Schwere Last mit leichten Mädchen
ihn nicht einfach ?« versetzte ich.
Es folgte eine Pause von etwa fünfzehn Sekunden. Dann kam Kane an den Apparat.
»Ich habe nachgedacht«, sagte ich.
»Ich hoffe, Sie haben davon keine Kopfschmerzen bekommen .«
»Morgan war einer Ihrer Unterlinge, und als er die Chance sah, sich mit einem größeren Geldbetrag abzusetzen, nutzte er sie. Daraufhin schickten Sie ihm Sonny Karlin hinterher. Auch Karlin war einer von Ihren Leuten, der vermutlich Ihr Vertrauen besaß. Aber er verhielt sich nicht besser als Morgan .«
»Und?«
»Sie scheinen ein besonders schlechter Menschenkenner zu sein, Mr. Kane«, stellte ich in mildem Ton fest.
»Santo Bahia ist ein äußerst langweiliges Touristennest«, erklärte er rachsüchtig. »Vielleicht habe ich Sie deshalb so lange ertragen, Boyd, weil Sie mir ein bißchen komische Abwechslung boten. Aber strapazieren Sie meine Geduld nicht zu sehr! «
»Diese beiden Kerle, die Morgan umgelegt haben«, fuhr ich unbeirrt fort. »Haben Sie je herausgefunden, wo sie herkamen ?«
»Nein. Natürlich habe ich mich dafür interessiert. Aber niemand kannte sie, beziehungsweise niemand wußte von einem Mordauftrag für Morgan, sofern es überhaupt einen gegeben hat .«
»Sonny Karlin wäre automatisch der Mann gewesen, den Sie Morgan nachgeschickt hätten. Stimmt’s ?«
»Ja.«
»Das hätten beide gewußt .«
»Wahrscheinlich.«
»Sie könnten also beide den ganzen Coup miteinander geplant haben. Sich anschließend hier in Santo Bahia zu treffen und das Geld zu teilen. Sie, Kane, hätten brav gewartet, daß Karlin mit einem Ergebnis zurückkommt und keinen weiteren Mann losgeschickt. Jedenfalls nicht so bald. Karlin könnte es sich dann womöglich anders überlegt und Morgan beseitigt haben lassen, um alles Geld für sich zu behalten .«
»Das hätte bedeutet, sich die Killer in Los Angeles besorgen zu müssen«, wandte Kane ein. »Und wenn Karlin das getan hätte, wäre es mir bei meinen Nachforschungen zu Ohren gekommen. Dieser Mord an Morgan war Profiarbeit. Amateure hätten das nicht so geschafft .«
»Es war bloß so ein Gedanke .«
»Sie sollten das Nachdenken für eine Weile bleiben lassen, Boyd«, meinte er gönnerhaft. »Es ist offensichtlich zu viel für Ihr Spatzenhirn .«
»Sind Sie mit meiner Klientin jetzt endgültig fertig ?« erkundigte ich mich.
»Ich habe mich überzeugt, daß sie nicht mehr weiß als in dem Brief von Morgan steht«, erwiderte Kane. »Wo ist sie jetzt ?«
»Wieder in dem Motel. Sie ruht sich aus. Irgendwie habe ich das Gefühl, Sie haben das Interesse an ihr verloren .«
Er gab die merkwürdig rülpsenden Laute von sich, die bei ihm Lachen bedeuteten.
»Noch eine Frage«, sagte ich. »Warum hatten Sie Ellie Morgan auch noch so lange nach dem Tod ihres Mannes nicht aus den Augen gelassen ?«
»Er war verrückt nach seiner Frau«, erläuterte er. »Vom Augenblick seines Verschwindens an hofften wir, daß sie uns zu ihm führen würde. Nachdem er dann tot war, dachten wir, über sie zumindest an das Geld heranzukommen. Bei einem Typ wie Dan Morgan war damit zu rechnen, daß er ihr aus taktischen Erwägungen einen Brief erst mit Verspätung zukommen lassen würde. Aber entweder hat er es mit der Verschlüsselung übertrieben oder er war verrückt, als er den Brief schrieb .«
»Sie hoffen noch immer, das Geld zurückzubekommen ?«
»Ich fahre noch nicht nach Hause, falls Sie das meinen, Boyd. Warum?«
»Ich war nur neugierig«, erklärte ich.
»Sie haben heute nachmittag Jims Stolz verletzt«, sagte er. »Er will Sie umbringen. Im Augenblick halte ich ihn noch zurück, weil ich unnötiges Aufsehen vermeiden will. Aber wenn Sie mir noch einmal in die Quere kommen, gebe ich Jim grünes Licht .«
»Ich würde gern sagen, es war nett mit Ihnen zu sprechen, Mr. Kane«, versetzte ich. »Aber warum sollte ich mir die Mühe machen, Sie anzulügen ?«
8
Trotz aller Bemühungen konnte ich mich nicht mehr an Louies komplizierten Klingel-Rhythmus erinnern, deshalb versuchte ich auch gar nicht erst, ihn auszuprobieren. Wahrscheinlich musterte sie mich erst einmal ausgiebig durch das Guckloch in der Tür. Dann machte sie auf.
»Unerwartet«, sagte sie. »Aber kein besonderes Vergnügen. Was wollen Sie, Boyd ?«
»Eine kleine Unterhaltung«, erwiderte ich.
Lulu trug einen duftigen blauen Spitzenbüstenhalter und passende Höschen. Das glänzende rote Haar fiel ihr noch immer in vermeintlicher Unordnung auf die Schultern herab, die nur die Kunst
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