Schwert und Laute
Liam, den du begehrst«, fiel er in schroffem Tonfall
ein. »Ich habe es von Anfang an gespürt, doch ich habe mich geweigert, es zu erkennen. Oh, Caitlin, ich hatte so gehofft, mich so sehr danach gesehnt, dich für immer in den Armen zu halten.«
»Ich schätze dich, Colin. Du bist mir sehr teuer.«
»Sehr teuer... Schon gut.«
Mit der Spitze seines Zeigefingers streichelte er meine feuchte Wange und fuhr dann den Umriss meiner Lippen nach. Ein zweiter Krampf zog meinen Bauch zusammen, und ich unterdrückte ein Stöhnen und schloss die Augen. Als ich sie wieder aufschlug, war Colin vor mir in die Hocke gegangen und hatte meine Hände ergriffen, um sie an seine Lippen zu führen. Kalter Schweiß lief mir den Rücken hinunter.
»Ich liebe meinen Bruder, Caitlin«, flüsterte er und drückte einen Kuss auf meine feuchte Handfläche. »Ich werde ihn niemals verraten, und wenn ich dafür mit meinem Leben bezahlen muss, und ich weiß, dass er das Gleiche für mich tun würde. Außerdem verdanke ich ihm bereits ein Mal mein Leben.«
»Wie denn das?«
Er fuhr mit dem Finger an seinem Hemdkragen entlang und zuckte leicht zusammen.
»Erinnerst du dich noch, wie ich dir einmal erzählt habe, dass man mir die Schlinge schon um den Hals gelegt hatte?«
»Ja«, stammelte ich und dachte zurück an den Abend unter dem Sternenhimmel, an dem er mich gebeten hatte, bei ihm im Tal zu bleiben.
»Das geschah bei einem Viehdiebstahl, der schlecht ausging. Wenn Liam nicht mit den Männern des Clans zurückgekommen wäre, dann hätte ich mein Leben am Ende eines Hanfstricks ausgehaucht wie der arme Dougall Macmichael. Er hatte das Pech, vor mir an die Reihe zu kommen, weil er nicht aufhören wollte, die Männer von Bracaldine mit Beschimpfungen zu überschütten. Doug und ich waren von einem Kalb aufgehalten worden, das nicht mit der Herde gehen wollte; wahrscheinlich, weil seine Mutter bei den Tieren geblieben war, die mitzunehmen wir keine Zeit gehabt hatten. Doug wollte das Tier unbedingt haben, und da haben die Männer von Bracaldine uns umzingelt.«
Er schluckte.
»Das ist furchtbar«, sagte ich und drückte seine Hand, die immer noch meine umfasst hielt.
Seufzend schüttelte er den Kopf.
»Heute ist das kaum noch mehr als eine schlechte Erinnerung. Doch jetzt ist es Liam, dessen Hals in der Schlinge steckt«, sagte er mit rauer Stimme. »Das darf ich nicht zulassen... und ich...«
Erneut zog mein Magen sich schmerzhaft zusammen, und Colin bemerkte es.
»Geht es dir nicht gut, Caitlin?«
»Doch«, log ich und biss die Zähne zusammen. »Ein vorübergehendes Unwohlsein...«
Seine grauen Augen erforschten die meinen. Zögernd schob er eine Strähne zurück, die sich aus meinem Zopf gelöst hatte.
»Lächle einmal für mich, Caitlin. Ich liebe es, wie dann dieses Grübchen auf deiner Wange auftaucht.«
Ich fügte mich, um ihm die Freude zu machen. Sein Finger glitt über meine Haut und umrundete die kleine Vertiefung, ein Zug, den mir meine Mutter vererbt hatte.
»Herrgott! Dann muss ich mich wohl damit abfinden, dich wie eine Schwester zu lieben«, knurrte er stirnrunzelnd.
Er brummte und ließ die Hand in meinen Nacken gleiten, um mich an sich zu ziehen. Sanft legten seine Lippen sich auf meinen Mund, ein zarter, zurückhaltender Kuss. Langsam zog er sich zurück, wobei er mich beobachtete, und richtete sich dann auf.
»Glaub nicht, dass du daran schuld bist, was Liam passiert ist, Caitlin. Niemand konnte ahnen, wie die Sache sich entwickeln würde. Und wenn Liam es gewusst hätte, dann hätte er wahrscheinlich genauso gehandelt. Er wird zurückkommen, und du musst auf ihn warten, das hat er uns vor seiner Abreise deutlich zu verstehen gegeben.«
»Aber das war, bevor...«
»Er wird zurückkehren, Caitlin... Du musst auf ihn warten«, unterbrach er mich.
Er warf mir einen letzten schmerzerfüllten Blick zu und ging. Ich brach in heftige Tränen aus, die mir jetzt über die Wangen rannen.
»Oh mein Gott! Hab Mitleid mit mir!«, flüsterte ich.
Die Magenkrämpfe begannen jetzt erst recht, so dass ich mich zusammenkrümmen musste. Zu Beginn hatte ich geglaubt, sie seien das Ergebnis meiner inneren Unruhe und Angst, doch angesichts ihrer Heftigkeit begann ich zu argwöhnen, dass es sich um etwas anderes handelte. Eine Woge der Übelkeit stieg in mir auf, und ich konnte gerade noch zur Waschschüssel laufen, bevor ich mich erbrach.
Meine Arme und Beine fühlten sich taub an und kribbelten leicht. Ich wollte zur
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