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Schwelbrand

Schwelbrand

Titel: Schwelbrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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setzen«, fuhr ihn seine Frau an und zeigte auf das Sofa, über das eine flauschige Wolldecke ausgebreitet war.
    »Könn* Sie doch. Deshalb kann ich doch sagen, was ich denk.«
    »Du sollst dich nicht aufregen. Wegen dein Herz. Sagt der Doktor doch immer.« Sie wandte sich an die beiden Beamten. »Ist schon eine Schande. Mein Mann war bei der Bundesbahn. Und als die Kinder aus dem Gröbsten raus waren, da haben wir uns den Wohnwagen gekauft. Gebraucht«, ergänzte sie. »Wollen Sie ’nenTee? Kaffee haben wir nicht.« Sie tippte sich gegen die Brust. »Wegen dem Herz. Und ist nicht gut für ’n Magen.«
    »Vielen Dank, nein«, sagte Große Jäger schnell. Lüder wusste, dass der Oberkommissar als notorischer Kaffeetrinker stets einen großen Bogen um jede Teesorte machte.
    »Kekse?«
    »Gern.« Große Jäger gab Lüder überhaupt keine Möglichkeit, zu antworten.
    »Wo stand das Wohnmobil?«, fragte Lüder, während sich Frau Lewinski am Buffetschrank zu schaffen machte und aus einer Blechdose Kekse auf eine Etagere schaufelte.
    »Das haben wir wie jedes Jahr bei einem Bauern in Wester-Ohrstedt untergestellt.«
    »Der macht uns ’nen Freundschaftspreis. Und nun … Mensch. Wir haben kein Geld, um uns ein neues zu kaufen«, klagte ihr Mann. »Uns Rentnern bleibt nicht viel.«
    »Wie sind die Täter an die Wagenschlüssel gekommen?«, wollte Lüder wissen, während Große Jäger unablässig am Gebäck knabberte.
    »Tjä.« Diethelm Lewinski kratzte sich am Hinterkopf. »Also … Das ist so … Tjä.«
    »Nun sag schon«, mischte sich seine Frau ein. »Wissen Sie, Herr Inspektor, die lassen wir immer stecken. So kann Alfred, also der Bauer, die Wagen woanders hinfahren, wenn er mal irgendwo ranmuss. Oder so. Da ist in all den Jahren nie was gewesen. Ehrlich. Da denkste ja nicht an so was.«
    »Ist das Fahrzeug gegen Diebstahl versichert?«, fragte Lüder.
    Lewinski schüttelte traurig den Kopf. »Nee. Ist doch im Winter abgemeldet. Wegen das hier.« Dabei rieb er Daumen und Zeigefinger gegeneinander.
    »Unser schönes Töffi«, sagte seine Frau. »Wir haben damit so schöne Touren gemacht. Bis an die polnische Grenze. Und rauf bis ganz nach oben von Dänemark. Nächstes Jahr wollten wir nach Holland. Früher sind wir sogar in Österreich gewesen. Und einmal am Gardasee. Und nun?« Verstohlen wischte sie sich eine Träne aus den Augenwinkeln.
    »Alles weg«, sagte ihr Mann, beugte sich zu seiner Frau hinüber und tätschelte ihr den Arm. »Lass man, Mutti. Irgendwie kriegen wir das wieder hin.«
    »Wer wusste davon, dass Sie Ihr Wohnmobil dort abgestellt haben? In Wester-Ohrstedt.«
    »Wer? Tjä.« Erneut kratzte sich Lewinski den Hinterkopf. »Ziemlich viele. Weil wir das schon seit vielen Jahren so tun.«
    »Können Sie uns eine Liste mit den Namen geben?«
    »Ich weiß nicht, ob ich das alles zusammenkrieg«, sagte der alte Mann und streichelte erneut den Arm seiner Frau.
    Große Jäger nahm noch eine Handvoll Kekse, bevor sie sich verabschiedeten.
    »Auch die Lewinskis sind Opfer der Täter geworden«, sagte der Oberkommissar mit vollem Mund, als sie wieder im Auto saßen. »Darüber spricht niemand, obwohl es für die alten Leute sicher das Ende mancher Träume bedeutet.«
    Lüder pflichtete ihm bei. »Was sollen wir von diesem ominösen Hans-Jörg Berchelmann halten?«, fragte er auf der Rückfahrt. »Wenn die hinter der ganzen Aktion stecken, könnte es Taktik sein, dass sie das Video einem türkischen Jungen in die Hand gedrückt haben, um damit die schlechte Stimmung gegen diese Bevölkerungsgruppe zu schüren.«
    Große Jäger schnalzte mit der Zunge. »Das wäre sehr raffiniert. Das Reizwort ›Es reicht‹ könnte sich durchaus auch auf den weiteren Zuzug von Migranten beziehen, besonders wenn diese nicht christlichen Ursprungs sind.«
    »Eine gewagte These«, gab Lüder zu bedenken.
    »Haben Sie ein anderes Motiv?«, antwortete Große Jäger mit einer Gegenfrage.
    Lüder musste eingestehen, überhaupt noch kein Motiv erkannt zu haben. »Ich habe immer noch kein klares Bild von Mogens Aasgaard. Mit dem Repräsentanten der Deutschen jenseits der Grenze haben wir gesprochen. Aber was hat es mit der Zurschaustellung des halben Wappens auf sich? Wer kann uns etwas über Aasgaard sagen?« Lüder überlegte einen Moment. »Ich hätte eine Idee«, sagte er und bat Große Jäger, eine Adresse bei seiner Dienststelle in Husum zu beschaffen. Kurz darauf fuhren sie Richtung Norden.
    Die Gemeinde Harrislee grenzte

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