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Schwelbrand

Schwelbrand

Titel: Schwelbrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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gehen an die Bezirkskriminalinspektion. Die sollen die Auswertung veranlassen.«
    Große Jäger rief in Husum an.
    »Hast du Streit mit Karlchen?«, fragte er, als sich Harm Mommsen meldete. »Ich meine, weil du noch im Büro bist.«
    »Einer muss ja die Arbeit erledigen, während du das Land touristisch erschließt und von Weihnachtsmarkt zu Weihnachtsmarkt tingelst.«
    »Während ich als an Dienstjahren gereifter Oberkommissar mir die Hacken schief laufe, sitzt du in der geheizten Poggenburgstraße und schlürfst heißen Kaffee.«
    »Vor allem Kaffee«, erwiderte Mommsen, der passionierte Teetrinker. »Dafür habe ich aber eine Neuigkeit für dich. Frosinn hat in Neumünster mit zwei anderen Häftlingen engeren Kontakt gepflegt. Beide sind wieder auf freiem Fuß. Der eine heißt Reinhold Raabe und stammt aus Bordesholm, der andere heißt Ercan Türkmen und war zuletzt in der Johannesstraße in Kiel-Gaarden gemeldet.«
    »Sag das noch einmal.«
    »Bist du schwerhörig?«, fragte Mommsen und wiederholte die Information.
    »Mich überrascht nur der Kieler Stadtteil, da wir den in der jüngsten Zeit öfter besucht haben. Ich bin gerade dabei, mir dort einen neuen Freundeskreis zu erschließen.«
    »Da wünsche ich dir viel Vergnügen. Übrigens, die Türken … die machen hervorragenden Tee«, schloss Mommsen das Gespräch.
    Große Jäger sah Lüder an. »Und jetzt fahren wir direkt in den Feierabend?«
    »Fast«, sagte Lüder. Er musste nicht erklären, dass er noch einen Umweg über Kleinjörl plante.
    Abseits der Hauptstraßen konnte man erfahren, wie ländlich Schleswig-Holstein strukturiert war. Lüder war froh, dass ihm sein Navigationssystem behilflich war und rechtzeitig Abzweigungen von kleinen auf noch kleinere Nebenstraßen anzeigte. Bei Dunkelheit und Regen waren die Straßenschilder kaum zu erkennen. Schließlich erreichten sie das abseits des Ortes gelegene Anwesen Aasgaards.
    Im Haus waren zahlreiche Fenster erleuchtet, und an den Ecken des Gebäudes waren Scheinwerfer montiert, die die Fassade und den Vorplatz in ein helles Licht tauchten. Sie hatten das Fahrzeug noch nicht verlassen, als zusätzlich die Lampe am Hauseingang aufleuchtete. Man hatte den späten Besuch schon registriert. Erst als Lüder und Große Jäger den Windfang erreicht hatten, wurde die Haustür ganz geöffnet, und Mogens Aasgaard erschien im Türrahmen.
    »Sie«, sagte er, und es klang eine Spur abfällig. Demonstrativ sah er auf seine Armbanduhr. Es war keine kurze Orientierung, sondern eine Geste, mit der er seinen Unwillen unterstreichen wollte. »Finden Sie nicht, dass es reichlich spät für einen Besuch ist?«
    »Ist es nicht ein gutes Gefühl, am eigenen Leib zu spüren, wie sinnvoll die Steuergroschen ausgegeben werden?«, erwiderte Lüder. »Man sieht, dass die Polizei nicht nur zu den üblichen Bürozeiten für ihre Bürger da ist.«
    An Aasgaards Mimik erkannte Lüder, dass dem Mann die Antwort nicht behagte.
    »Ich wüsste nicht, was Sie mitten in der Nacht von mir wollen könnten«, knurrte Aasgaard.
    »Da bei Ihnen alles hell erleuchtet ist, gehen wir davon aus, dass Sie nicht der alten ländlichen Sitte folgen und mit den Hühnern ins Bett gehen, zumal Sie ohnehin nicht mehr aktiv Landwirtschaft betreiben.«
    »Wollen Sie mit mir über meine wirtschaftliche Lage sprechen?«, fragte Aasgaard mit deutlich hörbarem aggressivem Unterton in der Stimme.
    »Ja«, antwortete Lüder und bemerkte das erstaunte Aufblitzen in den Augen des Mannes.
    »Aber was – äh, wie … warum?«, stammelte Aasgaard.
    »Wollen wir das als Open-Air-Veranstaltung durchführen?«, fragte Lüder, weil Aasgaard sie immer noch vor der Tür stehen ließ.
    Mit einem Knurrlaut gab Aasgaard die Tür frei und führte sie in das Zimmer, in dem sie schon während ihres ersten Besuchs in diesem Haus gesessen hatten.
    »Also?«, fragte der Hausherr. »Was wollen Sie von mir?«
    »Sie vertreten eine politische Linie, die nicht viele Unterstützer findet«, begann Lüder. »Man darf sicher abweichender Meinung sein oder andere Ideen vertreten, aber –«
    »Sind wir wieder so weit, dass es eine politische Gesinnungsschnüffelei gibt?«, empörte sich der Mann. »Kommen Sie, um mich nach meiner Meinung zu befragen? Macht das jetzt wieder die Polizei wie zu Zeiten der Gestapo oder des Staatssicherheitsdienstes?«
    »Was wollen Sie uns damit unterstellen?«, antwortete Lüder in scharfem Ton. »Es dürfte Ihnen nicht entgangen sein, dass versucht wird, unser

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