Schwert und Laute
doch nicht so große Mengen.«
»Von hier und da. Islay, Mull, Skye... Von Leuten, die bereit sind, uns zum Freundschaftspreis zu beliefern.«
»Und wer zieht Gewinn aus diesem Handel?«
»Der Clan«, sagte er, umschloss meine Taille mit seinen großen Händen und presste mein Becken gegen seinen Unterleib.
Ich schlang die Arme um seine breiten Schultern und stellte mich auf die Zehenspitzen, um ihn zu küssen und ihm tief in die Augen zu sehen.
»Und du auch, vielleicht?«
»Ein wenig«, gestand er.
Er verzog einen Mundwinkel.
»Was sagt der Chief, John, dazu?«, fragte ich und spielte in seinem Nacken mit seiner Mähne.
»Er schließt die Augen. Aber wenn ich gefangen werde, falle ich allein.«
»Niemand wird dir helfen?«
»Niemand. Du musst verstehen, dass der Clan sich nicht erlauben kann, noch einmal zur Zielscheibe von Unterdrückungsmaßnahmen der Regierung zu werden. Wahrscheinlich würde
man mich in die Kolonien verbannen, auf irgendeine Plantage. Du könntest ja nachkommen«, setzte er mit einem rauen Auflachen hinzu.
»Liam«, sagte ich bestürzt. »Das ist nicht komisch. Warum tust du das?«
»Von etwas muss man ja leben...«
Er zögerte und runzelte die Stirn.
»Die Ladung wird in ungefähr einem Monat an der Küste ankommen.«
»In Arbroath?«
»Nein, in Arbroath ist es zu gefährlich geworden. Wir übernehmen sie ein Stück weiter nördlich, in der Bucht von Lunan, auf der Landzunge von Lang Craig. Um die Sassanachs zu täuschen, wird ein Fischerboot unter holländischer Flagge von Flandern aus in See stechen.«
»Ich werde dich begleiten.«
»Dann muss ich dir aber beibringen, wie man die Waffen handhabt, a ghràidh «, sagte er in spöttischem Ton.
»Genau, mo rùin , und dann werde ich die gefürchtetste Frau in den Highlands sein!«
»Da können unsere Kinder aber unseren Enkeln am Kaminfeuer schöne Geschichten erzählen«, meinte er lachend.
Bei dem Gedanken an das Kind, das bereits unterwegs war, krampfte sich mein Magen zusammen.
Ich hätte es ihm so gern gesagt, aber leider wusste ich ganz genau, dass er mich auf der Stelle unter strenger Bewachung nach Carnoch zurückgeschickt hätte. Ich musste also warten, bis diese ganze Geschichte vorüber war, und ich wünschte nur, dass es so rasch wie möglich so weit sein würde.
Drei Stunden später kehrten die Männer von Finlarig Castle zurück und brachten die von Breadalbane mit eigener Hand unterzeichnete Vereinbarung mit. Die Jagd war eröffnet.
Am nächsten Tag brachen wir nach Glencoe auf, wobei wir es sorgfältig vermieden, durch Killin zu kommen. Für eine bis an die Zähne bewaffnete Kriegertruppe in den Farben der Clans von Lochaber wäre es ziemlich schwierig gewesen, in einer Stadt
der Campbells unbemerkt zu bleiben. Nach einem halbtägigen Ritt durch die Berge schlugen wir unser neues Lager auf den Höhen des Carn Gorm auf, oberhalb von Carnusvrachan. Cameron schickte zwei Kundschafter aus, um Campbell aufzuspüren. Seit etwa einer Woche hatte man ihn nirgendwo mehr gesehen. Doch zwei Tage später stießen wir bereits zufällig auf ihn und seine Bande.
Wir befanden uns in der Nähe von Inverar auf Patrouille. Allan Cameron, Robbie MacLear und Isaak begleiteten uns. Wir schickten uns eben an, unverrichteter Dinge wieder zurückzureiten, als eine Gruppe von Reitern an der Biegung des Weges auftauchte. Sofort befahl Liam uns, in dem Kiefernwald, der die Straße säumte, in Deckung zu gehen. Die Truppe passierte direkt vor unserer Nase: elf Männer, von denen drei ihren Sattel mit so genannten »Damen« teilten. Liam beschloss, ihnen in vorsichtiger Entfernung zu folgen.
Die Bande machte an einer baufälligen Hütte aus Steinen und Torf Halt, die halb unter der Flanke des Hügels vergraben lag. Dieser Unterstand diente wahrscheinlich den Viehhirten als Unterkunft, wenn sie die Herden zur Sommerweide trieben. Ein schmaler Rauchfaden stieg aus einem Loch in der Mitte des Dachs auf. Dort würden sie also die Nacht verbringen. Zwei Männer standen Wache, drei weitere schlenderten um die Pferde herum, die an einem einzeln stehenden Baum angebunden waren. Ein Mann holte Wasser aus einem Brunnen, und ein weiterer beschäftigte sich damit, die Satteltaschen zu leeren.
Gut versteckt hinter einem dichten Dickicht aus jungen, von Ranken durchzogenen Föhren, beobachtete Liam sie scharf. Er achtete darauf, sein Hemd, das in der Sonne hell aufleuchtete, mit seinem Plaid zu bedecken. Wenn man uns bemerkte, befanden wir uns
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