Schwert und Laute
hervorhuschten, eilig auf die Kisten zuliefen und rasch prüften, ob sie gut befestigt waren. Dann spannten sie ein Pferd davor. Niemand unternahm etwas, um sie daran zu hindern. Meinetwegen verlor Liam jetzt seine kostbare Waffenladung. Ich sah ihn an. Er hatte mich nicht aus den Augen gelassen. Ich wollte ihm sagen, wie leid es mir tat, doch das gelang mir nicht. Der Schmerz entlockte mir nur ein schwaches Stöhnen.
Dann schienen die Ereignisse sich zu überschlagen. Sobald der Karren sich auf gleicher Höhe mit uns befand, zwang Campbell
mich, hinaufzuklettern. Ich fiel auf die Kisten, und der metallische Geschmack von Blut erfüllte meinen Mund und bereitete mir Übelkeit. Alles drehte sich um mich, als wir losfuhren. Das Rumpeln des Wagens verstärkte den Schmerz in meinem Schenkel noch. Ich betastete meine Wunde und spürte, dass mir die Röcke an der Haut klebten. Ein Brennen am Hals erinnerte mich plötzlich daran, dass dort eine Stahlklinge gesessen hatte. Er würde mir die Kehle aufschneiden... Der Bastard hielt sich nicht an die Abmachung.
Ich hörte, wie jemand meinen Namen rief. Mir wurde furchtbar schlecht. Immer noch ruckelte der Wagen zwischen den Bäumen hindurch, und die Zweige zerkratzten und zerschlugen mich. Ein Rabe krächzte. In meinem Kopf ging alles durcheinander, und in meinen Ohren rauschte es. Ich versuchte, die Augen offen zu halten. Dann spürte ich einen heftigen Stoß in den Rücken und stürzte ins Nichts.
Der Schmerz lähmte mich. Langsam öffnete ich die Augen und nahm zuerst ein schillerndes Mosaik wahr. In den Zweigen, die einen Baldachin über mir bildeten, gingen Violetttöne in Rosa und Blau über. Der Anblick erinnerte mich an die wunderschönen Glasfenster der St.-Giles-Kathedrale in Edinburgh.
Ich versuchte, mich auf die Seite zu drehen, blieb jedoch liegen und stieß einen erstickten Schrei aus. Immer noch knallten, nicht weit von mir entfernt, Schüsse durch das Unterholz. Ein Geruch nach Schießpulver, Moos und Kiefern umschwebte mich, stieg mir in Nase und Lungen und reizte meine Augen und meine Kehle. Männer schrien, und dann hörte ich das laute Hufgetrappel einer Gruppe Pferde, die sich entfernte. Stille senkte sich herab, in der jetzt nur noch mein stoßweises Atmen zu hören war.
Ich war wie gelähmt. Hatten die Männer die Verfolgung aufgenommen und mich hier allein zurückgelassen? Oder waren sie etwa getötet worden? Ich stöhnte vor Angst und unter diesem Schmerz, der unerträglich geworden war. Oh mein Gott, ich würde hier sterben! Nein, nicht hier! Mein Vater würde niemals die Wahrheit erfahren... Ich stieß einen markerschütternden Schrei aus.
Eine warme Hand legte sich auf meine Wange und strich mir
dann sanft über die Haare. Tröstende Worte drangen an mein Ohr. Vor Erleichterung keuchte ich so heftig auf, dass ich meinen eigenen Atem als feuchten Nebel auf meinem Gesicht spürte.
»Das wird schon wieder, Caitlin. Fan sàmhach, fan sàmhach, ganz ruhig.«
Liam sprach mit warmer, sanfter Stimme auf mich ein. Darin klang nichts mehr von der gewohnten Kälte. Und dabei hatte er meinetwegen die Frucht langer Monate der Arbeit und viel Geld verloren. Ich fuhr fort, das bewegliche Mosaik über mir zu betrachten, und er streichelte weiter mit einer Hand mein Haar, während er mich mit der anderen von meinem Umhang befreite. Unendlich behutsam betastete er meinen Hals.
Langsam ließ er die Finger über meine Haut gleiten und folgte leise fluchend der Schnittwunde. Dann hob er vorsichtig meinen Rock. Ich zuckte heftig, als seine Hand über mein Bein strich und bis zu meinem Schenkel hinaufwanderte, doch er drückte mich zurück und beendete seine Untersuchung. Er stieß einen wütenden Fluch aus, der alles über seine Diagnose verriet.
»Ich glaube, dieses Mal ist es Euer Blut, das Eure Kleider befleckt, mo maiseag, meine Hübsche. Dieser Hundesohn...«
Colin gesellte sich zu uns. Er war völlig außer Atem.
»Die Männer sind fort. Sie haben Isaak verletzt, aber nicht schwer. Wir haben es für das Beste gehalten, sie laufen zu lassen, denn wir wollten auf keinen Fall noch einen Mann verlieren.«
Colins Gestalt beugte sich über mich.
»Geht es Euch gut, Caitlin?«, fragte er.
»Nein, mir geht es überhaupt nicht gut«, schimpfte ich wütend.
»Verflucht«, murmelte er.
Liam schob einen Arm unter meinen Knien hindurch, legte mir den anderen um den Rücken und hob mich behutsam hoch. Der Schmerz durchfuhr mich wie eine glühende Lanze, und eine
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