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Schwelbrand

Schwelbrand

Titel: Schwelbrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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Land durch Mord und Brandschatzung in die Anarchie zu treiben. Gegen den Versuch, die demokratische Grundordnung unseres Rechtsstaates – ich wiederhole: Rechtsstaat! – anzugreifen, müssen alle Möglichkeiten unserer Rechtsordnung im Rahmen der Gesetze ausgeschöpft werden. Oder sehen Sie darin, dass durch Mord und hinterhältige Anschläge Angst und Terror gesät werden, ein probates Mittel der Politik, andere Meinungen durchzusetzen?«
    Aasgaard war rot angelaufen. Er fasste sich mit zwei Fingern unter den Hemdkragen und lüftete ihn ein wenig, als wäre er zu eng geworden.
    »Das ist doch …«, stammelte er und rang nach Luft. »Sie wollen mich doch nicht einen Gewalttäter nennen?«
    »An solchen Dingen machen Sie sich die Hände nicht selbst schmutzig. Dafür gibt es käufliche Handlanger.«
    »Aber ich …« Aasgaard schüttelte sein graues Haupt. »Ich bin mit vielem nicht einverstanden, was hier geschieht.«
    »Sie meinen: ›Es reicht‹«, unterbrach ihn Lüder.
    »Ja, der Auffassung bin ich«, sagte Aasgaard.
    »Und deshalb lassen Sie an jedem Tatort einen Bekennerbrief mit diesem Text zurück?«
    »Wer? Ich?« Aasgaard zeigte mit dem ausgestreckten Finger auf seine Brust.
    »Ihre Helfer, die gekauften Mörder.«
    »Ich … Welche Mörder? Sagen Sie, was soll das alles hier? Worauf wollen Sie eigentlich hinaus?«
    »Eine Organisation will die Grundfesten unseres Landes erschüttern«, erklärte Lüder, »und bedient sich dazu des Slogans ›Es reichte«
    Aasgaard schien sich ein wenig gefasst zu haben. »Es gibt viele Dinge, die schlecht laufen bei uns. Das stimmt. Wir brauchen wieder einen starken Mann. Sehen Sie sich das Theater an, das in Kiel herrscht. Das ist doch Kasperkram, was dort über Jahre geschehen – oder besser: nicht geschehen ist. Da gab es Animositäten zwischen zwei Männern, die die politische Führung für sich beansprucht haben. Und was ist zum Wohle des Landes geschehen? Wir hängen am Tropf, die Entwicklung hinkt in vielen Punkten hinterher. Glauben Sie Statistiken? Wie kommt es, dass die Schleswig-Holsteiner weniger Einkommen haben als der Bundesdurchschnitt? Bildung und Kultur … beides liegt am Boden. Die Verkehrsinfrastruktur … Da sind wir abgehängt. Unser Land taugt offenbar nur noch als Müllkippe der Bundesrepublik. Als Lagerstätte für die CO2-Abgase, als Atomklo –«
    »Das ist Niedersachsen«, warf Lüder ein.
    »Ist doch egal«, ereiferte sich Aasgaard. »Es muss jemand her, der sich gerademacht. Nein! Nicht Hitler, um mich nicht in eine falsche Ecke stellen zu lassen. Wir brauchen so etwas wie einen Monarchen, der dem Chaos ein Ende bereitet, einen Landesvater im wahrsten Sinne des Wortes. Wenn Sie wirklich etwas für unsere Zukunft machen wollen, dann müssen Sie in die einzige Ressource investieren, die wir haben: in unsere Kinder. Wir müssen sie gut ausbilden. Und was ist in der Schulpolitik in den letzten Jahrzehnten geschehen außer ideologischem Hickhack? Durch ständige Wahlkämpfe und die Ausrichtung auf das vermeintliche Wählerinteresse kann das Land nicht aus dem Ruin geführt werden, weil man niemandem wehtun möchte und die Lobbyinteressen zu beachten hat. Nehmen Sie das Beispiel Singapur. Dort gibt es eine sanfte Diktatur, und allen Menschen geht es gut. Keiner hungert, die Wirtschaft floriert, das Gesundheitswesen ist vorbildlich, die Straßen sind sauber, und die Bevölkerung fürchtet sich nicht vor Kriminalität.«
    Aasgaards Augen hatten einen eigentümlichen Glanz angenommen.
    »Das sind doch kranke Phantasien«, mischte sich Große Jäger entrüstet ein.
    »Nur weil Sie keine Visionen haben?« Aasgaard schüttelte den Kopf. »Wir sind doch am Ende. Nein! Da muss Grundsätzliches geschehen.«
    »Und Sie sind der richtige Mann dafür?«, fragte Lüder.
    »Das wird sich herausstellen«, antwortete er ausweichend.
    Lüder legte die Fingerspitzen an die Kinnspitze. »Wer bezahlt das alles?«, fragte er. »Solche Aktionen sind teuer.«
    »Es gibt genug Idealisten, die sehen, dass es so nicht weitergehen kann. Manche Hochkultur ist daran gescheitert, dass man beim Althergebrachten geblieben ist. Nehmen Sie die alten Griechen, die Römer. Sie müssen nur einen Streifzug durch die Geschichte starten.«
    »Und dazu hat sich ein Freundeskreis gefunden«, sagte Lüder wie beiläufig. »Und der hat beim Grafen von Søndervig-Gravenstein über die Rettung der Welt nachgedacht, als wir zufällig dazugestoßen sind.«
    »So ein Blödsinn. Sie sehen

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