, aber nicht durch Türen sehen.«
    »Nichts passiert«, erwiderte Lüder und musterte den schrill gekleideten Mann. Dann trat er einen Schritt zur Seite und gab den Weg frei.
    »Warten Sie, Herr Dr. Lüders«, hörte er hinter sich Mommsens Stimme.
    Lüder drehte sich um. Der Mann gab den drei Husumer Beamten die Hand, fuhr in einer zärtlichen Geste Mommsen über den Arm und streckte Lüder seinen Arm entgegen.
    »Ich bin Karlchen«, stellte er sich vor.
    Bevor Lüder etwas erwidern konnte, mischte sich Mommsen ein. »Das ist mein Lebenspartner.«
    Lüder war überrascht. Er hatte früher davon gehört, dass der hochgewachsene blonde Kommissar einen anderen Lebensentwurf hatte, auch wenn ihm alle Frauen sehnsuchtsvolle Blicke hinterherwarfen. Dennoch war Lüder überrascht, dass der Lebenspartner des stets seriös auftretenden Kommissars eine so im Widerspruch zu Mommsens Auftreten stehende Erscheinung war.
    »Karlchen arbeitet als Animateur. Seine Spezialität sind Veranstaltungen mit Kindern«, erklärte Mommsen. »In dieser Funktion kommt er viel herum und besucht große und kleine Feste und Veranstaltungen. Deshalb möchte ich seinen fachmännischen Rat, ob sich meine Vermutung bestätigt.« Mommsen zog noch einmal das Bild von dem Gestell hervor, das man am Tatort gefunden hatte.
    Karlchen beugte sich über die Fotografie und kniff ein wenig die Augen zusammen. Christoph und Große Jäger waren ebenfalls aufgestanden und hatten sich um Mommsens Schreibtisch gruppiert.
    »Das ist klar«, sagte Karlchen und zeigte sich sicher. »Die Fotografie ist aus einem ungünstigen Winkel aufgenommen.«
    Mommsen richtete sich auf. »Es gibt stationäre und mobile Bungeetrampoline, zum Beispiel in Vergnügungsparks. Das sind Gestelle, zwischen denen mehrere Gummiseile gespannt sind, die alle zu einem führen. In dem wird der Gast festgeschnallt, der breite Gurt um den Leib und die beiden kleinen Gurte um die Oberschenkel. Er kann somit durch die gespannten Bungeegurte in die Höhe geschossen werden und hüpft dann je nach Bauart der Anlage auf und ab, bis die Spannung der Gummis nachlässt. In eine solche Halterung, man nennt es Sprunggurt, hat man Jörg Asmussen geschnallt.«
    »Donnerwetter«, staunte Große Jäger. »Und wo bekommt man solch spezielle Zubehörteile?«
    »Ich würde sie im Internet bestellen«, erklärte Karlchen.
    Mommsen nahm das Bild wieder an sich. »Ich kümmere mich darum«, sagte er. »Diese Dinge sind nicht alltäglich. Wer das bestellt hat, konnte nur auf wenige Lieferanten zugreifen.«
    »Oder er hat Beziehungen zu dieser Art von Freizeitbeschäftigungen«, gab Christoph zu bedenken.
    »Vielleicht ist das der erste Fehler, den die Täter gemacht haben«, fügte Große Jäger an.
    Lüder musste ihm recht geben.
    »Ich fahre nach Kiel zurück«, sagte er.
    Große Jäger griff sich seine Lederweste mit dem Einschussloch. »Ich komme mit«, beschloss er und fuhr fort, ohne Christoph anzusehen. »Mein Chef schickt mich als Verbindungsmann zum Landeskriminalamt mit.«
    Lüder sah Christoph an. Der zuckte nur mit den Schultern und

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