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Schwert und Laute

Schwert und Laute

Titel: Schwert und Laute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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herum. Du solltest vorsichtiger sein und dich von einem der Männer des Clans begleiten lassen. Dein Bruder müsste mit dir kommen.«
    Meghan errötete heftig und wandte sich sichtlich aufgewühlt ab.
    »Ich weiß mich zu verteidigen«, stotterte sie und schüttelte ihre mit Krümeln bedeckten Röcke aus. »Ich habe schon einmal
einen Mann verletzt, der versucht hat, mir Gewalt anzutun.«
    Ihr Blick verdüsterte sich. Sie runzelte die Stirn und musterte ihre schmalen Hände, deren Nägel viel zu sauber und perfekt geschnitten waren.
    »Das war bei dem Massaker«, begann sie. »Effie, mein Bruder und ich lebten in Achtriochtan, dem entlegensten Dorf des Tals. Es lag in der Nähe des Loch und war das Dorf der Barden.«
    Sie änderte ihre Haltung, um sich auf einen Arm zu stützen.
    »Wusstest du, dass Effie prophetische Kräfte besitzt?«
    »Nein«, gab ich zurück und zog erstaunt eine Augenbraue hoch.
    »Sie hatte das Geschehen vorausgesehen... Sie wusste es, doch sie schwieg. Es war zu furchtbar, um wahr zu sein. Sie sagte sich, sie müsse sich geirrt, ihre Vision falsch gedeutet haben.«
    »Das Massaker... sie hatte es gesehen? Ohne jemandem davon zu erzählen?«
    »Nur mir«, sagte sie und riss einen Grashalm aus. »Und sie ließ mich schwören, es nicht weiterzusagen. Wovor ich mich auch wohlweislich gehütet habe, denn einer der Campbell-Soldaten, John Mackinlay, machte mir den Hof. Ich hätte nie gedacht...«
    Abrupt unterbrach sie sich, biss sich auf die Unterlippe und schloss die Augen.
    »Er war so freundlich«, fuhr sie mit rauer Stimme fort. »Dass Effie und ich heute noch leben, haben wir ihm zu verdanken. Wir schliefen noch, als ein Soldat in unsere Hütte kam. Mein Bruder war in dieser Nacht nicht nach Hause gekommen. Er hatte bei einem Freund Karten gespielt. Jedenfalls hatte der Soldat mich beim Hemd gepackt und mich zum Tisch geschleift... Doch seit sich die Campbell-Männer in Glencoe aufhielten, trug ich immer einen Dolch bei mir. Ich hatte den Soldat am Arm verletzt, und in diesem Augenblick trat John in die Hütte und schlug den Mann von hinten mit einer Bank nieder...«
    »John Mackinlay?«
    »Ja«, flüsterte sie betrübt. »Er hat Effie und mir bei der Flucht geholfen...«
    Sie seufzte, warf den Grashalm weg und riss einen zweiten aus.

    »Ich habe keine Ahnung, was später aus ihm geworden ist. Wahrscheinlich ist er auf dem Kontinent gefallen, in einer der Schlachten gegen die Franzosen. Ich denke oft an ihn; ich mochte ihn gern. Effie und ich sind dann durch den Pass von Glencoe gen Osten geflüchtet, und dann sind wir bis zum Coire Gabhail geklettert, einem entlegenen Tal in den Abhängen der ›Drei Schwestern ‹. Dort hatte der Clan stets das gestohlene Vieh versteckt. Ein anderer Ausweg blieb uns nicht. Unsere Berge sind wie Mauern, die unsere Festung waren, doch nun waren sie uns zum Gefängnis geworden. Einigen Männern aus Achtriochtan war es gelungen, über Aonach Dubh zu gehen, und sie waren durch den Lairig Gartain bis nach Dalness im Glen Etive gelangt, aber für die Frauen und Kinder war dieser Weg zu gefährlich und unmöglich zu bewältigen. Effie ist sehr stark. Ich hatte schon gedacht, sie würde es nicht überstehen. Es war so kalt... Und die Schreie, die Musketenschüsse, das Jaulen der Hunde, das Gebrüll der Offiziere, die Befehle schrien... Bei Nacht höre ich es immer noch oft.«
    Heftig schüttelte sie ihre feuerrote Mähne und rieb sich energisch die Arme.
    »In wenigen Stunden war Glencoe nur noch ein blutiger Fluss unter einer Rauchglocke. Wir kamen bei den Macdonalds von Dalness unter. Die Männer des Clans mussten bis zum Ende des Sommers weit verstreut in Höhlen in den Bergen leben, wo sie abwarteten, ob die Soldaten zurückkehren würden, um ihr Zerstörungswerk zu vollenden. Wie wilde Tiere haben sie gelebt und sich von allem ernährt, was sie finden konnten. Sie waren nur noch Schatten ihrer selbst. Liam war zusammen mit Alasdair in eine Höhle am Meall Mor geflüchtet. Sie sind erst im Spätherbst, vor der großen Kälte, herausgekommen. Wir Frauen und Kinder lebten zusammengepfercht in den Hütten der Menschen, die uns aus Barmherzigkeit aufgenommen hatten.«
    Durchdringend, mit herablassender Miene, sah sie mich an.
    »Liam braucht eine Frau, die ihn versteht, die weiß, was er ertragen hat, verstehst du?«
    »Und was bringt dich zu der Überzeugung, dass du diese Frau bist? Dass Liam dich will?«

    Stolz reckte sie die Schultern, so dass der Stoff ihres

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