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Schwelbrand

Schwelbrand

Titel: Schwelbrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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einen solch blödsinnigen Gedanken findet. Abgesehen davon machen die sogenannten Dänen gerade einmal zehn Prozent der Bevölkerung in diesem Landesteil aus. Nein!«, fügte er mit Entschiedenheit hinzu.
    »Bleibt eine weitere These. Berchelmann, der Fanatiker. Tatsache ist, dass der Anteil ausländischer Mitbürger oder von Leuten mit Migrationshintergrund in diesem Teil wesentlich geringer ist als im restlichen Bundesgebiet. Berchelmann hat gestern deutlich seine rassistischen Ansichten kundgetan. Was ist, wenn er Gleichgesinnte um sich gruppiert hat, die diesen Zustand gern zementieren wollen? Das könnten manche durch Abschreckung probieren, eben mit brutaler Gewalt.«
    »Die richtet sich aber stets gegen Deutsche«, warf Große Jäger ein.
    »Wer versteht die verquere Logik solcher Leute? Noch etwas ist mir aufgefallen.« Lüder musterte Große Jäger, aber der Oberkommissar hatte keine weitere Idee.
    »Alle Taten richten sich gegen das Land, nie gegen kommunale Einrichtungen oder gegen Institutionen des Bundes.«
    Der Oberkommissar zog die Stirn kraus.
    »Der Polizist – ein Landesbeamter. Das Finanzamt – Ländersache. Claussen war Landtagsabgeordneter. Also: Land.«
    »Ha«, warf Große Jäger ein. »Aber die Schule in Bredstedt nicht. Das ist die Kommune.«
    »Stimmt«, bestätigte Lüder. »Aber das wissen nicht alle. Bildung ist wiederum Ländersache. Und wenn jemand gegen die Bildungspolitik vorgehen möchte, zündet er eine Schule an.«
    »Hmhm«, war der ganze Kommentar des Oberkommissars.
    Lüder wertete es als Zustimmung. Dann erinnerte er sich, dass sowohl Dittert als auch andere Kommentatoren von massiven Wirkungen der Ereignisse auf das Wirtschaftsleben gesprochen hatten.
    Lüder rief den Filialleiter seiner Bank an.
    »Es ist zutreffend«, erklärte ihm Herr Heyde. »Wir können das an den Charts beobachten.«
    »Das ist doch absurd«, sagte Lüder.
    »Wenn ein Prominenter hustet, fällt die Börse aus Solidarität mit ein. Die Leute beginnen, aus ihren Anlagen und Aktien ins Gold zu flüchten. Das wirkt sich sofort auf die Kurse aus. Insbesondere Unternehmen, die vom Export abhängig sind, straucheln in der Kursentwicklung.«
    »Können Sie mir das erklären?«, bat Lüder.
    »Sicher, aber vielleicht ist es besser, wenn es ein Experte tut. Soll er Sie anrufen?«
    »Ja«, sagte Lüder.
    »Sehen Sie irgendwelche Zusammenhänge zu unserem Fall?«, fragte Große Jäger erstaunt.
    »Das Auto muss vom TÜV abgenommen werden. Wer dann mit dem Auto unterwegs ist, muss sich an die Verkehrsregeln halten. Nur im internationalen Kapitalverkehr benötigst du keinen Führerschein, es gibt keinen TÜV und keine Regeln. Stattdessen gibt es einen exorbitanten Hang zur Selbstbereicherung. Wie auf der Autobahn, wo es Leute gibt, die ständig die linke Spur für sich beanspruchen oder auf dem Standstreifen überholen, das zulasten und unter Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer, gibt es auch auf dem Kapitalmarkt solche ›Überholer‹.«
    »Das haben Sie aber gut erklärt«, sagte Große Jäger.
    Lüder schüttelte den Kopf. »Ich habe unseren Altbundeskanzler Helmut Schmidt zitiert, der das einmal auf diese Weise erläutert hat.«
    »Und? Was heißt das?«
    »Ich möchte verstehen, ob jemand von der gegenwärtigen Krise profitiert.«
    »Aha«, gab sich der Oberkommissar wortkarg.
    Erneut meldete sich das Telefon.
    »Kuntze, Flensburg. Wir haben weitere Ergebnisse im Fall Frosinn«, sagte der Beamte von der Bezirkskriminalinspektion. »Bei der Durchsuchung der Wohnung haben wir neben zwei Pistolen, siebzig Schuss Munition und Pfefferspray auch noch über siebentausend Euro in bar gefunden. Frosinn schweigt weiter. Er möchte auch keinen Anwalt. Außerdem haben wir Walburga Sterkowski befragt. Sie liegt immer noch im St.-Franziskus-Hospital hier in Flensburg. Es geht ihr den Umständen entsprechend wieder besser. Vor den Waffen hat sie sich gefürchtet. Das Geld, so sagt sie, würde Frosinn gehören. Sie hat ihn gefragt, warum er es nicht auf die Bank bringt. Das hätte seine Gründe, soll er gesagt haben. Walburga Sterkowski hat angegeben, dass sie zu ahnen glaubte, dass Frosinn in illegale Geschäfte verwickelt war. Welche genau – das weiß sie nicht. Ihr haben auch seine Freunde nicht gefallen. Da waren hauptsächlich ein Türke, den Namen kennt sie nicht, und einer mit einer tätowierten Schlange auf dem rechten Unterarm. ›Reinhold, die Krähe‹, hat Frosinn ihn genannt. Wir haben sie gefragt, was sie

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