Schwere Schuld / Der Wächter meiner Schwester - Zwei neue Romane in einem Band
zum Essen bringen?«
»Es macht mich nervös, wenn Sie zu nett sind«, murrte Minette.
»So sind wir nun mal. Ihre Freunde und Helfer.« Und wir brauchen deine Hilfe. »Etwas zum Knabbern?«
Minette erwog ihre Antwort, als hinge der Weltfrieden davon ab. »Ich nehme an, ich hätte nichts gegen einen Muffin. Irgendwas Fettarmes.«
»Kein Problem. Bin gleich wieder da.«
Während Amanda jemanden losschickte, um die Muffins zu holen, beobachtete Barnes Minette durch einen Einwegspiegel. Sie machte einen eher müden als nervösen Eindruck, und um das noch zu unterstreichen, legte sie den Kopf auf die Arme und schloss die Augen. Fünf Minuten später war sie am Schnarchen.
Amanda kam in den Beobachtungsraum. »Falls die Frau sich Sorgen macht, kann sie das gut verbergen.«
»Vielleicht hat sie keinen Grund, sich schuldig zu fühlen.«
»Wir haben alle irgendeinen Grund, uns schuldig zu fühlen, es ist nur eine Frage der Intensität.« Eine Polizistin trat ein und reichte Amanda die Tüte mit den Leckereien. Sie gab sie an Barnes weiter, der einen Kleiemuffin herauszog und die Hälfte mit einem Bissen vertilgte. Zur Erklärung gab er an: »Heute Morgen keine Zeit zum Essen gehabt.«
»Was hast du denn getan, während ich für Ms. Padgett den Babysitter gespielt habe?«
»Der offizielle Gedenkgottesdienst für Davida ist morgen Nachmittag um zwei in Sacramento. Ich wollte danach ein Gespräch mit Lucille Grayson vereinbaren.«
»Vielen Dank, dass du mich unterrichtest.«
»Ich unterrichte dich jetzt«, sagte Barnes. »Ich habe uns
Fahrkarten für den Mittagszug besorgt.« Er aß seinen Muffin auf und erhob sich. »Bereit?«
»Klar. Hören wir doch mal, was Dornröschen zu ihrer Verteidigung zu sagen hat.«
Sanft rüttelte Amanda Minette an der Schulter. Minette schreckte aus dem Schlaf hoch, und es dauerte ein paar Augenblicke, bis sie sich erinnerte, wo sie war. Ein dünner Spuckefaden hing aus ihrem Mundwinkel. Sie saugte ihn auf und wischte sich die Lippen mit dem Handrücken ab. »Mann.« Minette trank einen Schluck Kaffee. »Ich bin müder, als ich dachte. Müssen wir das jetzt machen?«
»Je eher wir fertig sind, desto größer ist unsere Chance, einen Mörder zu fassen«, sagte Barnes.
»Nehmen Sie einen Muffin.« Amanda hielt ihr die Tüte hin. »Sie können alle essen, wenn Sie wollen.«
Minette holte den mit den Blaubeeren heraus. »Einer reicht. Danke.«
»Hier sind ein paar Servietten … Soll ich noch etwas Kaffee nachschenken?«
»Auf jeden Fall.«
»Bin sofort zurück.«
Sobald Amanda gegangen war, sagte Barnes: »Noch mal mein herzliches Beileid.«
»Danke. Können wir hiermit weitermachen?« Sie schaute auf ihre Uhr. »Ich hab wirklich einige Sachen, die ich erledigen muss.«
Barnes lächelte, und Amanda kam mit dem Kaffee zurück.
»Da wären wir. Sonst noch was?«
»Ms. Padgett ist eine vielbeschäftigte Frau«, sagte Barnes ohne eine Spur von Ironie. »Wir sollten anfangen. Bevor wir zu Davida kommen, habe ich ein paar Fragen an Sie, die den Einbruch in Ihrer Wohnung betreffen.«
Minette spähte über den Rand ihrer Kaffeetasse. »Yeah?«
»Sie haben in Ihrer Anzeige angegeben, Sie glaubten nicht, dass irgendetwas fehle. Trifft das immer noch zu?«
»Das hab ich nicht gesagt. Ich hab gesagt, ich wäre nicht sicher.«
»Aber Ihre Wertsachen … Bargeld, Schmuck, teure Gegenstände … sind die alle noch vorhanden?«
»Ich glaube, es fehlt Bargeld.«
»Sie glauben?«, fragte Amanda.
»Yeah, Davida hatte immer Bargeld in der Wohnung. Zweihundert. Vielleicht mehr. Ich habe nur fünfzig gefunden, also haben die Einbrecher vielleicht den Rest genommen.«
»Und Ihr Schmuck?«
Minette zuckte die Achseln. »Ich nehme an, es ist alles da. Ich hab nicht jedes einzelne Stück kontrolliert. Was hat das mit Davidas Ermordung zu tun?«
»Vielleicht nichts.« Barnes rückte näher heran. »Wir befinden uns in einem kleinen Dilemma, Minette, und wir brauchen Ihre Hilfe. Zuerst dachten wir, der Einbruch gehe auf das Konto von Davidas Mörder, dass er oder sie nach etwas Bestimmtem gesucht hätte. Das klingt sinnvoll, stimmt’s?«
Minette nickte.
Barnes fuhr fort. »Aber dann wurde uns klar, dass Davidas Büro nicht verwüstet worden war. Also überlegen wir, warum wohl Ihre Wohnung verwüstet wurde und das Büro nicht.«
»Also glauben wir jetzt, dass die beiden Vorfälle vielleicht gar nichts miteinander zu tun haben«, sagte Amanda.
»Was glauben Sie denn?«, fragte
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