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Schwelbrand

Schwelbrand

Titel: Schwelbrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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Spekulation gut. Wenn dem weitergehende Informationen zufallen, dann haben wir große Aufregung in der Bevölkerung.«
    »Und wenn die Täter das bezwecken?«, warf Große Jäger ein. »Warum sonst hinterlassen sie eine solche Visitenkarte? Und weshalb führen sie solch aufsehenerregende Aktionen durch? Noch lassen sie uns im Unklaren.«
    Lüder unterließ es, zu antworten. Große Jäger hatte die Fragestellungen erkannt, auf die es eine Antwort zu finden galt.
    Eher gelangweilt blätterte der Oberkommissar durch die Zeitung.
    »Wer ist Herwig Graf von Søndervig-Gravenstein?«, fragte Große Jäger nach einer Weile.
    »Was ist mit dem?«
    »Würden Sie Ihren Kindern gestatten, eine Frage mit einer Gegenfrage zu beantworten?«, belehrte ihn der Oberkommissar.
    Lüder schmunzelte. »Sorry. Søndervig-Gravenstein ist uralter Adel. Neben der ererbten Noblesse hat sich der Graf besonders durch seine Beteiligung an undurchsichtigen Finanztransaktionen einen Namen gemacht, nachdem er früher durch den Blätterwald der Yellow Press gerauscht ist.«
    »Ein Lebemann? Daher die Frau, die vierzig Jahre jünger ist. Vom Alten die Mäuse und von einem Jüngeren die Lust am Leben.«
    »Ist das Søndervigs Frau, von der die Rede auf der Titelseite ist?«
    »Ja«, bestätigte Große Jäger. »Irgendwie kommt mir die bekannt vor.«
    »Wenn ich mich recht erinnere, ist die als Partyluder bekannt.«
    »Woher wissen Sie so etwas?« Große Jäger griente Lüder hinter der Zeitung hervor an.
    »Allgemeinbildung«, antwortete Lüder.
    »Wenn das heute Allgemeinbildung ist, wundert es mich überhaupt nicht mehr, wenn Deutschland im Pisa-Vergleich ganz hinten steht.«
    »Hätte man uns beide gefragt«, erwiderte Lüder, »hätten wir mit Abstand gewonnen.«
    Der Oberkommissar verschwand erneut hinter der großen Zeitung. Bis Kiel blätterte er allerdings nicht mehr um. Lüder hatte den Verdacht, dass Große Jäger sanft entschlummert war. Als sie am Eingang des Polizeizentrums Eichhof hielten, legte der Oberkommissar die Zeitung zur Seite.
    »Da steht nicht sehr viel drin«, sagte er.
    »Dafür hast du sie aber lange studiert«, hielt ihm Lüder entgegen.
    »Wenn ich etwas mache, dann gründlich.«
    Lüders Handy meldete sich, und er nahm das Gespräch über die Freisprecheinrichtung an.
    »Störe ich dich? Oder bist du schon aufgestanden?«, fragte sein Freund Horst Schönberg.
    Lüder warf einen Blick auf die Uhr im Armaturenbrett.
    »Es ist halb eins«, sagte er. »Ich arbeite schon den halben Tag.«
    »Am Sonnabend? Hast du einen neuen Job?«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Ich dachte immer, du wärst Beamter.«
    »Der das größte Lästermaul Nordeuropas zur Fahndung ausschreibt«, erwiderte Lüder.
    »Dann würde die Quote erfolgreich gelöster Fälle rapide sinken, wenn du mich nicht mehr hättest. Du wolltest etwas über diesen Aasgeier wissen.«
    »Aasgaard«, korrigierte ihn Lüder.
    »Sag ich doch. Der hat mal richtig viel Mäuse gehabt.«
    »Was heißt ›gehabt‹?«
    »Der Sippe gehören umfangreiche Ländereien. Er selbst betreibt schon seit Langem keine Landwirtschaft mehr, sondern hat sie verpachtet.«
    »Davon lebt er?«
    »Davon könnte man sicher gut leben. Offenbar ist noch genügend übrig geblieben, was er nicht für Koteletts und Frühstückseier verbraucht hat. Jedenfalls hat er ein kleines Vermögen.«
    »Und wo hat er das her?«
    »Weil er ein großes verspielt hat. Jetzt ist es nur noch ein kleines.«
    »Donnerwetter. Weißt du auch, wo er das Geld verzockt hat?«
    »Ja«, antwortete Horst Schönberg.
    »Verrätst du es mir?«
    »Ja.«
    »Heute?«
    Horst lachte. »Ist es eigentlich eine Einstellungsvoraussetzung bei der Polizei, dass man Freunde wie mich hat? Einen Telefonjoker?«
    »Einen Freund wie dich muss man verschweigen, weil jeder Beamte, der ein solches Schlitzohr kennt, umgehend aus dem Dienst entfernt wird.«
    »Tut-tut-tut«, hörte Lüder Horsts Stimme. »Die Verbindung ist unterbrochen.«
    »Geht nicht. Ich habe einen Seemannsknoten im Telefonkabel.«
    »Überredet. Also. Aasgaard hat viel Geld mit Spekulationen verdient. Aber noch mehr verloren, als er den ganz großen Coup landen wollte.«
    »Er wollte Sumpfland in Florida kaufen?«, riet Lüder.
    »Griechenland«, sagte Horst. »Aasgaard hat auf den Zusammenbruch Griechenlands spekuliert. Das ist danebengegangen.«
    »Woher hast du deine Informationen?«, fragte Lüder.
    »Das willst du gar nicht wissen«, erwiderte Horst. »Übrigens. Die

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