Schwerter der Liebe
Grundstück. Auch bei den O’Neills konnte ihn niemand entdecken, wie Squirrels Stellvertreter Cotton berichtete, der aber auch anfügte, die Suche sei noch nicht abgeschlossen.
»Lisette und ich werden sofort nach Hause gehen, falls er doch noch dort auftaucht«, erklärte Caid, als sie nach einer weiteren Überprüfung aller dunklen Ecken in der Tordurchfahrt zusammenstanden.
Seine Frau nickte besorgt. »Ich kann es nicht fassen, dass Madame Armant einen solchen Aufruhr ausgelöst hat, der die Jungs weglaufen ließ. Ist ihr denn nicht klar, dass Squirrel und die anderen Gabriels Familie sind?«
»Frauen von diesem Schlag kümmern sich nur selten um mehr als ihr eigenes Wohl«, meinte Caid mürrisch.
»Juliette scheint mir ganz anders zu sein als ihre Mutter und ihre Schwester«, warf Celina nachdenklich ein. »Vermutlich liegt es daran, dass sie so viel Zeit unter Nonnen verbracht hat.«
Nicholas nickte zustimmend. »Richtig. Zudem wurde ihr schon von klein auf gesagt, sie müsse einen anderen Weg gehen.«
»Sie muss doch außer sich sein vor Sorge. Die Art, wie sie auf die Erkrankung des Jungen reagierte, war fast so wie die einer Mutter um ihr Kind. Wir haben am Abend lange Zeit über Kinderkrankheiten und ihre Heilmethoden geredet. Auf mich wirkte sie, als sei es ihr gar nicht recht, sich so lange Zeit nicht um den Jungen kümmern zu können. Aus gutem Grund, wie wir jetzt wissen.«
Nicholas, der seit seiner Ankunft immer noch seinen Hut aufhatte, nahm ihn erst jetzt kurz ab, fuhr sich mit den Fingern durchs Haar und setzte ihn gleich wieder auf. »Gabriel scheint von ihr auch sehr angetan zu sein. Ich kann mir fast nicht vorstellen, dass er ihr Schlafzimmer verlassen haben soll. Schließlich hatte sie ihm gesagt, sie werde später am Tag zurückkehren. Ich wüsste auch nicht, wo er sein könnte. Er würde doch entweder zu mir laufen oder hierher kommen.«
Blackford warf ihm einen langen Blick zu. »Du glaubst doch nicht etwa, jemand könnte ihn entführt haben.«
»Wer sollte das tun? Er ist nur ein Straßenjunge, und außer mir interessiert sich niemand für ihn.«
»Gibt es nicht vielleicht irgendetwas, was jemand von dir haben will?«, gab Caid zu bedenken, der so wie immer, wenn er sehr ernst wurde, in seinen leichten irischen Akzent verfiel.
»Ein Lösegeld, meinst du?«, erwiderte Nicholas, nahm erneut seinen Hut ab und musterte ihn gedankenverloren.
»Du bist vor Kurzem in den Besitz einer stolzen Summe
gelangt, wie jeder weiß. Oder vielleicht liegt es daran, dass jemand dich auf dem Kampffeld sehen will.«
»Kaum jemand weiß von meiner Verbindung zu den Jungs. Und in letzter Zeit gab es auch keine Herausforderungen.«
»Was einem Wunder gleichkommt«, sagte Caid, dessen Miene nahelegte, dass er diesen Kommentar aus reiner Gewohnheit gemacht hatte. »Was ist mit jenen, die dir wehtun wollen?«
»Indem sie Gabriel etwas antun wollen? Aber wer?«
»Das dürftest du besser wissen als wir.«
Seine Gegenfrage war rein rhetorisch gewesen, das wusste Nicholas, der abermals seinen Hut aufsetzte. Er wusste sehr genau, wer zu solchen Mitteln greifen würde, wollte aber nicht wahrhaben, dass jemand so tief sinken konnte. Außerdem wollte er nicht die logische Folgerung akzeptieren, die bedeutete, dass Paulettes Hilfe notwendig gewesen wäre, um Gabriel aus dem Haus der Armants zu schaffen.
»Aber jedem muss doch klar sein, dass ich früher oder später dahinterkomme und sich der Täter mir auf dem Kampffeld stellen muss.«
»Oder mir«, sagte Caid.
»Oder mir«, fügte Blackford an.
»So oder so«, erklärte Lisette entschieden, »wird es Zeit, die Suche auszudehnen. Wie Caid bereits sagte, werden wir uns jetzt auf den Heimweg machen und unterwegs nach ihm Ausschau halten.«
Rio nickte. »Blackford und ich können uns jeder eine Straße vornehmen, die zum Fluss führt.«
»Die Gendarmen, Nicholas, oder meinst du nicht?«, fragte Celina und berührte leicht seinen Arm.
»Einen Versuch ist es wert.« Die Polizeistreifen kannten die Jungs gut, doch es war eher zweifelhaft, dass sie sich besondere Mühe machen würden, um nach einem von ihnen zu suchen.
»Sei nicht so zynisch, mon cher «, sagte sie lächelnd. »Du hast schließlich soeben erfahren, dass du nicht der Einzige bist, dem diese Kinder am Herzen liegen.«
»Ja, ich weiß«, antwortete er. »Das ist auch das Einzige, was mir Hoffnung gibt.«
Jeder von ihnen machte sich auf den Weg, lediglich Celina blieb zu Hause, um sich um
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