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Schwelbrand

Schwelbrand

Titel: Schwelbrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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entgehen, auch wenn er schwieg und nicht ein Zucken der Gesichtsmuskulatur eine Regung verriet.
    »Darf ich den Grund Ihrer Frage erfahren? Ist es nicht außergewöhnlich, dass Sie Gesinnungsschnüffelei betreiben?«
    »Wir haben unsere Gründe. Im Übrigen habe ich nicht behauptet, dass jemandem illegitimes Verhalten vorgeworfen wird«, sagte Lüder.
    »Die Polizei erscheint doch nicht grundlos. Und dann an einem Samstagabend.«
    Lüder war aufgefallen, dass Kleeberg »Samstag« gesagt hatte, nicht »Sonnabend«, wie es in dieser Region hieß.
    »Paul«, sagte der Hausherr. Obwohl von Søndervig nur den Vornamen genannt hatte, klang es wie ein Ordnungsruf.
    »Graf Søndervig ist ein Förderer von Kunst und Kultur. Allein von der Geschichte her steht die Familie zwischen Deutschland und Dänemark. Ich glaube sagen zu dürfen, dass das Geschlecht fest in der Region verwurzelt ist und auch entfernte familiäre Bande zu den herrschenden Häusern unterhält.«
    Aus den Augenwinkeln sah Lüder, wie Große Jäger die junge Frau eingehend musterte und sich ein leicht spöttischer Zug um seine Mundwinkel zeigte. Lüder konnte sich nicht vorstellen, dass das dänische Königshaus oder die Adelsgeschlechter auf dieser Seite der Grenze sehr angetan waren von solchen Verwandten, wenn die Behauptung überhaupt zutraf.
    »Damit haben Sie meine Frage nicht beantwortet«, blieb Lüder hartnäckig.
    »Graf Søndervig pflegt solche Kontakte nicht. Das ist eine Ebene, die nicht die seine ist.«
    Sie wurden abgelenkt, als Sandra von Søndervig ihrem Mann kurz die Wange streichelte und dann den Raum verließ.
    »Ihr Name deutet auf eine enge Verbundenheit zum benachbarten Königreich hin«, sagte Lüder. »Wenn Sie sich als Förderer auf den verschiedensten Gebieten erweisen, würde mich interessieren, ob Sie die Belange der dänischen Minderheit unterstützen.«
    »Ich denke, Ihnen ausführlich geantwortet zu haben«, sagte Kleeberg, und seine Stimme hatte an Schärfe gewonnen.
    »Kennen Sie Mogens Aasgaard?«
    Bevor der Anwalt antworten konnte, hatte von Søndervig genickt, die Hand kurz angehoben und in Richtung der Musik und der laut geführten Unterhaltung gewiesen.
    Lüder nickte. »Darf ich daraus schließen, dass Aasgaard heute unter Ihren Gästen ist?«
    »Hat das eine Bewandtnis? Möchten Sie uns nicht endlich sagen, was der Grund Ihres – ähm – merkwürdigen Besuchs ist?«
    Lüder ging nicht auf die Frage ein. »Gibt es geschäftliche Verbindungen zwischen Ihnen und Aasgaard?«
    Paul Kleeberg trat einen Schritt näher an Lüder heran. »Ich würde Sie bitten, das Gespräch als beendet zu betrachten. Graf Søndervig muss sich jetzt wieder um seine Gäste kümmern.«
    »Was gibt es, lieber Kleeberg?«, fragte ein Mann, dessen Smoking die Leibesfülle nicht verbergen konnte. Er hatte die grauen Haare mit dem lichten Haaransatz an der Stirn und den Geheimratsecken straff nach hinten gekämmt.
    Offenbar ist das in diesen Kreisen üblich, dachte Lüder, da diese Mode bei allen Gesprächspartnern in diesem Haus anzutreffen war. Das Doppelkinn des Mannes lag auf dem Kragen des Smokinghemdes auf. Die Schweinsäuglein verbargen sich unter herabhängenden Augenlidern und den hohen Wangenknochen des aufgeschwemmten Gesichts. Der Mann zog noch einmal an seiner Zigarre und blies den Qualm ungeniert in die Runde der Anwesenden.
    Lüder kannte ihn. Der Mann war Minister im Kabinett seines Auftraggebers, des Regierungschefs.
    »Ich habe unseren Freund dazugebeten«, sagte Sandra von Søndervig, die dem Minister in den Raum gefolgt war. »Es wird ihn sicher interessieren, dass uns hier zu unpassender Stunde eine politische Diskussion aufgezwungen wird.«
    »Von welcher Behörde kommen Sie?«, fragte der Minister.
    »Das ist Dr. Lüders vom Landeskriminalamt«, mischte sich Große Jäger schnell ein. »Mein Name ist Große Jäger von der Landespolizei.«
    Lüder bewunderte den Oberkommissar im Stillen. Er selbst hätte seinen akademischen Grad nicht genannt. Durch Große Jägers Einwurf sollte Eindruck geschunden werden. Ebenso hatte der Oberkommissar die Dienstbezeichnungen unerwähnt gelassen. Mit einem Kriminalrat oder gar einem Oberkommissar konnte man in dieser Runde niemanden beeindrucken.
    Der Minister maß Große Jäger mit einem abschätzigen Blick vom Scheitel bis zur Sohle. Er rümpfte die Nase, als wäre ihm ein Aussätziger begegnet. Dann wandte er sich wieder an Lüder.
    »Herr- äh …«, tat er, als wären ihm die Namen

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