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Schwelbrand

Schwelbrand

Titel: Schwelbrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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Mit einem Druck von sechzehn Bar würden dann zweitausendvierhundert Liter Wasser pro Minute zu einem Verteiler geleitet, an dem bis zu drei C-Rohre angeschlossen werden konnten.
    Quede sah auf das Gebäude, das mit einem Baugerüst eingerüstet war. Er wusste, dass Dachbrände häufig bei Dacharbeiten entstehen. Es war aber unwahrscheinlich, dass die Arbeiter, die am Freitagmittag ihre Tätigkeit für das Wochenende abgeschlossen hatten, einen Schwelbrand verursacht hatten, der erst nach eineinhalb Tagen offen ausgebrochen war. Von hier unten sah es aus, als würde das Flachdach an mehreren Stellen brennen. Jetzt kam es darauf an, sich zunächst einen Überblick über das Ausmaß des Feuers zu verschaffen.
    »Melf, Herbert«, rief Quede die Namen zweier seiner Leute und zeigte in Richtung Turnhalle. Die beiden sollten erkunden, ob sie etwas von außen erkennen konnten. Quede hatte zunächst nicht sehen können, ob Fensterscheiben beschädigt waren, was darauf hinweisen würde, dass der Brandherd im Inneren lag. Ins Haus würde vorerst kein Feuerwehrmann eindringen. Es war unwahrscheinlich, dass sich dort Menschen aufhielten, und das Risiko, von herabstürzenden Dachteilen verletzt zu werden, war zu groß.
    Inzwischen war auch die Drehleiter eingetroffen. Mit dem Fahrzeug, das im Widerschein der Flammen stand, die den Platz vor der Schule mit flackernden Irrlichtern überzogen, kamen weitere Feuerwehrmänner. Erst wurden die Seitenstützen ausgefahren, dann dröhnte der Diesel auf, und die Leiter mit dem Drehleiterkorb schwenkte in die Höhe. Quede war selbst mit eingestiegen, um sich einen Überblick zu verschaffen.
    Das Flachdach brannte an mehreren Stellen. Die Flammenzungen leckten förmlich über die Dachpappe. Es sah unwirklich aus, so als würde das Feuer über dem Dach schweben.
    »Das Feuer hat an mehreren Stellen gleichzeitig angefangen«, vermutete Quede.
    »Brandstiftung?«, fragte sein Kamerad, der mit ihm hochgefahren war.
    »Ich bin kein Brandermittler, aber es sieht so aus. Anders kann ich es mir nicht erklären, dass die ganze Fläche fast gleichmäßig brennt. Da ist jemand über das Gerüst hoch und hat Benzin ausgekippt. Das erkennt man an der gleichmäßigen Brandausbreitung über das ganze Dach. So wie das lodert, kannst du den Kanister ruhig liegen lassen. Die schmelzen weg. Das siehst du hinterher nicht mehr.«
    Aus dem Kreis der Neugierigen rief irgendjemand einem Feuerwehrmann zu: »Hans, wenn du den Schlauch zur Seite legst, bekommst du einen Kasten Bier von mir.«
    Die Menge johlte. Ein anderer ergänzte: »Lass brennen. Ich spendiere auch einen Kasten.«
    Quede dirigierte seine Männer von hier oben. Der am Drehleiterkorb befestigte Wasserwerfer war in Stellung gebracht worden, und auf Quedes Kommando schoss der Wasserstrahl in die Flammen. Es zischte, und Wasserdampf stieg in die Höhe. Ein feiner Sprühnebel begleitete den Strahl.
    »Da kann kein Personal aufs Dach«, stellte Quede fest, während das Feuer weiter loderte, als würde ihm das Wasser nichts ausmachen.
    Der Wasserwerfer am Drehleiterkorb hatte nur einen eingeschränkten Aktionsradius von etwa dreißig Grad, sodass sie nur Teile des Dachs abdecken konnten.
    »Wir werden die Nachbarwehren aus Breklum, Struckum und Bordelum zusätzlich alarmieren«, entschloss sich Quede. »Und sagt der Polizei, sie soll die Anwohner informieren, dass Fenster und Türen geschlossen bleiben und sich niemand am Brandort aufhält.«
    Die Flammen leckten über die ganze Front der Turnhalle. Eine riesige Rauchsäule stand mittlerweile über der Stadt. Bei Tage wäre sie weit sichtbar gewesen.
    »Das brennt aber ordentlich«, merkte einer der Feuerwehrleute an. »Wir haben Glück, dass wenig Verkehr herrscht um diese Zeit. Überall in den Straßen und selbst auf der Bundesstraße gibt es starke Sichtbehinderung durch den Rauch.«
    Quede hatte nur halb zugehört. Seit Langem bemühten sich die Nordfriesen um eine Verbesserung der Verkehrsanbindung. Im ganzen Landkreis, der immerhin fast so groß war wie das Saarland, gab es nicht einen Kilometer Autobahn. Der gesamte Nord-Süd-Verkehr quälte sich über die einzige Bundesstraße, die auch noch mitten durch den kleinen Ort führte. »Mit einem Verkehrsminister aus Bayern werden wir auch keine Verbesserung der Situation erreichen«, hatte Quede einmal in einer Diskussion festgestellt.
    Trotz aller Bemühungen der beteiligten Feuerwehren war die Turnhalle nicht zu retten. Irgendwann stürzte das Dach

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