Schwerter der Liebe
zurückgeschreckt.«
Letzteres schien der Wahrheit zu entsprechen, überlegte Nicholas. Kerr Wallace sah ganz nach einem Mann aus, der wusste, welchem Zweck seine Muskeln dienten. »Verzeihen Sie, Monsieur, doch bei allem Willen, Ihnen zu helfen, kann ich nicht Beihilfe zu einem Mord leisten.«
»Das werden Sie auch nicht. Wie gesagt, er bekommt eine Chance, mich davon abzuhalten. Und das gilt auch für einige andere Taugenichtse, es sei denn, ich bin nicht so gut wie mein erster Kontrahent.«
»Sie erwägen weitere Duelle?«
Kerr Wallace grinste ihn breit an. »Klingt so, nicht wahr? Aber nein, so blutrünstig bin ich nicht. Tatsache ist, dass ich mich dem alten Sam Houston anschließen will, um etwas gegen diesen Generalissimo Santa Ana zu unternehmen, der im Moment auf der anderen Seite des Rio Grande mächtig Staub aufwirbelt. Es sieht ganz so aus, als wolle er schon wieder versuchen, sich Texas einzuverleiben, um den Mächtigen in Europa zu zeigen, dass er noch nicht aufgegeben hat.«
»Dann ist es Santa Ana, den Sie töten wollen.«
»Das wäre auch keine schlechte Idee, muss ich sagen.« Einen Moment lang sah er zur Seite. »Also gut, ich schätze, ich erzähle Ihnen besser die ganze traurige Geschichte. Mein ältester Bruder und sein Freund haben sich vor einer Weile nach Texas aufgemacht, angestachelt von all dem Gerede über Unabhängigkeit und Freiheit und allem anderen, was solche Kerle hören wollen. Sie schlossen sich Lamars Rangern an und wurden auf dieses verdammte sinnlose Unternehmung nach Santa Fe geschickt.«
»Ah«, machte Nicholas.
»Genau. Macks Freund war ein sogenannter Gentleman aus Louisiana. Als es ihm auf den Ebenen zu heiß herging, stahl er Macks Essen und Wasser, und in der Nacht schlich er davon und lief zur mexikanischen Armee über, die ihnen auf den Fersen war. Mack war ein so idealistischer Dummkopf, dass er sich weigerte, irgendeinen Ersatz für seine gestohlenen Vorräte anzunehmen. Er meinte, es sei seine eigene Schuld, dass ihm alles weggenommen worden war, weil er so dumm war, dem falschen Mann zu vertrauen.«
»Er starb«, sagte Blackford mit leiser Stimme.
Nicholas hielt das für einen recht brutalen Kommentar, doch zugleich war es von Blacklord eine freundliche Geste, weil er dem Mann damit ersparte, diese schreckliche Wahrheit aussprechen zu müssen. Nicholas selbst sagte nichts, sondern wartete auf eine Reaktion.
»Er ... verlor wohl den Verstand, vermute ich. Vielleicht entschied er auch nur, sein Leben für einen guten Preis zu verkaufen. Jedenfalls führte er einen Trupp an, um ihren Bestand an Pferden aufzustocken, und kam nie mehr zurück. So steht es in dem Brief, der vor ein paar Wochen Kentucky erreichte. Er war in einem mexikanischen Gefängnis von einem Mann abgeschickt worden, der den Marsch und die Erschießungen überlebt hatte. Es dauerte eine Weile, bis der Brief bei meiner Mutter ankam. Mack hatte den Mann gebeten, diesen Brief zu schreiben, verstehen Sie?«
»Ja.« Nicholas verstand nur zu gut, weil er in einer ähnlichen Mission um die halbe Welt gereist war. Er schlug die Hände zusammen und sah den Mann an, der zu ihm gekommen war, um Unterricht zu nehmen.
»Und dieser Verräter, dieser Freund aus Louisiana ist der Mann, den Sie töten wollen.«
Kerr Wallace nickte knapp.
»Bien. Wir werden morgen mit der ersten Lektion beginnen.«
»Nicholas«, warf Blackford in warnendem Tonfall ein.
»Ich dachte, vielleicht könnten wir schon heute anfangen«, wandte Wallace ein.
»Mein Salon ist heute geschlossen«, antwortete Nicholas freundlich und ignorierte den Engländer.
Blackford räusperte sich. »Dein Problem von gestern Abend ...«
»Ich möchte Privatunterricht nehmen«, erklärte Wallace.
»Das wird natürlich teurer werden.«
»Ich versichere Ihnen, Sir, dass ich das Geld aufbringen kann.«
»Erinnerst du dich noch an deine kleine Verletzung?« Blackford blieb hartnäckig.
Nicholas warf ihm daraufhin einen ärgerlichen Blick zu, während er zu seinem neuen Kunden sagte: »In dem Fall können wir noch heute Nachmittag beginnen.«
»Hervorragend!«, rief der Mann aus Kentucky und zeigte zum ersten Mal seit Betreten des Fechtsalons ein ehrliches Lächeln. »Sie werden es nicht bereuen.«
Daran zweifelte Nicholas zwar, doch ein Mann hatte nun einmal seinen Stolz, und in diesem Fall war es ohnehin zu spät, um sich darüber noch Gedanken zu machen.
In diesem Augenblick hörten sie Schritte auf der Außentreppe. Es waren mehrere,
Weitere Kostenlose Bücher