Schwert des Aufruhrs
Gareth Sinclair nun ebenso überzeugend den Vermittler. Plötzlich war er verständnisvoll und hilfreich, ja, beinahe mitfühlend.
»Sir. Viscount. Als Senator sind Sie erledigt. Es könnte durchaus sein, dass Sie alle Titel und Ländereien verlieren, bevor das hier ein Ende findet, aber das hängt davon ab, was Ihnen an Freunden noch bleibt. Der Exarch ist in einer Position, die ihm gestattet, sich dem ersten Senator gegenüber, der ihm die Treue beweist, als großzügig zu erweisen.«
Conner nickte. »Ihr wollt, dass er die anderen ans Messer liefert.«
»Wollen? Wir erwarten es von ihm. Und nur, damit ihr es wisst, Maya Avellar ist momentan dabei, unserem zweiten Kandidaten dasselbe Angebot zu machen. Der Erste, der zugreift, sichert sich im Gegenzug die volle Unterstützung des Exarchen.«
Eine saubere und elegante Lösung. Sauber und elegant für den Exarchen. Für die Monroes bedeutete es den Ruin. Natürlich konnte Conners Vater sein Amt niederlegen, aber der Skandal würde sie für alle Zeiten verfolgen. Siebzehn Jahre direkter Dienst an der Republik, fünf Generationen Familienehre, mit einem Schlag ausgelöscht. Das war ein Schlag, dessen Härte sich ein Außenstehender kaum ausmalen konnte.
»Wenn Sie mich entschuldigen«, flüsterte Gerald Monroe. Mit hängenden Schultern und gesenktem Blick trat er an Gareth Sinclair vorbei und schob sich durch die Tür in seine Büroräume.
»Das Angebot gilt, bis Maya sich bei mir meldet«, stellte Gareth fest, und nun, da Gerald sie verlassen hatte, träufelte er etwas Mitleid in seine Stimme.
Mitleid mit dem Senator? Oder mit Conner?
»Hat dir das Spaß gemacht?«, fragte er und machte sich keine Mühe, seine Wut zu verbergen. »Das war ganz und gar unnötig.«
»Tatsächlich?« Gareths Mitleid verschwand schlagartig, er wurde wieder eiskalt. »Welcher Teil genau?«
»Alles. Du hättest gleich mit dem Angebot für den Senator herauskommen können, statt ihn erst so durch die Mangel zu drehen. Stone, Mann, du hättest es mir sagen können. Ich hätte ihn möglicherweise ohne einen Kampf überredet.«
Gareth Sinclair ließ es sich durch den Kopf gehen. Ein kurzes Aufflackern von Schmerz in seinem Blick verriet, dass er sein Opfer zwar mit gnadenloser Effizienz verfolgt, das aber nicht genossen hatte.
Schließlich schüttelte der junge Paladin allerdings den Kopf.
»Zu riskant. Ein freundliches Auftreten hätte bei den Senatoren den Eindruck erwecken können, wir wären geschwächt und würden bluffen. Es muss ihnen klar werden, dass wir es todernst meinen, Conner.« Gareths Miene verhärtete sich, seine Augen wurden kalt wie Malachit. »Und nur, damit du es weißt. Mir ist sehr wohl bewusst, wie schwer es sein kann, zwischen seiner Familie und dem Exarchen zu stehen. Für mich habe ich die Entscheidung getroffen. Es tut mir leid, dich dazu zwingen zu müssen.«
»Es wird uns noch eine Menge leidtun, bevor das hier vorüber ist«, blaffte Conner zurück.
»Mag sein. Aber ich kann ruhig schlafen.« Dann drehte sich Gareth Sinclair mit einem kurzen Nicken um und ging in aufrechter Haltung davon. Ein Mann, der unter einer unangenehmen, in seinen Augen aber notwendigen Pflicht Stärke bewies.
Conner war sich da nicht so sicher. War Gareth wirklich bewusst, welche Verwüstung er heute angerichtet hatte? Es stand zu hoffen. Der Mann war schließlich selbst Adliger, mit einem ausgedehnten Familienbesitz in der Region Skye. War ihm bewusst, dass mächtigere Adlige als der Viscount im Blutrausch nach einem Schauprozess dessen Besitztümer auf Markab unter sich aufteilen würden?
Und Asai Rhys, Conners Mutter. Ihre Geschäfte würden sich in Luft auflösen, und sie würde für den Rest ihres Lebens mit dieser Schande leben müssen -falls sie sich nicht auf ihr Samuraie besann und Seppuku beging.
Was Conner betraf: Seine Chance auf eine weitere Beförderung lag bei Null. Doch das kümmerte ihn wenig. Als Ritter der Sphäre diente er dem Exarchen bereits in einer Position, von der die meisten nur träumten. Die Position eines Paladins war nie mehr als eine ferne Fantasie gewesen.
Conner ging vor dem Büro seines Vaters auf und ab, rang mit den Alternativen, versuchte sich darüber klar zu werden, was man jetzt von ihm erwartete. Die Familie oder die Republik. Er hatte einen Eid geschworen. Natürlich hatte er gewusst, dass es zu einem derartigen Konflikt kommen konnte, aber wirklich damit gerechnet hatte er nicht.
Damit zumindest hatte Gareth recht gehabt.
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