Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwelbrand

Schwelbrand

Titel: Schwelbrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
Vom Netzwerk:
ein weiterer Schlag von oben ins Genick, der Claussen zusammenbrechen ließ. »Alte Sau. Kotzt mich an«, fluchte der Mann voller Zorn und trat mehrfach auf sein Opfer ein.
    Claussen lag zusammengekrümmt vor seinem Auto. Er hatte die Hände über den Kopf gezogen, um sich vor den Tritten zu schützen. Mit den Unterarmen und Ellenbogen versuchte er instinktiv, seinen Leib ebenfalls abzuschirmen. Doch der Mann trat wahllos zu und erwischte Claussen in den Nieren. Erneut musste er sich übergeben. Der schale Geschmack von Blut spülte durch seinen Mund. Er wusste nicht, ob es von Verletzungen der Lippen oder der Mundhöhle herrührte oder von inneren Organen stammte.
    Wie durch einen Schleier hörte er den Mann erneut fluchen: »So ein Miststück, verdammtes.« Dann trat der Täter noch einmal zu, bevor Claussen das Bewusstsein verlor.

FÜNF
    Es war noch ein langer Abend geworden, bis man im Hause Lüders Gute Nacht gesagt hatte. Vater Lüders hatte in Große Jäger einen lebhaften Gesprächspartner gefunden. Die beiden hatten über zahlreiche Themen diskutiert und leidenschaftlich gestritten, dabei aber doch schon nach kurzer Zeit zum vertraulichen Du gefunden. Auch Lüders Mutter hatte Freude an dem Beisammensein gehabt und war stillvergnügt, das Strickzeug in den Händen, dem lebhaften Treiben um sich herum gefolgt. Es war stets ihre Art, ruhig und ohne wesentliche Beteiligung, Spaß beim Zuhören zu haben. Niemand hatte es gestört, ja, die anderen hatten es kaum bemerkt, dass Margit Lüder zur Seite gezogen hatte.
    »Mein Auto gibt merkwürdige Geräusche von sich«, hatte sie gesagt und Lüder groß angesehen, als er ihr erklärte, dann müsse sie eine Werkstatt aufsuchen.
    »Kennst du die Kontoauszüge? Ich habe noch lange nicht alles für das Weihnachtsfest besorgt, ganz abgesehen davon, dass wir noch einen Tannenbaum brauchen und du über die Feiertage gut essen möchtest.« Dabei hatte sie ihm liebevoll den Bauch gestreichelt.
    Auch sein Vater hatte ihn kurz angesprochen. »Bist du eigentlich noch bei der Polizei, mein Kleiner?«
    »Wieso?«
    »Vorhin – in der Tagesschau. Da haben sie erzählt, dass ihr immer noch keine Ahnung habt, was da in Husum passiert ist. Und dann, auf N3›hab ich das gesehn, die Brandserie bei euch da oben.« Dabei hatte Vater Lüders Große Jäger angesehen. »Was macht ihr eigentlich? Das ist ja fast ’nen bisschen unheimlich, näch?«
    »Du weißt doch, Vaddern, wir geben nicht alles an die Presse, was wir ermittelt haben.«
    »Hast du was damit zu tun?«
    »Nee. Wie kommst du darauf?«
    »Na – weil du den ganzen Sonntag unterwegs warst. Was hast du denn gemacht?«
    »Och – wir klären gerade so ’n Staatskomplott. Da sind ein paar dabei, die Regierung zu stürzen und einen blutigen Umsturz vorzubereiten.«
    Vater Lüders hatte sich vor Vergnügen auf die Schenkel geschlagen. »Das ist gut. Wirklich. So ’n Quatsch. Hahaha. Und das bei uns.« Dann hatte er wieder mit Große Jäger darüber gestritten, ob man die Krabben lieber in China statt in Marokko pulen lassen sollte.
    Natürlich war es so spät geworden, dass die Eltern nicht mehr den Heimweg hatten antreten können. Lüder und Margit hatten ihnen ihr Schlafzimmer zur Verfügung gestellt und die Nacht auf Thorolfs Liege zugebracht, während der auf einer Luftmatratze vor Sinjes Bett schlief, in dem sich Jonas breitgemacht hatte, da sein Zimmer vom Oberkommissar belegt war.
    Sinje war zu ihrer Schwester Viveka gezogen, und die beiden genossen offensichtlich das gemeinsame Kuscheln.
    Lüder hingegen war es im Laufe der Nacht zu eng geworden, als Jonas auftauchte und sich zwischen Lüder und Margit drängeln wollte.
     
    Jetzt gähnte er herzhaft. Auch der Kaffee, den er sich aus dem Geschäftszimmer besorgt hatte, half nicht. Große Jäger hingegen war gleich dort geblieben und hatte Edith Beyer in ein Gespräch verwickelt. Lüder wollte gar nicht wissen, wie die Begegnung ausfiel, wenn er dort auf Kriminaldirektor Dr. Starke stieß.
    Lüder massierte sich mit den Fingerspitzen die Schläfen. Die Ellenbogen hatte er auf der Schreibtischplatte abgestützt. Vor ihm lag die Zeitung, für die LSD – Leif Stefan Dittert – schrieb.
    »Brennt der Norden?«
    Lüder schüttelte den Kopf. Auch wenn er das Blatt nicht mochte, war LSD nicht dumm und konnte sich manches zusammenreimen. Über solche Ereignisse zu berichten und auch Mutmaßungen über Hintergründe anzustellen war Aufgabe der Presse. Lediglich die Art, wie den

Weitere Kostenlose Bücher