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Schwere Schuld / Der Wächter meiner Schwester - Zwei neue Romane in einem Band

Schwere Schuld / Der Wächter meiner Schwester - Zwei neue Romane in einem Band

Titel: Schwere Schuld / Der Wächter meiner Schwester - Zwei neue Romane in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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noch eine lange Pause. »Tristan und ich haben beide den Mantel des Zölibats angelegt.«
    Schweigen.
    Sheralyn Carlson lächelte. »So genannte Erwachsene schaudern bei dem Gedanken an so genannte pubertäre Sexualität, aber wenn die so genannten Pubertären sich der Sexualität enthalten, finden die so genannten Erwachsenen das bizarr.«
    »Ich nehme an, die Vorstellung ist in unseren Breiten nicht zu abwegig«, sagte Baker. »Kirchgänger jeden Mittwoch und Sonntag mit der Regelmäßigkeit eines Uhrwerks.«
    Sie runzelte die Stirn. »Mir ging es darum, dass Tristan und ich uns dafür entschieden haben, unser Innenleben auszuweiten. Seit seinem letzten Schuljahr.«
    »Kunst und Musik«, sagte Lamar.
    »Das Innenleben«, wiederholte das Mädchen.
    »Nun ja, das ist prima, Sheralyn. Und jetzt wohnt er zu Hause. Sehen Sie sich häufig?«
    »Zu Hause und in der Umgebung.«
    »In welcher Umgebung?«
    »Er neigt dazu, von der Sixteenth Street angezogen zu werden.«
    »Auf der Suche nach einem Plattenvertrag an der Music Row?«
    »Tristan hat nahezu kein Gehör für Tonhöhen, aber er
schreibt sehr gern. Die naheliegende Entscheidung ist die für Songtexte. Seit einem Monat versucht er den Philistern an der Music Row seine Texte zu verkaufen. Ich habe ihn gewarnt, dass er dort nichts antreffen wird als krassen Kommerzialismus, aber Tristan kann ziemlich beharrlich sein.«
    »Vom Sportcrack zum Songschreiber«, sagte Baker. »Wie hat seine Mom das verkraftet?«
    »Um es verkraften zu können, müsste es ihr was ausmachen.«
    »Sie ist teilnahmslos.«
    »Sie müsste daran glauben, dass andere Menschen existieren, um in eine Art Kategorie wie ›teilnahmslos‹ zu fallen.«
    »Mrs. Poulson lebt in ihrer eigenen kleinen Welt«, sagte Lamar.
    »Wobei klein das entscheidende Wort ist«, erklärte Sheralyn Carlson. »Sie ist lange genug aus ihr ausgebrochen, um Tristan zu sagen, dass er zu gut für mich sei.« Schiefes Lächeln. »Wegen dem hier.« Sie berührte ein Auge an der Seite. »Die epikanthische Falte übertrumpft alles.«
    »Sie ist eine Rassistin«, sagte Baker.
    »Nun ja«, sagte das Mädchen, »die hat es bekanntlich seit mehreren Jahrtausenden in verschiedenen Zivilisationen gegeben.«
    Sie bemühte sich darum, frisch-fröhlich zu klingen, aber bei der Erinnerung an die Kränkung hatte sich ihre Stimme verkrampft.
    Eine von der Sorte mit hohem IQ, die sich hinter Worten versteckte, dachte Lamar. Auf längere Sicht funktionierte das selten.
    Er sagte: »Darüber kann Tristan nicht glücklich gewesen sein.«
    »Tristan hat gelacht«, erwiderte Sheralyn Carlson. »Ich habe gelacht. Wir haben uns beide großartig amüsiert.«
    Die Detectives antworteten nicht.

    » Sie «, sagte das Mädchen. Ließ das Wort ein paar Sekunden in der Luft hängen. »Sie - okay, ich will das Bild für Sie mit einer Anekdote ausschmücken. Als Tristan in der Brown anfing, war er mit seinem rasierten Schädel und seinem jugendlichen Optimismus der Inbegriff des Modellathleten. Zum Ende seines ersten Semesters hatten seine Haare seine Schultern erreicht, und sein Bart war voll und flauschig; er bekam einen schönen, männlichen Bart. Zu dem Zeitpunkt regte sich bei ihm der Verdacht, aber sie leugnete alles.«
    »Welcher Verdacht?«, fragte Baker.
    »Wer sein wahrer Vater war.«
    »Er bezweifelte, dass Mr. Poulson sein -«
    »Detective Southerby«, sagte das Mädchen, »warum sind Sie nicht ehrlich? Sie sind wegen der Ermordung von Jack Jeffries hier.«
    Baker hatte seinen Nachnamen einmal erwähnt, als sie sich der Familie vorstellten. Die meisten Leute machten sich nicht die Mühe, ihn sich zu merken. Diesem Mädchen entging nichts.
    »Fahren Sie fort«, sagte er.
    »Während Tristans gesamter Kindheit hat sie immer wieder über Jack geredet. Zuweilen unablässig. Tristan wusste, dass ihre Beziehung zu Lloyd asexuell war, und er bemerkte das Glitzern in ihren Augen, wenn Jacks Name ins Spiel kam. Er stellte sich die Fragen, die sich jeder mit einem Verstand Begabte gestellt hätte. Als dann die Innenwelt ihren Sog auszuüben begann und er anfing zu schreiben, verwandelten sich die Fragen in eine Phantasie.«
    »Darüber, dass Jack Jeffries sein wirklicher Vater war«, sagte Baker.
    »Jeder Heranwachsende hat sie«, erklärte Sheralyn Carlson. »Fluchtphantasien, die Gewissheit, dass man adoptiert worden sein muss, weil diese Außerirdischen , mit denen
man sich unter einem Dach befindet, unmöglich in einer biologischen Verbindung zu einem

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